Gesundheitswesen 2004; 66 - 151
DOI: 10.1055/s-2004-833889

Rauchen und soziale Ungleichheit in Deutschland. Risikomuster und Präventionsansätze

A Schulze 1
  • 1Deutsches Krebsforschungszentrum, Stabstelle Krebsprävention und WHO-Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle, Heidelberg

Hintergrund: Die soziale Ungleichverteilung des Zigarettenkonsums ist in Deutschland verantwortlich für einen Großteil der vorhandenen gesundheitlichen Ungleichheiten in Morbidität und Mortalität. Ziel: Im Rahmen dieser Arbeit sollen durch sekundäranalytische Auswertungen des Bundesgesundheitssurveys (BGS98), soziale Risikogruppen identifiziert werden, die vorrangiges Ziel tabakbezogener Prävention sein müssen. Methoden: Insgesamt wurde im Bundesgesundheitssurvey 1998 eine Stichprobe von 7124 Personen zwischen 18 und 79 Jahren befragt. Zur Ermittlung der Risikogruppen wurde der Winkler-Schicht- Index, die Variablen Bildung, Einkommen und Beruf sowie Geschlecht bezüglich des Rauchverhaltens aufgrundlage retrospektiv erhobener Daten untersucht. Ergebnisse: Personen mit niedriger Bildung, Arbeiter sowie Ledige und Geschiedene weisen bei allen gesundheitsrelevanten Indikatoren des Tabakkonsums signifikant schlechtere Werte auf als andere. Personen die mehrere dieser Merkmale auf sich vereinen, haben im Vergleich zu sozial besser gestellten Gruppen ein bis zu 4-faches Risiko Raucher zu sein. Sie rauchen aber auch durchschnittlich am meisten, fangen früher mit dem Rauchen an und beenden ihren Konsum später als Raucher in anderen Bevölkerungsgruppen. Diskussion und Schlussfolgerungen: Aufgrund der nachgewiesenen sozialen Unterschiede im Rauchverhalten in der Bundesrepublik ist es notwendig ein aufeinander abgestimmtes Bündel von Maßnahmen zur Reduzierung des Raucheranteils in Hochrisikogruppen zu entwickeln und umzusetzen. Hierzu gehören vor allem verhältnisorientierte Tabakkontrollmaßnahmen wie Werbeverbote, Preiserhöhungen und Rauchverbote.