Gesundheitswesen 2004; 66 - 148
DOI: 10.1055/s-2004-833886

Subjektive Gesundheit als Prädiktor der Mortalität

S Müters 1, T Lampert 2, U Maschewsky-Schneider 1
  • 1Technische Universität (TU) Berlin, Institut für Gesundheitswissenschaften
  • 2Robert-Koch-Institut (RKI) Berlin, Abt. Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung

Hintergrund: Durch zahlreiche internationale Studien wird bestätigt, dass die subjektive Gesundheitseinschätzung auch bei Kontrolle des objektiven Gesundheitsstatus eine hohe Prädiktivität für die Mortalität besitzt. Ziel: Untersucht wird, ob sich der Zusammenhang zwischen subjektiver Gesundheit und Mortalität auch in Deutschland beobachten lässt und ob in dieser Hinsicht Geschlechtsunterschiede bestehen. Außerdem wird gefragt, ob die Prädiktivität mit der Länge des Beobachtungszeitraums variiert. Methoden: Die statistischen Analysen basieren auf Daten des Lebenserwartungssurveys des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung. Die Erstbefragung dieser Längsschnittuntersuchung wurde 1984–86 im Rahmen der Deutschen Herz-Kreislauf-Präventionsstudie durchgeführt und 1998 für die Jahrgänge vor 1952 wiederholt. Mittels Cox-Regressionsanalysen wird der Einfluss der subjektiven Gesundheit auf das Mortalitätsrisiko bestimmt, unter Berücksichtigung von soziodemografischen Merkmalen, Gesundheitsverhalten und objektiven Gesundheitsindikatoren (die Fallzahl für die Auswertungen beträgt N=6.670, von denen 892 im Beobachtungszeitraum gestorben sind). Ergebnisse: Die subjektive Gesundheit übt einen Einfluss auf die Mortalität aus, der bei Männern stärker ausgeprägt ist als bei Frauen. Nach Einbeziehung möglicher Confounder und Mediatoren bleibt der Effekt bei Männern signifikant, bei Frauen sinkt er knapp unter die Signifikanzgrenze. Den größten erklärenden Anteil des Zusammenhangs zwischen subjektiver Gesundheit und Mortalität kommt dem objektiven Gesundheitsstatus zu. Bezüglich der Länge der Follow-ups zeigt sich eine deutlich höhere Prädiktivität schlechter subjektiver Gesundheit für Mortalität innerhalb der ersten 5 Jahre. Der Zusammenhang bleibt aber auch bei längerfristiger Beobachtung bedeutsam. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zum Einfluss der subjektiven Gesundheit auf die Mortalität decken sich mit dem internationalen Forschungsstand. Weiteren Aufschluss versprechen Analysen, die eine genauere Erklärung kurzfristiger und langfristiger Effekte der subjektiven Gesundheit auf die Mortalität ermöglichen. Insbesondere eine genauere Erfassung objektiver Gesundheit könnte die Frage klären, ob subjektive Gesundheit ein Indikator für den objektiven Gesundheitszustand ist oder darüber hinaus einen unabhängigen Einfluss auf die Mortalität hat.