Zusammenfassung
Der folgende Beitrag problematisiert die Wissensbasis, die bei der Einführung der
Disease-Management-Programme (DMP) ausschlaggebend war. Dabei wird deutlich, dass
die Datenbasis über den medizinischen und wirtschaftlichen Nutzen der Behandlungsprogramme
nicht ausreichend war. Zudem sind die zu erwartenden gesundheitlichen Effekte geringer
als angenommen. Um dies zu zeigen, wird eine Analyse vorgestellt, die ein realistisches
Bild des Krankheitsgeschehens bei Typ-II-Diabetikern in Deutschland und der Effekte
durch DMP geben soll. Bei der Schätzung wird ein elaboriertes Modell eines Disease-Management-Programms
zugrunde gelegt. Es ist damit zu rechnen, dass die Ergebnisse der realen Diabetes-DMP
im Rahmen des Risikostrukturausgleichs (RSA) noch geringer ausfallen werden. Der Autor
plädiert für ein differenzierteres und vor allem stärker risikobezogenes Vorgehen
im Zusammenhang mit Behandlungsprogrammen bei Diabetes. Dieses sollte besonders verhaltensbezogene
Ansätze sowie Case-Management-Elemente einbeziehen.
Abstract
The following contribution problematises the foundations of knowledge that were predominant
at the introduction of the Disease Management Program (DMP). Through this it has become
clear that there was insufficient data on the medicinal and economical benefits of
the treatment program. Furthermore, the expected health effects are fewer than initially
predicted. To demonstrate this, an analysis is being introduced which should provide
a realistic picture of the illness condition in Type-II diabetics in Germany and the
effects through the DMP. In this estimation the foundations for an elaborate model
of a Disease Management Program are being laid. It is expected that the results of
the real Diabetes-DMP in the framework of the risk structure compensation (Risikostrukturausgleich,
RSA) will be even lower. This author is appealing for a more complex and above all
a stronger risk-related action together with diabetes treatment programs. This should
incorporate behavior-related approaches as well as Case-Management elements.
Schlüsselwörter
Diabetes mellitus Typ 2 - Disease-Management-Programme - Kosten-Nutzen-Analyse - risikobezogenes
Vorgehen
Key words
Type-II-diabetes - disease management program - cost-benefit analysis - risk-related
action
1 Häussler B, Berger U. Bedingungen für effektive Disease-Management-Programme. Analyse,
Bewertung und Lösungsansätze für Qualität und Finanzierung. Baden-Baden: Nomos-Verlagsgesellschaft,
2004. Häussler B, Berger U, Mast O et al. Risk and potential risk reduction in diabetes
type 2 patients in Germany. Eur J Health Econ 2005; Band 6, Heft 2 (2005): S. 152
- 158
2 Lauterbach K, Wille E. Modell eines fairen Wettbewerbs durch den Risikostrukturausgleich.
Gutachten im Auftrag des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen e. V. (VdAK), des
Arbeiter-Ersatzkassen-Verbandes e. V. (AEV), des AOK-Bundesverbandes (AOK-BV) und
des IKK-Bundesverbandes (IKK-BV), 2001
3 Raspe H, Sawicki P, Schmacke N. Sind vorliegende Disease-Management-Programme für
Diabetes wirklich unnötig? G + G Wissenschaft 2004; 2 (4): 23-31
Prof. Dr. med. Bertram Häussler
Direktor IGES Institut für Gesundheits- und Sozialforschung GmbH
Wichmannstraße 5
10787 Berlin
eMail: bh@iges.de