Gesundheitswesen 2004; 66 - 164
DOI: 10.1055/s-2004-833902

Gesundheitliche Einschränkungen von Arbeitslosen

A Hollederer 1
  • 1lögd NRW, Bielefeld

Hintergrund: Arbeitslose weisen in vielen repräsentativen Erhebungen einen signifikant schlechteren Gesundheitszustand im Vergleich zu Beschäftigten auf. Trotzdem werden Arbeitslose mit gesundheitlichen Einschränkungen in offiziellen Gesundheitsstatistiken und in der Gesundheitsförderung vernachlässigt. Ziel: Anhand der Arbeitslosenstatistik werden Ausmaß und Schweregrad der gesundheitlichen Einschränkungen von allen Arbeitslosen auf Bundesebene und exemplarisch für NRW beschrieben. Methoden: Die Sekundäranalyse informiert über Eintragungen von gesundheitlichen Einschränkungen durch die Arbeitsvermittler der Bundesagentur für Arbeit in den computerunterstützten Bewerberangeboten von Arbeitslosen. Ergebnisse: Bei rund 1 Million Arbeitslosen wurde im September 2003 gesundheitliche Beeinträchtigungen registriert. Das entspricht fast einem Viertel des Arbeitslosenbestandes. Der Anteil von Schwerbehinderten am Arbeitslosenbestand betrug im Bundesdurchschnitt 4,0%; in NRW war er mit 5,1% am höchsten. Diskussion: Die Ergebnisse zeigen bei einer sehr großen Personengruppe ein hohes Potenzial für Maßnahmen der Gesundheitsförderung auf. Das SGB III sieht ein besonderes Fallmanagement und Profilierungsverfahren für Personen mit erhöhtem Betreuungsbedarf vor. Für Arbeitslose mit gesundheitlichen Einschränkungen fehlen aber Bedarfsanalysen, gesundheitsbezogene Konzepte zur Arbeitsmarktintegration und Modellprojekte zur Gesundheitsförderung. Schlussfolgerungen: Durch die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe können sich neue Chancen für Informationsgewinnung und Ansätze der Gesundheitsförderung ergeben. Durch die kommunalen Bezüge könnte hier der ÖGD eine Schlüsselposition einnehmen.