Gesundheitswesen 2004; 66 - 137
DOI: 10.1055/s-2004-833875

Maßnahmen zur Tabakkontrolle: Zusammenhang von Einschränkungen des Rauchens am Arbeitsplatz mit Rauchverhalten und Änderungsbereitschaft

J Rüge 1, C Meyer 1, S Ulbricht 1, A Schumann 1, U Hapke 1, HJ Rumpf 1, G Bischof 1, JR Thyrian 1, W Hannöver 1, U John 1
  • 1Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin

Hintergrund: In Deutschland sind Tabak-Kontroll-Strategien weniger verbreitet als z.B. in den USA. Bei Restriktionen des Rauchens steht der Schutz von Nichtrauchern im Vordergrund, so zum Beispiel durch die Arbeitsstättenverordnung. Jedoch wird die Einschränkung des Rauchens am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit oder im privaten Haushalt bisher kaum als aktive Präventionsmaßnahme für Raucher betrachtet. Ziel: Es wird der Zusammenhang zwischen Restriktionen des Rauchens am Arbeitsplatz und Rauchverhalten geprüft. Methoden: In einer Zufallsauswahl von hausärztlichen Praxen (N=34) wurde eine für die Region Vorpommern repräsentative Querschnittsbefragung durchgeführt. In die Studie wurden alle rauchenden Patienten im Alter von 18–70 Jahren (N=1653, Teilnahmerate 82%) eingeschlossen. Es wurden Restriktionen des Rauchens am Arbeitsplatz, Rauchgewohnheiten, Stadien der Änderungsbereitschaft nach dem Transtheoretischen Modell und soziodemographische Daten erhoben. In die Auswertungen wurden nur Raucher mit Beschäftigungsverhältnis (N=1012) einbezogen. Ergebnisse: Von den Arbeitnehmern gaben 37,2% keine Restriktionen bezüglich Rauchens am Arbeitsplatz, 51,3% eingeschränktes Rauchen und 11,6% einen rauchfreien Arbeitsplatz an. Restriktionen wurden signifikant häufiger von Frauen (p<,001) und von Personen mit höherer Schulbildung (p=,001) berichtet. Kontrolliert für diese Variablen ergab eine logistische Regressionsanalyse, dass die Anzahl gerauchter Zigaretten pro Tag in der Gruppe ohne Restriktionen gegenüber der Gruppe mit rauchfreiem Arbeitsplatz signifikant höher ist (OR=,95; 95% CI, ,92-,99). Ein Zusammenhang mit den Stadien der Änderungsbereitschaft wurde nicht festgestellt. Diskussion: Einschränkungen des Rauchens am Arbeitsplatz gehen mit reduziertem Zigarettenkonsum einher. Die Senkung der Anzahl gerauchter Zigaretten zeigt positive Ergebnisse im Sinne von harm reduction-Ansätzen. Schlussfolgerungen: Ob Einschränkungen des Rauchens am Arbeitsplatz als Kontroll-Strategie ebenfalls Auswirkungen auf die Motivation, das Rauchen aufzugeben, hat, müssen längsschnittliche Untersuchungen zeigen.