Gesundheitswesen 2004; 66 - 254
DOI: 10.1055/s-2004-833992

Perspektiven der Patientenberatung in Deutschland: Ergebnisse einer bundesweiten Expertenbefragung

H Krause 1, A Keller 1, S Schmidt-Kaehler 1
  • 1Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Universität Bielefeld

Hintergrund: Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger sind sich einig, dass die unabhängige Beratung und Information von Patienten wesentliche Voraussetzungen für mehr Patientenorientierung im deutschen Gesundheitswesen darstellen. Unklar ist jedoch, welche Ziele, Inhalte und Strukturen für die zukünftige Patientenberatung bedeutsam sind. Ziel: Mit der vorliegenden Untersuchung sollen empirisch abgesicherte Erkenntnisse über relevante Ziele, Zielgruppen, inhaltliche Schwerpunkte und Träger der zukünftigen Patientenberatung gewonnen werden. Außerdem soll geklärt werden, welche strukturellen Entwicklungen hierzu notwendig sind. Methoden: 705 ausgewählte Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Politik, Medizin, GKV, ÖGD, Patientenberatung und Selbsthilfe wurden mit einem standardisierten Fragebogen zu den genannten Bereichen auf postalischem Wege befragt. Die Teilnahmequote lag mit 50% (n=351) erfreulich hoch. Die Auswertung der Daten erfolgte mithilfe deskriptiver Methoden. Ergebnisse: Aus Sicht der befragten Experten soll die zukünftige Patientenberatung in erster Linie auf die Themen Behandlungsmethoden, Behandlungsqualität, Prävention und Gesundheitsförderung fokussieren. Außerdem sollen Ratsuchende Hilfe beim Weg durch das Versorgungssystem erhalten. Die wichtigsten Zielgruppen sind aus Sicht der Befragten chronisch Kranke (72%), Ältere (55%) und sozial Benachteiligte (36%). Die Fachleute empfehlen weiterhin, vorhandene Beratungseinrichtungen auszubauen und miteinander zu vernetzen. Zudem wünschen sich 67% der befragten Experten die Einrichtung koordinierender Clearingstellen auf regionaler Ebene.

Diskussion: Wenngleich aufgrund der gewählten Erhebungstechnik sozial erwünschtes Antwortverhalten nicht gänzlich auszuschließen ist, unterstreichen die Resultate der Expertenbefragung dennoch eindrucksvoll den hohen Stellenwert, den die Patientenberatung aller Voraussicht nach in den kommenden Jahren einnehmen wird. Schlussfolgerungen: Vor dem Hintergrund dieses antizipierten Bedeutungszuwachses erscheint es sinnvoll, die vorhandenen Beratungsstrukturen weiterzuentwickeln. Hierbei empfiehlt es sich besonders, Angebote für vulnerable Zielgruppen zu konzipieren, Vernetzungsaktivitäten auszubauen und Clearingstellen mit Lotsenfunktion einzurichten.