Gesundheitswesen 2004; 66 - 142
DOI: 10.1055/s-2004-833880

Gesundheitsförderung und Prävention – im 1. Semester?

A Weber 1, C Patzelt 1
  • 1Sektion Medizinische Soziologie, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Hintergrund: Die neue Approbationsordnung für Studierende der Medizin sieht im vorklinischen Abschnitt Kleingruppenseminare mit klinischen Bezügen in der Ausbildung in den psychosozialen Fächern vor. In diesem Rahmen wurde an der Sektion Medizinische Soziologie der Medizinischen Fakultät der Universität Halle der Versuch unternommen, bei einem Teil der Studierenden (n=138) im ersten Semester des Medizinstudiums im Bereich der Medizinischen Soziologie Gesundheitsförderung und Prävention zu vertiefen und mit klinischen Bezügen zu versehen. Ziel: Ziel des Beitrags ist es aufzuzeigen, welche Themenschwerpunkte aus dem Bereich Gesundheitsförderung und Prävention ausgewählt wurden und mit welchen didaktischen Mitteln und Indikationen versucht wurde den Studierenden sowohl klinische Bezüge als auch physikumsrelevante Begrifflichkeiten zu vermitteln. Methoden: Anhand eines speziell für diese Anforderung entwickelten Ablaufschemas, welches sich in drei Teilbereiche gliedert (1. Theoretische Grundlagen 2. Klinische Bezüge 3. Physikumsrelevante Begrifflichkeiten) wurde am Beispiel der für die Seminare ausgewählten Indikationen der Suchterkrankungen und der koronaren Herzkrankheiten versucht deutlich zu machen, welche zentrale Bedeutung Gesundheitsförderung und Prävention gerade auch für das ärztliche Handeln haben kann und weshalb die Salutogenese der Pathogenese auch in der Wissensvermittlung von angehenden Ärzten vorangehen sollte. Behandelt wurden anhand der klinischen Bezüge u.a. die Themen Verhalten- und Verhältnisprävention, Gesundheitsförderung in settings sowie die Erfassung und Messung von Gesundheit. Ergebnisse: Die ersten Evaluationsergebnisse (nicht-standardisierte, freie Äußerungen) durch die Studierenden zeigen, dass die durch dieses Vorgehen entstandenen problemorientierten Zugänge zu den ausgewählten Krankheitsbildern sowohl die relevanten Präventionskonzepte und -theorien als auch die entsprechenden Begriffe für die schriftliche Physikumsprüfung vermittelt werden konnten. Diskussion und Schlussfolgerungen: Kritisch muss angemerkt werden, dass diese didaktische Konzeption mit Vertiefung von theoretischen Begriffen nur dann wirklich zu einem für alle Seiten zufriedenstellenden Ergebnis führen kann, wenn eine Indikation mit all ihren Facetten in den Mittelpunkt gestellt wird und auch engagierte Klinker sich an den entsprechenden Lehrveranstaltungen beteiligen.