Gesundheitswesen 2004; 66 - 211
DOI: 10.1055/s-2004-833949

Klinische Sozialarbeit. Argumente für eine – kontrollierte – Binnendifferenzierung der Sozialen Arbeit

A Mühlum 1
  • 1Fachhochschule Heidelberg

Die Klinische Sozialarbeit wird in Deutschland noch kontrovers diskutiert – in und außerhalb der Sozialen Arbeit. Der vermeintliche Sonderweg einer klinischen Spezialisierung muss jedoch auf dem Hintergrund der sozialstrukturellen Umbrüche gesehen werden: Mit den sich ändernden Systemanforderungen sind neue sozialberufliche Kompetenzen notwendig, z.B. reicht eine generalistische Grundqualifikation für die sich ausdifferenzierenden Felder und Aufgaben nicht länger aus. Eine Binnendifferenzierung der professionellen Sozialen Arbeit wird unumgänglich. Ihre Koordinaten werden voraussichtlich bestimmt sein durch das künftig dreistufige Ausbildungsniveau (Bachelor, Master, Doktor), das Maß an Spezialisierung (generalistisch versus spezialisiert) und die besondere Methodenkompetenz (klientenzentriert vs. planungsorientiert).

Von den sich abzeichnenden neuen Profilen ist die Klinische Sozialarbeit am weitesten entwickelt. Sie kann auf internationale Vorbilder zurückgreifen (Clinical Social Work) und gewinnt im Gesundheitswesen – im Spannungsfeld von Gesundheitsverhalten, Gesundheitsverhältnissen und Gesundheitssystem – an Bedeutung. In schwierige Beziehungs- und Behandlungskontexte gestellt und über die allgemeine Gesundheitsförderung hinausreichend, wird sie zur „Fachsozialarbeit“, deren besondere Kompetenz sich in der Arbeit mit leidenden Menschen und in multiprofessionellen Teams bewähren muss.

Diese Entwicklung ist mittlerweile in vollem Gange, wie der Diskurs über sozialarbeiterische Beratung, Behandlung und Therapie und die Etablierung von Masterstudiengängen zeigt. Die Sektion Klinische Sozialarbeit der DGS unterstützt diesen Prozess im Bestreben, den fachlichen Austausch zu intensivieren und das klinische Profil zu schärfen. Der vorliegende Beitrag skizziert diese Entwicklung und setzt sich mit den Problemen und Chancen einer klinischen Spezialisierung auseinander.