Gesundheitswesen 2004; 66 - 229
DOI: 10.1055/s-2004-833967

Einschätzungen von HIV-Infektionsrisiken in klinischen Situationen durch Medizinstudierende – Ein Vergleich von Befragungen in den Jahren 1994, 1999 und 2004

J Klewer 1, A Bergmann 2, H Gothe 3, H Seelbach 4, J Kugler 1
  • 1Professur für Gesundheitswissenschaften/ Public Health, Medizinische Fakultät, TU Dresden, Dresden
  • 2Allgemeinmedizin, Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Dresden, TU Dresden, Dresden
  • 3Institut für Gesundheits- und Sozialforschung GmbH (IGES), Berlin
  • 4Professur für Gesundheitsökonomie, Fachbereich Wirtschaft, Fachhochschule Osnabrück, Osnabrück

Hintergrund: Durch die verbesserte antiretrovirale Therapie steigt in Deutschland die Prävalenz von HIV-positiven Patienten. Zur Prävention berufsbedingter HIV-Infektionen bei medizinischem Personal benötigt dieses ausreichende Kenntnis über HIV/AIDS, da es aufgrund des engen Patientenkontakts besonders gefährdet ist. Ziel: Es sollte untersucht werden, wie Medizinstudierende die HIV-Infektionsrisiken in klinischen Situationen einschätzen und ob es Unterschiede zwischen den Einschätzungen von Medizinstudierenden im Verlauf von 10 Jahren kam. Methoden: Unter Verwendung von standardisierten anonymen Fragebogen wurden die Einschätzungen von Medizinstudierenden (n=263) in klinischen Semestern zu HIV-Infektionsrisiken aus den Jahren 1994/95, 1999 und 2004 verglichen. Zusätzlich wurde das Wissen zu den Ansprechpartnern nach einer Verletzung mit infektiösem Material verglichen. Ergebnisse: Insgesamt zeigten sich von 1994/95 bis 2004 kaum Unterschiede zwischen den Einschätzungen der HIV-Infektionsrisiken. Situationen wie z.B. Körperliche Untersuchung oder Infusionsflaschen wechseln wurde ein geringes HIV-Infektionsrisiko beigemessen, dem Legen von venösen Zugängen oder Verbände wechseln eher ein hohes HIV-Infektionsrisiko. Der Anteil der Studierenden, die den Betriebsarzt nach einer berufsbedingten Verletzung kontaktieren würden, stieg von 55% auf 71%. Diskussion: Es zeigte sich, dass sich innerhalb von zehn Jahren die Einschätzungen von HIV-Infektionsrisiken nicht verändert haben und die HIV-Infektionsrisiken auch über 20 Jahre nach Beginn der HIV-Pandemie fehlerhaft eingeschätzt werden. Schlussfolgerungen: Es ist weiterhin notwendig, Medizinstudierende über Fehleinschätzungen von HIV-Infektionsrisiken und reale Infektionsrisiken zu unterrichten. Dazu kommt die Notwendigkeit der Information über die Ansprechpartner nach einer Verletzung mit infektiösem Material.