Gesundheitswesen 2004; 66 - 247
DOI: 10.1055/s-2004-833985

Qualitätssicherung und Kostenoptimierung der Pharmakotherapie durch klinisch-pharmakologische Stationsvisiten

SC Postel 1, U Tröger 1, SM Bode-Böger 1
  • 1Institut für Klinische Pharmakologie, Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg

Hintergrund: Falsche Arzneistoffkombinationen, Nichtbeachtung der individuellen Patientenkonstitution und Kontraindikationen bei der Verordnung bestimmter Pharmaka generieren neben einem ungünstigen klinischen Outcome auch zusätzliche Kosten. Diese beinhalten vor allem Kosten durch Anfall längerer Liegezeiten und Therapie von unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Ziel: Qualitätsverbesserung und Kostenreduktion der Pharmakotherapie durch Evaluation und Optimierung mittels stationärer klinisch-pharmakologischer Arzneimittelvisiten. Methoden: Durchführung wöchentlicher Visiten durch einen klinischen Pharmakologen oder Apotheker über 6 Monate auf 4 Stationen (Dermatologie, Neurologie, Nephrologie) eines Universitätsklinikums. Evaluation der Pharmakotherapie (Zeitaufwand: 2–3 Stunden pro Visite) hinsichtlich der Übereinstimmung mit anerkannten Therapieleitlinien, der Interaktionspotentiale sowie der Erkennung realer und potentieller unerwünschter Wirkungen. Kostenanalyse soweit möglich. Ergebnisse: Die Medikation von 1680 Patienten (ca. 70 pro Woche) wurde evaluiert. In ca. 20% der Fälle, dass entspricht 14 Patienten pro Woche, erfolgte eine Beratung der behandelnden Ärzte hinsichtlich Optimierung oder Veränderung der Therapie. Eine konsekutive Kostenanalyse war nicht für alle Fälle möglich. Einzelfälle werden präsentiert. Diskussion: Der gesamte Umfang der Qualitätsverbesserung der Pharmakotherapie und des Kosteneffekts durch die Beratung ist schwer zu messen, da ein erheblicher Teil außerhalb des Klinikums realisiert wird bzw. nicht abschätzbar ist. Das Erkennen von wenigen schwerwiegenden Therapiefehlern scheint bereits eine Effizienzsteigerung zu bewirken, die sich für ein Universitätsklinikum ökonomisch durch Kostendämmung auszahlt. Schlussfolgerungen: Die klinisch-pharmakologische Stationsvisite ist eine effektive Maßnahme zur Qualitätssicherung und Optimierung der Pharmakotherapie. Neben der verbesserten Lebensqualität für den Patienten selbst, können auch erhebliche Kosteneinsparungen erzielt werden.