Gesundheitswesen 2004; 66 - 129
DOI: 10.1055/s-2004-833867

Repräsentative Telefonumfrage in NRW zum Thema Impfen als wichtiger Baustein für praxisrelevante Handlungsstrategien

J Rissland 1, M Mensing 1, HG Baumeister 1, W Werse 1
  • 1Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW (lögd), Münster und Bielefeld

Hintergrund: Bevölkerungsumfragen werden auch auf regionaler und kommunaler Ebene zunehmend ein methodischer Standard in der Gesundheitsberichterstattung. Das Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW (lögd) führt daher repräsentative Telefonumfragen zu gesundheitlichen Themen sowohl aus eigener Initiative als auch im Auftrag von Städten und Gemeinden des Landes durch. Ziel: Für Analysen im Bereich des Impfwesens werden überwiegend Durchimpfungsraten und die Infektionskrankheiten-Surveillance herangezogen. Die Entwicklung gezielter Strategien muss jedoch auch die aktuellen persönlichen Einstellungen in der Bevölkerung und die maßgeblichen Einflussfaktoren zum Impfen berücksichtigen. Methoden: Basierend auf der Erhebungsmethode CATI (Computer Assisted Telephone Interviews) wurde NRW-weit eine repräsentative Stichprobe von 2115 Erwachsenen (≥ 18 Jahre) zum Thema Impfen befragt. Ergebnisse: Mehr als 91 Prozent der Befragten halten das Thema Impfen unabhängig von Geschlecht, Alter und Bildung für wichtig bis sehr wichtig. Die persönliche Wertigkeit wird jedoch deutlich vom Erreger beeinflusst und zeigt lediglich bei der Tetanusimpfung Spitzenwerte. In Bezug auf Kleinkinder verbessert sich die Einstellung zu den öffentlichen Impfempfehlungen zwar, offenbart aber gleichwohl noch deutliche Informationslücken (Bsp. Masernimpfung mit 67 Prozent Befürwortung). Bei der Beantwortung von Fragen zum Thema Impfen spielt der Öffentliche Gesundheitsdienst eine wichtigere Rolle als Apotheken, Internet oder Krankenkassen. Diskussion/Schlussfolgerungen: Bei grundsätzlich positiver Einstellung der Bevölkerung von NRW zum Thema Impfen weist das persönliche Verhalten eine deutliche „Erregerabhängigkeit“ auf und unterliegt zudem weiteren Einflussfaktoren wie z.B. Alter, Geschlecht, Bildung oder Familienstand. Die Erhebung solcher qualitativer Informationen anhand von Telefonumfragen bildet somit eine sinnvolle Ergänzung zu den bereits bestehenden Datenquellen und stellt einen wichtigen Baustein für die Entwicklung praxisrelevanter Handlungsstrategien dar.