Gesundheitswesen 2004; 66 - 198
DOI: 10.1055/s-2004-833936

Der Betriebsarzt einer Brennpunkt-Grundschule – Erfahrungen nach 6-jähriger Tätigkeit

U Büsching 1
  • 1Niedergelassener Kinder- und Jugendarzt; Mitglied des Vorstandes des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland

Die Bedeutung eines Betriebsarztes einer Schule ist gesundheitspolitischen Entscheidungsträgern, der ärztlichen Versorgungsstruktur und dem Schulsystem weitestgehend unbekannt. Dabei bietet ärztliche Mitarbeit an Schulen eine Chance, Prävention und Gesundheitsförderung durch ein niedrigschwelliges Angebot vor Ort erheblich zu verbessern. Ganz nebenbei eröffnet sich der Jugendliche einen eigenständigen Zugang zu unserer Medizin. Auch die Lehrer profitieren von der ärztlicher Mitarbeit an Schulen. Ihnen bieten sich interessante Möglichkeiten, wenn sie Ärzte als Berater bei der schulischen Gesundheitsförderung integrieren. Die Fülle von recht unterschiedlichen Aufgaben lässt sich am besten unter dem Begriff des „Betriebsarztes einer Schule“ subsumieren.

Die Struktur der betriebsärztlichen Tätigkeit sollte vorher mit der Schulleitung und dem Kollegium geklärt sein, liegt der Schwerpunkt eher bei der Arbeit in der Gruppe, der Klasse oder eher im Einzelkontakt mit den Jugendlichen? Dazu gehören das Angebot einer Beratungsstunde, Lehrergespräche während der Pausen, Koordinierung im Netzwerk bei schwierigen Kindern, das Gespräch mit dem Hausmeister, Unterricht an einzelnen Tagen, Beteiligung bei Elternabenden oder Lehrerkonferenzen, bei Projekt-Tagen, bei denen jugendärztlicher Sachverstand in die Arbeit der Schule eingebracht werden. Die Gespräche im psychosozialen Netzwerk, dem Pädiater durch die tägliche Arbeit bekannt, werden durch die Arbeit an Schulen deutlich intensiver.

Es wird Zeit, dass sich immer mehr Ärztinnen und Ärzte für die Prävention und Gesundheitsförderung an Schulen motivieren lassen. Die Realisierung beginnt mit regionalen Qualitätszirkeln, in denen sich mit Ärzten aus Praxis und Öffentlichem Gesundheitsdienst, mit Lehrern und Organisationen, z.B. Pro Familia an einen Tisch zu setzen und zunächst über Ideen und Konzepte zu sprechen. Danach folgt die intensive Suche nach finanzieller Absicherung dieser Arbeit.