Gesundheitswesen 2004; 66 - 147
DOI: 10.1055/s-2004-833885

Subjektive Gesundheit von Frauen und Männern im mittleren Lebensalter

C Lange 1, T Lampert 1, U Ellert 1
  • 1Robert Koch-Institut, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung

Hintergrund: Das mittlere Lebensalter ist durch eine Vielzahl sozialer, psychosozialer und gesundheitsbezogener Erfahrungen und Ereignisse gekennzeichnet, die Frauen und Männer unterschiedlich betreffen und von ihnen anders wahrgenommen und bewältigt werden. Ziel: Anhand aktueller Daten des vom Robert Koch-Institut durchgeführten telefonischen Bundes-Gesundheitssurveys 2003 wird der Frage nachgegangen, inwieweit sich die subjektive Gesundheit von Frauen und Männern im mittleren Lebensalter unterscheidet und ob diese Unterschiede auf ungleiche Lebensbedingungen und Teilhabechancen zurückgeführt werden können. Methoden: Der telefonische Bundes-Gesundheitssurvey 2003 stellt bundesweit repräsentative Daten zu Gesundheitsstatus, Gesundheitsverhalten und Gesundheitsversorgung der 18-jährigen und älteren Wohnbevölkerung in Deutschland bereit. Für die Analysen zum mittleren Lebensalter wurde eine Eingrenzung auf die Altersgruppen 30–44 und 45–64 Jahre vorgenommen (N=5.839). Die subjektive Gesundheit wird über Angaben zum selbsteingeschätzten allgemeinen Gesundheitsstatus und zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität (SF-8) erhoben. Ergebnisse: Männer schätzen in beiden Altersgruppen ihre eigene Gesundheit etwas besser ein als Frauen und sind durch gesundheitliche Probleme seltener in der alltäglichen Lebensführung eingeschränkt. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern zeigt sich ein deutliches Schichtgefälle in der subjektiven Gesundheit zu Ungunsten der unteren Sozialschichten. Als besondere Problemgruppen stellen sich die Arbeitslosen und Geringqualifizierten heraus, insbesondere bei den 30- bis 44-jährigen Männern. Auch die Alleinlebenden und die allein erziehenden Frauen berichten über eine schlechtere allgemeine Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität. Diskussion und Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse belegen geschlechtsspezifische Unterschiede in der subjektiven Gesundheit im mittleren Lebensalter und zum Teil auch im gesundheitswirksamen Einfluss einer benachteiligten Lebenslage. Weiteren Aufschluss versprechen Analysen, die Differenzen im gesundheitsrelevanten Verhalten sowie den personalen und sozialen Ressourcen berücksichtigen.