Gesundheitswesen 2004; 66 - 190
DOI: 10.1055/s-2004-833928

Partizipation – Wege der Gesundheitsförderung in der Sekundarstufe I

M Stawinoga 1
  • 1Gesundheitsamt Heinsberg

Hintergrund/Ziel: SchülerInnen der Sekundarstufe I stellen eine Altersgruppe dar, die für die Vermittlung gesundheitspräventiver Verhaltensweisen nur schwer erreichbar ist. Mithilfe des pädagogischen Prinzips der Partizipation sollten die SchülerInnen nicht nur einen eigenverantwortlichen, sondern auch einen eigen-initiativen Umgang mit der eigenen Gesundheit erlernen: Den SchülerInnen werden so wenig Vorgaben wie möglich, aber so viel wie nötig gemacht. Die Themen werden von den SchülerInnen selber erarbeitet oder aus einer vorgegebenen Themenliste ausgewählt. Wissen wird von den SchülerInnen erfragt, Fachleute werden von den SchülerInnen herangezogen, Konzepte für das jeweilige Gebiet werden von den SchülerInnen erarbeitet.

Die jeweiligen Fachlehrer leiten die einzelnen Gruppen in organisatorischer Hinsicht (Anwesenheit, Disziplin etc.). Medizinisches Fachwissen ist nicht erforderlich, der Lehrer steht den SchülerInnen in der Gruppe als gleichberechtigtes Gruppenmitglied zur Verfügung. Die Schulärztin steht der Schule für den Zeitraum der Projektdurchführung zur Verfügung. Auf ihr Fachwissen kann zurückgegriffen werden. Methoden: In der Gemeinschaftshauptschule Wegberg wurde im November 2003 erstmals eine Gesundheitswoche nach dem Prinzip der Partizipation durchgeführt. Es nahmen 70 SchülerInnen aus 3 Klassen des 9. Schuljahres an der Gesundheitswoche teil. Die Ergebnisse der Gesundheitswoche werden in einer Ausstellung präsentiert. Ergebnisse: Trotz erheblicher anfänglicher Bedenken der Lehrer erwies sich das Prinzip der Partizipation im Rahmen der Gesundheitsförderung als durchführbar. Das Projekt wurde von Lehrern und SchülerInnen gut angenommen.

Die mithilfe einer zweimaligen Fragebogenaktion durchgeführte Befragung ergab, dass bei den SchülerInnen theoretisches Wissen über Gesundheit und Gesundheitsprävention vorhanden ist. Es lies sich feststellen, dass die Einstellung zur eigenen Gesundheit mit der Motivation zu gesundheitsbewusstem Verhalten korreliert. Durch die Teilnahme am Projekt konnten beide Parameter, die Einstellung zur eigenen Gesundheit und die Motivation zu gesundheitsbewusstem Verhalten, deutlich verbessert werden. Diskussion: Die freie selbstbestimmte Auseinandersetzung mit einem Thema, dass für die Schüler/innen von besonderem Interesse ist, führt zu einer hohen Motivation und Identifikation mit dem Erarbeiteten. Die durch das Prinzip der Partizipation geförderte Eigenständigkeit der Schüler/innen entspricht in besonderer Weise der Problematik der Altersstufe. Schlussfolgerungen: Das Prinzip der Partizipation ist in der Sekundarstufe I zur Vermittlung von gesundheitspräventiven Verhalten erfolgreich einsetzbar. Das Projekt wurde von der Jury des Deutschen Präventionspreises als besonders beachtenswert eingestuft.