Gesundheitswesen 2004; 66 - 138
DOI: 10.1055/s-2004-833876

Unterschiede zwischen Teilnehmern und Nichtteilnehmern an einem Interventionsangebot für tabakrauchende Patienten in der hausärztlichen Praxis

S Ulbricht 1, C Meyer 1, A Schumann 1, HJ Rumpf 1, J Rüge 1, U Hapke 1, U John 1
  • 1Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin

Hintergrund: Aufgrund der hohen Erreichbarkeit der Bevölkerung bietet die hausärztliche Praxis ein geeignetes Setting für die Thematisierung von gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen. Proaktiv an Raucher herangetragene Beratungsangebote erhöhen die Chance, dass auch jene Raucher davon profitieren, die solche Interventionen nicht selbständig nachfragen. Der vorliegende Beitrag untersucht, ob sich tabakrauchende Patienten, die an einem Interventionsangebot in der Hausarztpraxis teilnehmen, von Patienten unterscheiden, die ein solches Angebot ablehnen. Methoden: Die Daten wurden im Rahmen einer Interventionsstudie zum Rauchen in 34 randomisiert ermittelten hausärztlichen Praxen (Ausschöpfung 87.2%) der Region Vorpommern erhoben. Im Rahmen der Erhebung wurden 11566 Patienten bezüglich ihres Rauchstatus und dem Einschlusskriterium (18–70 Jahre) im Wartezimmer der Arztpraxen gescreent. Von 2016 Patienten wurden die Kriterien für die Studienteilnahme erfüllt. Ein Minimalassessment wurde von 42.6% (N=155) derjenigen Patienten erhoben, die eine Studienteilnahme abgelehnt hatten. Neben Rauchgewohnheiten, Anzahl der täglich gerauchten Zigaretten, dem Stadium der Änderungsbereitschaft und einer Kurzversion des Fagerström Test zur Messung der Nikotinabhängigkeit wurden das Geschlecht, Alter, höchste Schulbildung und der Partnerschaftsstatus erfragt. Ergebnisse: Von den tabakrauchenden Patienten zwischen 18 und 70 Jahren erklärten sich 82.0% bereit, an der Studie teilzunehmen. Eine logistische Regressionsanalyse zeigt, dass Patienten, die das Angebot ihres Arztes zum Rauchen ablehnen älter sind (OR=1.05; p<0.001) als Patienten, die das Angebot annehmen. Weiterhin gaben Probanden in fortgeschrittenen Motivationsstadien (Absichtsbildung/ Vorbereitung) bezüglich zukünftiger Tabakabstinenz häufiger ihr Einverständnis zur Studienteilnahme im Vergleich zu Patienten im Stadium der Absichtslosigkeit. (OR=2.95; p<0.001). Geschlecht, Schulbildung, eine feste Partnerschaft sowie Nikotinabhängigkeit hatten keinen Einfluss auf die Teilnahme am Interventionsangebot. Diskussion: Die Daten zeigen, dass mehr als drei Viertel aller tabakrauchenden Patienten für die Teilnahme an einem Interventionsangebot gewonnnen werden konnten. Ein höheres Motivationsstadium hinsichtlich Tabakabstinenz sowie jüngeres Alter erwiesen sich als günstig im Hinblick auf die Teilnahme am Interventionsangebot.

Für ältere, weniger motivierte Raucher hingegen könnte es sinnvoll sein, solche Angebote stärker im Kontext konkreter gesundheitlicher Probleme direkt in der ärztlichen Konsultation zu unterbreiten.