Gesundheitswesen 2004; 66 - 124
DOI: 10.1055/s-2004-833862

Tägliches Nasespülen reduziert Atemwegsbeschwerden – eine randomisierte Crossover-Studie

Th Schmidt 1, EM Bitzer 2, H Dörning 2, H Lüpsen 3, FW Schwartz 1, BP Robra 4
  • 1Abteilung Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover
  • 2ISEG – Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung, Hannover
  • 3Rechenzentrum der Universität zu Köln
  • 4Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, OvG-Universität Magdeburg

Hintergrund: Tägliches Nasespülen mit isotoner Kochsalzlösung ist eine in der Yogatradition praktizierte Hygienemaßnahme – dem Zähneputzen vergleichbar. Ihre Wirksamkeit wurde randomisiert kontrolliert überprüft.

Ziel: Vorbeugung und Reduktion von Atemwegsbeschwerden durch tägliche Nasenspülung mit isotoner Kochsalzlösung. Methoden: 361 männliche und 267 weibliche freiwillige Erwachsene aus vier Großbetrieben wurden einer Spülgruppe und einer Kontrollgruppe mit täglicher Vitaminbrausetablette zugeordnet, nach drei Monaten Tausch der Modalitäten für weitere drei Monate. Tägliche Dokumentation von Beschwerden, Medikamenteneinnahme, Arztbesuchen und Arbeitsunfähigkeit. Ergebnisse: Die randomisierten Gruppen sind gut miteinander vergleichbar. 339 Teilnehmer (54%) folgten dem Studienprotokoll über den vollen Zeitraum (59.440 dokumentierte Beobachtungstage). Im Vergleich zur Vitaminperiode suchen Studienteilnehmer seltener den Arzt auf, wenn sie die Nase spülen. Sie benötigen dann weniger Medikamente und ihr Allgemeinbefinden bessert sich signifikant. Bei 18 von 21 Atemwegsbeschwerden führt tägliches Nasespülen zu einer signifikanten Reduktion des relativen Risikos zwischen 7% und 48%. Eine Intention-to-treat-Analyse ergibt keine wesentlich anderen Erkenntnisse als die Crossover-Analyse der complianten Teilnehmer. Diskussion: Die tägliche Nasenspülung mit isotoner Kochsalzlösung ist eine akzeptable, nebenwirkungsfreie und im Vergleich zur Kontrollmaßnahme sehr wirksame Intervention. Als Wirkmechanismus kommt neben dem lokalen Spüleffekt eine Reduktion der Virusbelastung des gesamten Organismus infrage. Darauf weist die Reduktion auch gastrointestinaler Infektionssymptome hin.

Schlussfolgerungen: Eine bevölkerungsweite Anwendung der Nasenspülung könnte die Beschwerde- und die Krankheitslast in der Bevölkerung verringern und zu einer Kostensenkung im Gesundheitswesen beitragen.