Zusammenfassung
In den Jahren 1997 bis 2005 wurden vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung
Baden-Württemberg in einer flächendeckenden Erhebung Daten der Struktur-, Prozess-
und Ergebnisqualität der ambulanten Pflege im Rahmen des Pflegeversicherungsgesetzes
erhoben, die eine Beschreibung der Qualitätsentwicklung zulassen. In einem 3-Jahres-Rhythmus
wurden alle vertraglich zugelassenen ambulanten Pflegedienste in Baden-Württemberg
erfasst und nach einem bundesweit abgestimmten Konzept einer einheitlichen Bewertung
unterzogen; dies bedeutete die Überprüfung von durchschnittlich ca. 300 Pflegediensten
pro Jahr. Es zeigt sich, dass immer mehr Patienten von immer weniger, aber größeren
Pflegediensten versorgt werden. Im Bereich der Strukturqualität hat sich der Weiterbildungsstand
der Pflegedienstleitungen erheblich verbessert; der Anteil des Fachpersonals, welches
die Grund- und Behandlungspflege durchführt, steigt an. Bei der Prozessqualität findet
sich eine zunehmende Orientierung am Modell des Pflegeprozesses. Informationen über
die Situation des Patienten werden deutlich besser erhoben und dokumentiert, Pflegeziele
formuliert, regelmäßig evaluiert und der aktuellen Situation angepasst. Systematische
Qualitätssicherungsmaßnahmen werden in zunehmendem Umfang etabliert. Trotz dieser
klar feststellbaren Verbesserungen der Struktur- und Prozessqualität bestehen noch
immer leichte bis mäßige Defizite bei der Durchführung der Grundpflege in insgesamt
20 % der beobachteten Fälle. 70 % der Pflegemaßnahmen werden vollständig fachgerecht
erbracht. Dieser Wert hat sich im Beobachtungsverlauf nicht erkennbar verändert. Die
beobachteten Defizite finden sich besonders im Bereich der Hygiene. Es fällt auf,
dass die positive Entwicklung der Struktur- und Prozessqualität nicht in gleichem
Maße von einer positiven Entwicklung der erhobenen Parameter für die Ergebnisqualität
begleitet wird.
Abstract
During the years 1997 to 2005 the medical service of the statutory health insurance
carried out a total survey regarding structure, process and outcome with respect to
the quality of care of outpatients in the German long-term care insurance system.
The survey provides information on the development of the quality of care. All out-patient
nursing services licensed by the statutory long-term care insurance funds in Baden-Württemberg
were subjected to a uniform assessment based on a consented concept applied in all
states in Germany on a 3-years term. Thus, about 300 services were assessed every
year. Our results demonstrate a tendency towards less but larger nursing services
providing care for an increasing number of patients. The qualification of head nurses
has improved significantly. We also found an increasing rate of qualified caregiving
staff. Nursing services clearly have improved with respect to the process of collecting
information on the patients medical history, defining the aim of nursing, evaluating
the success of therapeutical measures and with respect to continuous evaluation and
adaption of care to the actual needs of the patient. In general a wide spectrum of
measures of quality assurance have been taken. In spite of these improvements, there
still are moderate deficits with respect to the provision of basic care to the individual
patient in about 20 % of cases, especially in the field of hygiene. The rate of deficient
basic care remained unchanged over the whole period of our study. It is remarkable,
that improvements of structures and processes are not paralleled by improvements of
individual care of the patient.
Schlüsselwörter
Qualitätssicherung - ambulante Pflege - Pflegeprozess
Key words
Quality assurance - out-patient nursing - nursing process
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PD Dr. med. Matthias Mohrmann
Medizinischer Dienst der Krankenversicherung Baden-Württemberg
Ahornweg 2
77933 Lahr
Email: m.mohrmann@mdkbw.de