Gesundheitswesen 2004; 66 - 145
DOI: 10.1055/s-2004-833883

Selbstberichtete Augenerkrankungen in der Allgemeinbevölkerung: Ergebnisse des telefonischen Bundes-Gesundheitssurveys 2003

H Neuhauser 1, L Berger 1, T Ziese 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin
  • 2Augenklinik der J. Gutenberg Universität, Mainz

Hintergrund: Epidemiologische Daten zu Augenerkrankungen in Deutschland stammen bislang entweder aus speziellen Kollektiven oder aus regionalen Studien. Ziel: Die Befragung zu Augenerkrankungen im Rahmen des telefonischen Bundes-Gesundheitssurveys 2003 hatte als Ziel, erstmals die Prävalenz von selbstberichteten Augenerkrankungen in der Allgemeinbevölkerung zu erfassen und Zusammenhänge zur sozialen Lage, subjektiven Gesundheit und gesundheitsbezogenen Lebensqualität zu beschreiben. Methoden: Bundesweite telefonische Befragung einer repräsentativen Stichprobe der über 18-jährigen Bevölkerung in Deutschland (N=8318) mittels computer-assistierter Telefoninterviews. Stichprobe nach dem Gabler-Häder-Design und der Next-Birthday-Methode, Ausschöpfungsquote 59%. Ergebnisse: Die Lebenszeit-Prävalenz für selbstberichtete Katarakt betrug 7,9% bei Frauen und 3,8% bei Männern, für Glaukom 2,1% bei Frauen und 1,3% bei Männern und für diabetische Retinopathie 0,9% bei Frauen und 0,7% bei Männern. Von 474 Befragten mit Diabetes wurde bei 328 (69%) in den letzten 12 Monaten der Augenhintergrund durch einen Augenarzt untersucht. Die Frage nach Makula-Degeneration wurde nur über 50-Jährigen gestellt, die Prävalenz betrug bei Frauen 2,8% und bei Männern 3,0%. Für Glaukom, Katarakt und diabetische Retinopathie zeigte sich eine negative Assoziation zur sozialen Schicht (bei Einteilung nach dem Schichtindex von Winkler z.B. Glaukom Prävalenz in der unteren Schicht 7,4%, in der mittleren Schicht 6,2% und in der höheren Schicht 3,7%). Eine Makula-Degeneration wurde am häufigsten in der mittleren Schicht angegeben (3,0%), mit geringen Unterschieden zur höheren Schicht (2,8%) und unteren Schicht (2,6%). Diskussion: Über 8% der Erwachsenen in Deutschland geben eine Augenerkrankung an, die potentiell zu einer hochgradigen Sehbehinderung oder Blindheit führen kann. Frauen, ältere Menschen und untere soziale Schichten sind nach eigenen Angaben häufiger betroffen. Die tatsächlichen Prävalenz vor allem der Makula-Degeneration ist wahrscheinlich deutlich höher, da wir nur bereits diagnostizierte und von den Betroffenen selbstberichtete Fälle erfassen konnten.