Gesundheitswesen 2004; 66 - 108
DOI: 10.1055/s-2004-833846

Patientenströme in der Drogenhilfe München – Eine Pilotstudie zur Qualität der Vernetzung

S Queri 1, M Servaty 1, G Eckstein 1, F Tretter 1
  • 1Bayerische Akademie für Suchtfragen in Forschung und Praxis e.V. (BAS e.V.), München

Hintergrund: Studien wie jene von Wienberg (1992), aber auch andere Untersuchungen zur Versorgung zeigen, dass die Transferrate der Klienten verschiedener Einrichtungen eines mehrstufigen Behandlungssystems gering ist und dass, beispielsweise bei Drogenabhängigen, hohe Abbruchraten (drop-outs) bei den einzelnen Maßnahmen zu verzeichnen sind (Backmund et al. 1998, Hirsch & Tretter, 2000). Im Sinne der aktuellen gesundheitsökonomischen Überlegungen sind einrichtungsübergreifende Kenntnisse über den Verlauf einer Suchtbehandlung in Bezug auf eine Verbesserung der Prozessqualität im Suchthilfesystem von hoher Relevanz. Es existiert bisher lediglich eine orientierende Modellrechnung hinsichtlich der Patientenbewegungen innerhalb des Suchthilfesystems in München (Tretter, 2000). Ziel: Es soll versucht werden, quantitativ zu beschreiben, inwieweit Suchtpatienten die verschiedenen Schritte im Verlauf einer Suchtbehandlung in der intendierten Weise durchlaufen beziehungsweise den Prozess vorzeitig beenden. Methoden: In elf Einrichtungen aus allen relevanten Versorgungssegmenten im Großraum München werden in zwei Erhebungswellen versorgungstechnisch relevante Merkmale von insgesamt etwa 500 Betreuungsfällen in anonymisierter Weise erhoben und im Verlauf beschrieben. Dazu wurde ein Fragebogen mit 19 Items entwickelt, der den individuellen Behandlungsverlauf in Bezug auf die verschiedenen Hilfe-/Einrichtungstypen erfassen soll. Ergebnisse: Die erste Erhebungswelle ist bereits abgeschlossen – die zweite läuft gerade. Es liegen uns bisher 252 ausgefüllte Fragebögen von Patienten in Substitutionspraxen, Entwöhnungs- und Entzugseinrichtungen, Beratungsstellen, Übergangseinrichtungen und niedrigschwellige Einrichtungen vor. Im Workshop werden die Ergebnisse beider Erhebungswellen vorgestellt. Diskussion/Schlussfolgerungen: Vermutlich pendeln einige Patienten zwischen bestimmten Einrichtungstypen und eine beträchtliche Anzahl erreicht das Therapieziel einer Einrichtung erst gar nicht. Die in der BAS e.V. organisierten Verantwortlichen aller beteiligten Versorgungssegmente werden diese hauptsächlich deskriptive Analyse nutzen, um Strategien zu entwickeln, die eine optimale Versorgung von Suchtpatienten unter Ausschöpfung aller indizierten Angebote sicherstellen.