Gesundheitswesen 2004; 66 - 157
DOI: 10.1055/s-2004-833895

Inzidenz von Leukämien und Lymphomen und regionale soziale Ungleichheit

M Schümann 1, S Hentschel 2
  • 1Arbeitsgruppe Epidemiologie des IMBE/Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf & BWG Hamburg
  • 2Hamburgisches Krebsregister, BWG Hamburg

Hintergrund: Im Rahmen der Hamburger Leukämie- und Lymphomstudie wurde der mögliche Einfluss von umweltbedingten Risikofaktoren (industrielle Emittenten, Hochspannungsleitungen, kerntechnische Anlagen, Immission aus dem Straßenverkehr) für die Gesamtbevölkerung auf der Basis von Studiendaten (Hamburgisches Krebsregister) geprüft. Ein Indikator für die regionale soziale Lage wurde als Confounder berücksichtigt. Ziel: Es ist zu prüfen, welche Zusammenhangsstruktur sich für Indikatoren der sozialen Lage und der Umweltbedingungen auf das Inzidenzrisiko ergibt. Methoden: Exploration der Assoziationsstruktur, Reanalyse der Daten als Fall-Referenz-Studie mit unkonditionaler logistischer Regression. Ergebnisse: Für den Großraum Hamburgs mit hoher Variation in den Umwelt- und Sozialbedingungen lassen sich systematische Zusammenhänge zwischen Straßenverkehr, Luftbelastungen, Bevölkerungsdichte, industriellen Einflüssen sowie Indikatoren der sozialen Lage zeigen. In der Gruppe der Lymphome ergaben sich keine Hinweise auf bedeutsame Assoziationen zu Sozialfaktoren, systematische dagegen für die straßenverkehrsbedingten Immission an Kohlenwasserstoffen. Für die Gruppe der Leukämien zeigt sich kein Zusammenhang zu Umweltvariablen, jedoch unterschiedliche z.T. statistisch bedeutsame Zusammenhänge zu Sozialindikatoren. Diskussion: Im Vergleich zur Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL), in der sich die soziale Lage als wesentlicher Einfluss auf nahezu alle Erkrankungen zeigte, hat diesen Assoziationen in dieser Studie eine andere Struktur.