Aktuelle Ernährungsmedizin 2006; 31: 143-146
DOI: 10.1055/s-2006-932652
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Die frühe Prägung entscheidet

Einfluss von Darmflora und intestinalem Immunsystem auf das Entstehen von AllergienEarly Imprinting is CrucialInfluence the Intestinal Gut Flora and the Intestinal Immune System for the Development of AllergiesH.  Renz1
  • 1Abteilung Klinische Chemie und molekulare Diagnostik, Philipps-Universität Marburg
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Publication Date:
20 June 2006 (online)

Zusammenfassung

Chronische Entzündungen, wie Allergien und Autoimmunerkrankungen, haben sich in den letzten Dekaden zu Volkserkrankungen entwickelt, insbesondere in den westlichen und industrialisierten Regionen der Erde. Epidemiologische Daten zeigen, dass der frühkindlichen Prägung eine zentrale Bedeutung für die Ausbildung dieser Erkrankungen zukommt. Hierbei spielen offensichtlich Umwelteinflüsse, die bereits pränatal, aber auch in den ersten beiden Lebensjahren operieren, eine entscheidende Rolle. Viele mikrobielle Komponenten und Antigene sind offensichtlich in der Lage, bei der „Erziehung” des Immunsystems derartig mitzuwirken, dass Schutzmechanismen vor Allergien und Asthma ausgebildet werden können. Dieses Konzept, für das es neben epidemiologischer Evidenz nunmehr auch eine Reihe von (tier-)experimentellen Daten gibt, wird unter dem Konzept der so genannten „Hygienehypothese” heute zusammengefasst. Eine Gruppe von mikrobiellen Komponenten von besonderem Interesse sind die Probiotika, zu denen diverse Stämme von Laktobazillus gehören. Es stellt sich hier die zentrale Frage, ob eine frühe Laktobazillusexposition nachhaltig den Ausbruch oder die Ausbildung von Allergien und Asthma unterdrücken bzw. davor schützen kann. Obwohl dieses ein attraktives und möglicherweise zukunftsweisendes Konzept darstellen könnte, müssen allerdings derzeit noch vermehrt klinische Untersuchungen durchgeführt werden, um zu einer abschließenden Bewertung zu kommen. Nichtsdestotrotz kann das Potenzial, welches sich hinter diesem innovativen Ansatz verbirgt, als ausgesprochen interessant und viel versprechend angesehen werden.

Abstract

In the past decades chronic inflammation, i. e. allergic and autoimmune diseases, became highly abundant, in particular in western and industrilized countries. Epidemiological data demonstrate that imprinting in early childhood is of high relevance for the development of these diseases. It seems that environmental factors prenatally and in the first two years of life play a crucial role. It is hypothesized that many microbial components and antigens are involved in the maturation of the immune system displaying protective effects against allergic diseases and asthma. This concept, the so-called hygiene hypothesis, is supported by epidemiological and experimental data. From particular interest are probiotic bacteria for example several strains of lactobacillus. A crucial question is whether an exposition towards lactobacillus early in life can suppress or prevent the development of allergies or asthma. Although this seems to be an attractive and possibly forward-looking concept clinical studies have to be conducted now to draw a final conclusion. Nevertheless this innovative concept is very promising and of high interest.

Literatur

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Prof. Dr. Harald Renz

Abteilung klinische Chemie und molekulare Diagnostik · Philipps-Universität Marburg

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