Altern im Spannungsfeld von sozialer Gerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit: Ausgewählte Ergebnisse aus der Gesundheitsberichterstattung

Zum Aktionsprogramm „Ältere Generation im Mittelpunkt“ der Landesregierung Baden-Württembergs gehört auch ein Gesundheitsbericht. Seine Inhalte sind die Beschreibung der gesundheitlichen Situation und Versorgung der älteren Bevölkerung auf der Grundlage vorhandener (Routine-) Daten sowie die Darstellung vordringlicher Handlungsbedarfe. Der Bericht soll informative Grundlage für den sinnvollen Einsatz begrenzter Ressourcen sein. Der gesundheitspolitische Rahmen ist durch die übergeordnete Zielsetzung von Autonomie und Lebensqualität bis ins hohe Alter gesetzt.

Ein 1. Teil dieses Gesundheitsberichts wurde Ende 2003 zu den Themen Ernährung, Bewegung, Sport und Spiel sowie Schutzimpfungen veröffentlicht. Einige Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Ökonomisierung unserer Gesellschaft der Realisierung der übergeordneten Zielsetzung entgegen wirkt. Z.B. steht der Forderung nach Erhalt und Förderung der Ernährungskompetenz von Senioren die Verarmung der Innenstädte und peripherer Ortsteile an Lebensmittelgeschäften und die zunehmende Verlagerung von Einkaufsmöglichkeiten auf die „grüne Wiese“ entgegen, die zu Versorgungslücken insbesondere bei weniger mobilen Senioren führt.

Bei der Erarbeitung des 2. Teils mit den Schwerpunkten Morbidität, Mortalität und gesundheitliche Versorgung entstand der Eindruck, dass beispielsweise eine frühzeitige medikamentöse Behandlung von Demenzerkrankungen von den Krankenkassen nicht sonderlich gefördert wird, da die Folgen in Form einer früher einsetzenden Pflegebedürftigkeit von einem anderen Kostenträger, der Pflegeversicherung, übernommen werden müssen.

Ökonomisierung darf nicht zur Entwicklung struktureller Schwächen im Gesundheitswesen führen, weil die Spareffekte eines Ressourceneinsatzes (z.B. in der Prävention) einem anderen Kostenträger zugute kommen. Zu den Aufgaben der Gesundheitsberichterstattung gehört es daher, vermehrt gesundheitsrelevante Rahmenbedingungen auch über das Gesundheitswesen hinaus in ihre Analysen aufzunehmen und die Ergebnisse in der Darstellung vordringlicher Handlungsbedarfe zu berücksichtigen.