Gesundheitswesen 2004; 66 - 249
DOI: 10.1055/s-2004-833987

Was sagen uns Wiedereinweisungen über die Qualität der stationären Versorgung?

E Swart 1
  • 1Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

Hintergrund: Die Bewertung der Qualität der stationären Versorgung erfolgt zunehmend anhand von Ergebnisindikatoren. Diese sollten nicht nur das Behandlungsergebnis bis zum Ende des Krankenhausaufenthalts abbilden. Neben der Sterblichkeit nach der Entlassung ist die Häufigkeit von Wiedereinweisungen in einem definierten Zeitraum ein häufig verwendeter Outcomeparameter. Doch können uns Wiedereinweisungen valide Hinweise auf die Versorgungsqualität geben? Methoden: Verwendet werden fallbezogene GKV-Routinedaten der AOK Sachsen-Anhalt nach §301 SGB V aus den Jahren 1998 bis 2001 (ca. 300.00 Fälle p.a.). Über eine pseudonymisierte KV-Nummer lassen sich alle Krankenhausaufenthalte eines Versicherten identifizieren und Wiederaufnahmen analysieren. Diese werden diagnosebezogen ausgewertet. Ergebnisse: Fast jeder fünfte Fall (18%) betrifft eine Wiedereinweisung innerhalb von 30 Tagen. Diese konzentrieren sich auf chronisch kranke und multimorbide Patienten. Darunter sind besonders viele Krebspatienten zu finden, die im Zuge bestimmter Therapieschemata geplant wiederaufgenommen werden. Ungeplante Wiedereinweisungen können davon nur schwer differenziert werden. Bei bestimmten Krankheiten wie Alkoholabhängigkeit deuten ‘Drehtürpatienten’ mit häufigen Wiederaufnahmen auf Probleme im Zusammenspiel ambulanter und stationärer Angebote hin. Möglichst enge Definitionen von Indexereignissen und Komplikationen eignen sich am besten als Qualitätsindikatoren auf Basis von GKV-Prozessdaten, etwa die Häufigkeit von Revisionen bei endoprothetischen Operationen. Diskussion: Wiedereinweisungen umfassen einen beträchtlichen Teil aller Krankenhausfälle und sind nicht grundsätzlich Ausdruck unzureichender Versorgungsqualität. Ungeachtet aller methodischen Schwierigkeiten ergeben sich bei tracerbezogener Definition spezifischer Ereignisse Hinweise auf die Qualität der stationären Versorgung und der Schnittstelle zu anderen Versorgungssektoren. GKV-Daten können Qualitätsindikatoren flächendeckend und einrichtungsübergreifend bereit stellen.