Gesundheitswesen 2004; 66 - 114
DOI: 10.1055/s-2004-833852

Kontextfaktoren für eine erfolgreiche Rehabilitation Jugendlicher und Erwachsener nach Cochlea-Implantation

J Rodeck 1, M Mendler 1, C Rasinski 2, C Schlenker-Schulte 1, W Vorwerk 3
  • 1Forschungsstelle zur Rehabilitation von Menschen mit kommunikativer Behinderung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg; Institut für Rehabilitationspädagogik
  • 2Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- Ohrenkrankheiten, Kopf- und Halschirurgie, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität
  • 3Sankt Salvator-Krankenhaus Halberstadt & Cochlear-Implant-Rehabilitationszentrum Sachsen-Anhalt (CIR Halberstadt)

Hintergrund: Jede Hörschädigung unabhängig von Genese und Ausmaß, bedeutet eine gravierende Beeinträchtigung der Rezeption und Produktion gesprochener (und geschriebener) Sprache. Dies bedeutet eine massive Einschränkung der Partizipation (ICF) und oft eine soziale und berufliche Desintegration. Die Versorgung mit einem Cochlear Implant hat sich in den letzten Jahren als eine suffiziente Therapiemethode bei cochleären Ertaubungen bewährt. Nur punktuell erforscht sind die Auswirkungen eines CI auf die soziale und berufliche Integration der Betroffenen. Ziel: Hauptziel ist es, Kontextfaktoren (ICF) für eine erfolgreiche Rehabilitation bei prälingual und postlingual ertaubten Jugendlichen über 12 Jahren und erwachsenen CI-Trägern herauszuarbeiten. Dabei steht nicht allein das Sprachverstehen, sondern auch die Kommunikationsfähigkeit, die sozialen Kompetenz und die subjektive Zufriedenheit der CI-Träger im Mittelpunkt. Das individuelle Erleben der CI-TrägerInnen soll erfasst werden mit dem Ziel, Hinweise zu erhalten für die bestmögliche Gestaltung der Rehabilitation, um den beruflichen und sozialen Integrationserfolg zu sichern. Methoden: Prospektive Längsschnittstudie (qualitatives Design), leitfadengestützte Interviews mit CI-Trägern (N=14) und Angehörigen (3 bzw. 2 Zeitpunkte) und retrospektive Querschnittsstudie (quantitatives Design) von CI-Trägern (N=80) per Fragebogen. Erwartete Ergebnisse: Als Einflussgrößen für den Rehabilitationserfolg zeigen sich bei einer ersten Sichtung der Interviews: von Bedeutung für die subjektive Zufriedenheit sind Kontakte zu CI-Trägern vor der Operation, die Unterstützung des sozialen Umfeldes und die Erwartungen des Patienten sowie des Umfeldes. Die Datenauswertung ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen. Erste Ergebnisse der retrospektiven Untersuchung werden dargestellt. Diskussion: Bisher liegt ein wesentlicher Schwerpunkt der Rehabilitation auf dem Hör- und Sprachtraining. Bei der Zielstellung sozialer (Re-)Integration sollten auch Inhalte wie ein ganzheitliches Kommunikationstraining, eine soziale und psychologische Rehabilitation unter Einbezug des Umfeldes und Nachsorgekonzepte z.B. in Selbsthilfegruppen in das Blickfeld rücken.