Gesundheitswesen 2004; 66 - 250
DOI: 10.1055/s-2004-833988

Versorgungsqualität bei Altenheimbewohnern mit Dekubitus aus der Sicht von Pflegekräften

HJ Boschek 1, KJ Kügler 1
  • 1Kreisgesundheitsamt Ennepe-Ruhr (Schwelm)

Hintergrund: Dekubitus ist eine typische Komplikation bei pflegebedürftigen Altenheimbewohnern. Die Prophylaxe und die Behandlung von Dekubitus erfordert eine effektive Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften und Ärzten. Ziel: Die Qualität der Kooperation bei der Dekubitusversorgung von Altenheimbewohnern soll aus Sicht der Pflegekräfte beschrieben werden. Methoden: 102 leitende Pflegekräfte aus den 38 Altenheimen im Ennepe-Ruhr-Kreis wurden mittels eines teilstrukturierten Fragebogens zu ihrer Sicht der Probleme bei der Dekubitusprophylaxe und -therapie befragt. Ergebnisse: 75% der Pflegekräfte sehen Defizite bei der Prophylaxe, dabei stehen an erster Stelle zu späte oder keine Bewilligung von Prophylaxematerialien durch die Pflegekassen (22,2%), danach folgen Schwierigkeiten mit den Bewohnern – fehlende Compliance (20,6%) bzw. schlechter Gesundheitszustand (5,5%). Zeitmangel (16,6%) und Schwierigkeiten in der Kooperation mit Ärzten (14,4%) wurden ebenfalls genannt.

58,8% der Befragten sehen Defizite bei der Dekubitustherapie. 92% beklagen die Kooperation mit betreuenden Ärzten. Dies betrifft verzögerte oder unterlassene Heimbesuche sowie fehlende Verordnungen (49%), weiter die seitens der Ärzte häufig mit Budgetzwängen begründete Verschreibung als qualitativ unzureichend empfundener Hilfsmittel oder Therapien (19,6%). Diskussion: Die Prophylaxe und Therapie von Dekubitalgeschwüren bei Pflegeheimbewohnern stellt ein schwieriges praktisches und organisatorisches Problem dar. Nach der Bewertung von Pflegenden ist die Zusammenarbeit zwischen Pflegepersonal, Haus- und Fachärzten und die Kooperation mit Pflegekassen verbesserungsbedürftig. Schlussfolgerungen: Als Konsequenz wurde ein Modellprojekt initiiert, bei dem in 4 Heimen Dekubitusexperten die Maßnahmen zur Prophylaxe und Therapie mit Unterstützung eines Facharztes für Chirurgie koordinieren. Das Projekt wird bezüglich Inzidenz von Dekubitus, Behandlungsqualität und Kosten evaluiert.