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DOI: 10.1055/s-2004-833814
Sozialschichtzugehörigkeit und Trinkmuster in Deutschland und Finnland (aus dem Projekt GENACIS – „Gender, Alcohol and Culture: An International Study“)
Hintergrund: Hoher Alkoholkonsum und Rauschtrinken gelten als gesundheitliche und soziale Risikofaktoren. Unterschiede im Trinkverhalten stehen im Zusammenhang mit Unterschieden der Sozialschichtzugehörigkeit und sollten dementsprechend betrachtet werden. Ziel: Das zentrale Ziel dieser Studie ist die Untersuchung des Zusammenhanges zwischen Schichtzugehörigkeit und der Prävalenz von hohem Alkoholkonsum (20+/30+gr Reinalkohol für Frauen/Männer) bzw. regelmäßigem Rauschtrinken (mind. 1x/Monat). Um die Schichtzugehörigkeit empirisch zu bestimmen, wird ein landesspezifischer Indikator konstruiert, der auf den drei Einzelindikatoren formale Bildung, Beruf und Einkommen beruht. Methoden: Verwendet werden die Daten 7001 deutscher und 1339 finnischer Personen aus repräsentativen Erhebungen von 2000. Für die Bildung des Schichtindikators wird auf das Verfahren der optimalen Skalierung zurückgegriffen, um Variablen unterschiedlicher Skalenniveaus zu berücksichtigen. Altersadjustierte Odds-Ratios liefern Hinweise über das Trinkverhalten in verschiedenen sozialen Schichten. Ergebnisse: Das Konstrukt Sozialschicht ist über zwei Dimensionen erklärbar. Auf der ersten Dimension konvergieren die drei einzelnen Indikatoren. Bei der zweiten Dimension zeigen sich divergente Tendenzen zwischen Einkommen einerseits und Bildung und Beruf andererseits. Bezüglich der Analysen von Trinkmustern zeigt sich z.B. in Deutschland, dass Frauen mit einem mittleren formalen Bildungsabschluss und einem vergleichsweise hohen Einkommen häufiger zu den Rauschtrinkerinnen und Hochkonsumierenden gehören als Frauen anderer Sozialschichten. Diskussion: Durch die Verwendung des vorgestellten Indexes sind differenzierte Aussagen über das Trinkverhalten einzelner Bevölkerungsgruppen und die eindeutige Bestimmung von Risikogruppen möglich. Schlussfolgerungen: Die Bildung eines Schichtindexes vermeidet Vorannahmen über die ordinale Struktur von Bildungs- und Berufsvariablen. Dies ist vor allem bei internationalen Studien hilfreich, da sich die Bedeutung und das Zusammenspiel der Einzelindikatoren von Land zu Land unterscheiden.