Gesundheitswesen 2004; 66 - 133
DOI: 10.1055/s-2004-833871

Check-up 35 wieder in der Diskussion?

U Walter 1, U Noeske 1, M Plaumann 1, A Haferkamp 1, C Krauth 1, H Dörning 2
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Abt. Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung
  • 2Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung (ISEG)

Hintergrund: Bei der seit 2004 möglichen Vergabe von Boni durch Krankenkassen können diese ihren Versicherten auch die Inanspruchnahme des sog. Check-up 35 honorieren. Ziel: Es wird überprüft, inwieweit evidenzbasierte Studien zur Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der seit ihrer Einführung umstrittenen und mehrfach überarbeiteten Früherkennung auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ II und Nierenerkrankungen vorliegen. Die Studie ist Teil des Projektes „Auswahl präventiver Maßnahmen als Grundlage von Bonusmodellen“ (Förderer: KKH). Methoden: Systematische Literaturrecherche zur Effektivität und Wirtschaftlichkeit zum Screening auf Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus Typ II und Nierenerkrankungen. Ergebnisse: Es liegt eine gute Evidenz für ein Screening auf erhöhten Blutdruck bei Erwachsenen ab 18 Jahren vor. Gegenüber der medizinischen Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind ein Screening zur Identifizierung von Risikopatienten und eine frühzeitige Intervention kostengünstig. Eine gute Evidenz besteht für ein Screening auf ein ungünstiges Lipidprofil. Für ein generelles Screening auf Diabetes mellitus Typ II und Nierenerkrankungen liegt keine Evidenz vor. Diskussion: Der Check up entspricht nur teilweise der int. Studienlage. Wesentliche Differenzen bestehen bei den vorgesehenen Intervallen, Zielgruppen und eingeschlossenen Krankheiten. Schlussfolgerungen: Die Verankerung des Check up bedarf einer Überprüfung und Anpassung. Eine pauschale Vergabe von Boni ist nicht sinnvoll, sondern erfordert den Einbezug anschließender systematischer präventiver Interventionen.