Gesundheitswesen 2004; 66 - 113
DOI: 10.1055/s-2004-833851

Stichprobenausfälle bei der postalischen Befragung von LVA-Versicherten mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen: Selektionseffekte und Gründe für die Teilnahmeverweigerung im Projekt „Frühberentete ohne Rehabilitation

A Dreyer-Tümmel 1, G Langer 1, M Zimmermann 1, J Behrens 1
  • 1Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Hintergrund: Die unterschiedliche Teilnahmebereitschaft von Personengruppen an Befragungen kann eine systematische Verzerrung der Stichprobe und Einschränkungen hinsichtlich der Verallgemeinerbarkeit von Ergebnissen zur Folge haben. Besonders schwer wiegen Verzerrungen dann, wenn sie für zu vergleichende Gruppen in unterschiedliche Richtungen gehen. Ziel: In diesem Beitrag werden Stichprobenausfälle im Rahmen einer postalischen Befragung von Frührentnern mit und ohne sowie Altersrentnern mit Rehabilitation der LVA Sachsen-Anhalt zu Motiven und Gründen der (Nicht-) Inanspruchnahme medizinischer Rehabilitation (n=2.118) durch das Forschungsprojekt „Frühberentete ohne Rehabilitation“ analysiert und Konsequenzen für die Aussagekraft der Studienergebnisse diskutiert. Methoden: Mit den Routinedaten (Versichertenkonten) der LVA Sachsen-Anhalt steht dem Projekt für die Analyse der Stichprobenausfälle eine umfassende Datenbasis zur Verfügung. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Pretests eine Non-Responder-Befragung zu den Gründen der Nicht-Teilnahme an der Befragung durchgeführt (auswertbarer Rücklauf: n=47). Ergebnisse: Die Rücklaufquote der Befragung beträgt 53.1%. Sie fällt bei den Frührentenzugängen ohne Reha (m: 50.5%; w: 47.9%), bei Frauen und – mit Ausnahmen – bei Versicherten mit umfangreicheren Zeiten eines AFG-Leistungsbezugs vor dem Rentenzugang unterdurchschnittlich und bei Versicherten mit umfangreicheren Zeiten versicherungspflichtiger Beschäftigung überdurchschnittlich aus. Bei den Frührentnern ist die Altersgruppe 31–40 Jahre überproportional von Stichprobenausfällen betroffen, während sich für Frauen diesbezüglich kein einheitliches Bild zeigt. Als häufigste Gründe für die Nicht-Teilnahme werden im Pretest der Fragebogenumfang (44.7%) und Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes (40.4%) genannt. Diskussion/Schlussfolgerungen: Die bereits vorliegenden Befunde deuten zumindest auf einen leichten Bias hinsichtlich Alter sowie Stetigkeit des Erwerbsverlaufs hin. Die Bedeutung dieser und weiterer Selektionseffekte für die Aussagekraft von Ergebnissen der Befragung ist zu diskutieren.