Gesundheitswesen 2006; 68 - A83
DOI: 10.1055/s-2006-948639

Integration genderspezifischer Aspekte zur Tabakprävention in den grundständigen Studiengang Humanmedizin

R Lux 1, U Walter 1
  • 1Stiftungslehrstuhl Prävention und Rehabilitation in der System- und Versorgungsforschung, Abteilung Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Hannover

Hintergrund: Geschlechterspezifität erweist sich zunehmend als unentbehrliche Komponente in der Prävention und Gesundheitsförderung. Für die Themenbereiche Tabakkonsum und Nikotinabhängigkeit liegen bereits umfangreiche Forschungsergebnisse hinsichtlich geschlechterorientierter Prävention, Diagnostik und Therapie vor. Diese haben jedoch bislang kaum Eingang in die praktische Tätigkeit und klinische Routine gefunden. Ziel: Ziel ist die Entwicklung von Unterrichtseinheiten zur geschlechtssensiblen Prävention sowie die Etablierung genderspezifischer Aspekte in den Querschnittsbereich Prävention und Gesundheitsförderung. Methoden: In einem mehrstufigen Prozess werden präventionsfokussierte Unterrichtseinheiten mit genderbetonten Inhalten erarbeitet, erprobt, evaluiert und entsprechend modifiziert. Ergebnisse: 1) strukturell: Die erstmalige Implementierung einer Unterrichtseinheit zu „Gender und Rauchen“ in die zuvor bestehende Seminarreihe „Rauchfrei“ war ohne Einbußen im Lehrkonstrukt möglich. 2) inhaltlich: Die bis dato eher praxisorientierten Unterrichtseinheiten konnten zweckmäßig sowie mit hoher studentischer Akzeptanz um genderchronologische und -theoretische Perspektiven ergänzt werden. Unterrichtseinheit und Evaluation werden vorgestellt. Diskussion: Steht die Genderperspektive auch noch am Anfang ihrer Umsetzung in die Praxis, ist die momentane Etablierung geschlechterfokussierter Inhalte in die ärztliche Ausbildung ein zentraler Ansatzpunkt für die Gendersensibilität zukünftiger Ärztinnen und Ärzte. Diese ist bei der zielgruppenorientierten Ausgestaltung primär- und sekundärpräventiver Ansätze auf den Problemfeldern der Rauchvorbeugung sowie Tabakentwöhnung hilfreich. Schlussfolgerungen: Die Kenntnisse um zielgruppenbezogene Geschlechtsdifferenzen in der Präventionstheorie und -praxis können unter Verwendung des im deutschsprachigen Raum neu definierten Begriffes Gender sowie unter Zuhilfenahme eines bewährten Lehrkonzeptes nachhaltig in das Bewusstsein der Humanmedizin-Studierenden gebracht werden.