Gesundheitswesen 2004; 66 - 209
DOI: 10.1055/s-2004-833947

Die Arbeit im Jugendamt aus dem Blickwinkel der klinischen Sozialarbeit – Ergebnisse eines Forschungsprojektes

S Jakobs 1, HA Schaub 1
  • 1Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven, Fachbereich Sozialwesen

In nahezu allen Familien, mit denen das Jugendamt in Kontakt steht, sind chronische und chronifizierte Gesundheitsstörungen und Erkrankungen zu finden. Die Zusammenhänge zwischen sozialer Ungleichheit und Gesundheit sind mittlerweile empirisch belegt. Die Bedeutung dieser Beeinträchtigungen für das „auffällige Verhalten“ der Kinder wird allerdings häufig nicht ausreichend berücksichtigt. Soziale Fähigkeiten und die Kompetenz, Probleme zu bewältigen oder Formen sozialer Unterstützung zu nutzen und soziale Netzwerke aufzubauen, sind psychosoziale Ressourcen, die für einen Erkrankungs- oder Gesundungsprozess bedeutend sind. Aus dem Blickwinkel der klinischen Sozialarbeit ist die Arbeit im Jugendamt als interdisziplinäres gesundheitsbezogenes Handeln in sozialen Situationen für und mit Menschen, die von gesundheitlichen Problemen bedroht oder erkrankt sind, zu verstehen.

Das Projekt untersuchte Interaktionen, die in diesem schier unübersichtlichen Feld beobachtet und auch beeinflusst werden können. Die Perspektiven aller am Prozess Beteiligter und die somato-psycho-soziale Sicht von Symptomen und „Auffälligkeiten“ wurden mithilfe von Fallstudien erfasst. Einzelne Studien sollen vorgestellt und an ihnen ein Einblick in Langzeitkonsultationen im Jugendamt gegeben werden. Dabei wird aufgezeigt, auf welche Weise die Interaktionspartner daran beteiligt sind und wie Muster für „Chronifizierungen“ als Interaktionsphänomene identifiziert werden können.