Gesundheitswesen 2005; 67(5): 319-324
DOI: 10.1055/s-2005-858222
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evidence-based medicine - Methode, Kritik und Nutzen für eine professionalisierte Handlungspraxis in der Medizin

Evidence-based Medicine - Method, Critical Appraisal and Usefulness for Professionalised Medical PracticeP. Portwich1
  • 1Versicherungsmedizin, Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA), Luzern
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Publication Date:
25 May 2005 (online)

Zusammenfassung

Das Konzept von Evidence-based medicine (EBM) beschreibt 5 Schritte, die zu einer wissenschaftlich fundierten Lösung von schwierigen klinischen Problemfällen führen. Häufig wird EBM auf die Suche nach der best evidence (randomisierte klinische Studien, Metaanalysen) und die Einführung von Behandlungsleitlinien reduziert. Hieran knüpft sich Kritik, es resultieren mögliche Konsequenzen für die Medizin. EBM unterstreicht aber auch die so genannte clinical expertise des Arztes, die für den individuellen Patientenbezug wichtig ist. An dieser Stelle wird EBM weiterentwickelt: Durch die Verknüpfung mit der Professionstheorie von U. Oevermann, die der hermeneutischen Kompetenz zentrale Bedeutung beimisst, erschließt sich EBM als ein differenziertes Modell für eine professionalisierte ärztliche Handlungspraxis.

Abstract

The concept of evidence-based medicine (EBM) describes 5 steps that lead to a scientifically based solution of clinical problems. EBM is often reduced to the search for the best evidence (randomised controlled trials, metaanalyses) or the introduction of guidelines. This causes criticism and may have consequences for medicine. But EBM also emphasizes the so-called clinical expertise of the doctor, which is important for reference to the individual patient. This point of EBM is being developed further. Connected with the theory of professionalisation by U. Oevermann, stressing the importance of hermeneutical competence, EBM turns out to be a sophisticated model of professional medical practice.

Literatur

1 Da die Eindeutschung „evidenzbasierte Medizin” sprachlich nicht unumstritten ist, wird hier der Anglizismus verwendet, so wie auch die englischsprachigen Termini „best evidence” und „clinical expertise”.

2 Der in der Öffentlichkeit oft pejorativ verwendete Begriff Schulmedizin wird hier ohne Wertung gebraucht und bezeichnet die an den Hochschulen gelehrte Medizin, die von der berufsständisch verfassten Ärzteschaft praktiziert wird.

Dr. med. Philipp Portwich

Versicherungsmedizin, Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA)

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