Gesundheitswesen 2004; 66 - 82
DOI: 10.1055/s-2004-833820

Variationen von Arzneiverordnungshäufigkeiten im Jahresverlauf – Auswertungsmethoden und exemplarische Ergebnisse

TH Grobe 1, H Dörning 1
  • 1Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG)

Hintergrund: Häufigkeiten von Arzneiverordnungen variieren im Jahresverlauf bei tagesbezogener Auswertung erheblich, wobei kalendarische Effekte (Variationen in Abhängigkeit von Wochen- und Feiertagen) und erfassungsbedingte Effekte (artifizielle Zuordnung bei unvollständig erfasstem Verordnungsdatum) einen maßgeblichen Einfluss haben. Ziel: Der Beitrag beschäftigt sich mit Möglichkeiten zum Ausgleich der zuvor genannten Effekte. Erst nach einem Ausgleich werden steuerungs- oder gesundheitsbedingte Variationen der Verordnungshäufigkeit innerhalb eines Jahres deutlich. Methoden: Basis bilden Daten zu 26 Mio. Arzneiverordnungen für durchschnittlich 2,4 Mio. Erwerbspersonen mit Versicherung in der Techniker Krankenkasse in den Jahren 2002 und 2003. Berechnungen wurden für Arzneiverordnungshäufigkeiten insgesamt sowie für ausgewählte Arzneimittelgruppen durchgeführt. Der Darstellung von Variationen nach Durchführung einfacher Glättungsverfahren (gleitende Mittelwerte) werden Ergebnissen nach Differenzbildung von beobachten und erwarteten Verordnungshäufigkeiten auf der Basis von Regressionsmodellen unter Kontrolle der zuvor genannten Effekte gegenüber gestellt. Ergebnisse: In Bezug auf die Verordnungshäufigkeit insgesamt ließ sich für die Jahre 2002 bzw. 2003 in Regressionsmodellen 95% bzw. 94% der Varianz der tagesbezogenen Verordnungshäufigkeiten auf kalendarische und artifizielle Effekte zurückführen. Hinsichtlich einer Reihe von Arzneimittelgruppen mit ausgeprägten saisonalen Verordnungsspitzen liegen diese Werte entsprechend inhaltlicher Erwartungen deutlich niedriger (z.B. wurden lediglich 41% bzw. 45% der Varianz von Antihistaminika-Verordnungen durch kalendarische oder artifizielle Effekte erklärt). Diskussion und Schlussfolgerungen: Verordnungshäufigkeiten werden maßgeblich durch kalendarische und z.T. durch artifizielle Effekte bestimmt. Nach Ausgleich entsprechender Effekte werden inhaltlich relevante und interpretierbare Ergebnisse sichtbar, die in Bezug auf einzelne Arzneimittelgruppen charakteristische Unterschiede aufweisen und grundsätzlich auch bei Auswertungen zu Verordnungen zu beachten sind, welche nicht vollständige Jahresintervalle einbeziehen.