Gesundheitswesen 2004; 66 - 244
DOI: 10.1055/s-2004-833982

Nutzung des Gesundheitssystems durch Multiple Sklerose Patienten in Deutschland und in den USA

J Klewer 1, T Kroll 2, P Beatty 2, J Kugler 1
  • 1Professur für Gesundheitswissenschaften/ Public Health, Medizinische Fakultät, TU Dresden, Dresden
  • 2NRH Center for Health and Disability Research, Washington, DC, USA

Hintergrund: Multiple Sklerose (MS) ist eine organische Erkrankung des zentralen Nervensystems, von der schätzungsweise 100.000 Patienten in Deutschland bzw. 300.000 Patienten in den USA betroffen sind. Ziel: In der vorliegenden vergleichenden Studie sollten die Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Inanspruchnahme des jeweiligen Gesundheitssystems durch deutsche bzw. amerikanische MS-Patienten untersucht werden. Methoden: Die Datenerhebung erfolgte jeweils mittels anonymer Fragebögen: In den USA wurden die Daten im Rahmen der nationalen Längsschnittstudie über die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen durch Personen mit chronischen Erkrankungen gewonnen. Insgesamt haben 161 MS Patienten teilgenommen (Alter: 48,5 Jahre; 73% weiblich). In Deutschland erfolgte die Befragung von an MS erkrankten Mitgliedern des sächsischen Landesverbandes der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft. Hier nahmen 701 MS Patienten teil (Alter: 49,5 Jahre, 74% weiblich). Ergebnisse: Die meisten Befragten litten unter spastischen Beschwerden (USA: 61%; BRD: 57%) und Sehstörungen (USA: 31%, BRD: 58%). Fast alle Befragten in beiden Ländern waren krankenversichert: in Deutschland waren 97% gesetzlich krankenversichert, aber weniger als ein Drittel der amerikanischen Patienten war in einem staatlichen Programm krankenversichert (Medicare, Medicaid). Am häufigsten wurden die MS-Patienten von Neurologen behandelt (USA: 82%, BRD: 91%), gefolgt von den Hausärzten (USA: 39%, BRD: 61%). Psychologische Unterstützung wurde von 17% der amerikanischen und 32% der deutschen MS-Patienten genutzt. Diskussion und Schlussfolgerungen: Die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems durch deutsche und amerikanische MS-Patienten ist vergleichbar. Unterschiede ergeben sich jedoch bei der Krankenversicherung, der primärärztlichen Versorgung sowie bei der Nutzung von psychotherapeutischer Unterstützung