Aktuelle Ernährungsmedizin 2004; 29 - 27
DOI: 10.1055/s-2004-834982

Beziehung zwischen Langzeit-Therapieerfolg und Aufwand bei Follow-Up

T Ellrott 1, F Schulze 1, M Kellner 1, V Faustin 1, V Pudel 1
  • 1Ernährungspsychologische Forschungsstelle Universität Göttingen.

Fragestellung: Ist der gemessene Langzeiterfolg von Adipositas-Therapieprogrammen von Aufwand und Nachuntersuchungsmethode abhängig?

Methode: Nachuntersuchung von Teilnehmern eines einjährigen multidisziplinären Gewichtsreduktionsprogramms für morbid Adipöse mindestens 12 Monate nach Therapieende. Alle ehemaligen Teilnehmer, die das Programm beendet hatten, wurden per Brief zur Nachuntersuchung ins Zentrum eingeladen (S1). Erfolgte keine Rückmeldung wurden die Teilnehmer teilweise mehrfach telefonisch kontaktiert, um einen Nachuntersuchungstermin zu vereinbaren (S2). Waren Teilnehmer (TN) mehr als 100 km verzogen, wurden Fragebögen zum Gewichtsverlauf verschickt (S3).

Stichprobe: 75 TN absolvierten das Therapieprogramm (57?/18?). Der mittlere Ausgangs-BMI lag bei 40,9±6,7kg/m2. 62 TN (84%) konnten durchschnittlich 26 Monate nach Therapieende (38 Monate nach Therapiebeginn) nachuntersucht werden. 3 TN waren unbekannt verzogen, 3 TN befanden sich in stationärer Behandlung, 7 TN verweigerten eine Nachuntersuchung.

Ergebnisse: Die nachuntersuchten TN lagen um 4,8±8,6% unter Ausgangsgewicht. Durch S1 erreichte TN (n=12) lagen um 5,5±9,7%, durch S2 erreichte TN (n=46) um 4,1±8,5%, durch S3 erreichte TN (n=4) um 10,2±6,6% unter Ausgangsgewicht.

Schlussfolgerung: Der festgestellte Langzeiterfolg des Therapieprogramms ist umso besser, je „freiwilliger“ die TN zur Follow-Up Untersuchung erschienen. Teilnehmer, die spontan auf eine schriftliche Einladung reagierten, hatten einen um 34% besseren Langzeiterfolg als diejenigen, die erst mehrfach telefonisch kontaktiert werden mussten. Teilnehmer, die per Brief nachuntersucht wurden, gaben einen doppelt so hohen Langzeiterfolg an als jene, deren Gewicht objektiv festgestellt wurde. Damit kommt der objektiven Nachuntersuchung eines möglichst hohen Anteils aller Teilnehmer eine wichtige Funktion zu, um den Langzeiterfolg eines Therapieprogramms realistisch beurteilen zu können.