Gesundheitswesen 2006; 68 - A117
DOI: 10.1055/s-2006-948673

Prädiktoren der Arbeitsfähigkeit für Lehrer

R Seibt 1, D Heduschka 1, J Hardt 1, S Spitzer 1
  • 1Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden

Ziel: Lehrer leiden häufiger als andere Berufsgruppen unter Erkrankungen, die sich auf hohe psychische Belastungen und chronische Überbeanspruchung zurückführen lassen. Die Folge ist verminderte Arbeitsfähigkeit (Af). Daher sollte untersucht werden, durch welche arbeits- und gesundheitsbedingten Faktoren sich Lehrer mit niedriger von denen mit hoher Arbeitsfähigkeit unterscheiden. Methoden: An der Studie beteiligten sich 1074 LehrerInnen (Männer: 13,8%). Die Lehrer waren durchschnittlich 24±8 Jahre im Beruf tätig, ihr Durchschnittsalter betrug 47±7 Jahre. Zur Erfassung der Af diente der Fragebogen Work Ability Index (WAI). Der WAI setzt sich aus 7 Subskalen zusammen, die Aussagen zur Verausgabung durch die bisherige Arbeit und zum Gesundheitszustand (Erkrankungen, Fehltage) liefern. Die Af ist von niedrig bis hoch (7–36 bzw. 37–49 Punkte) einzustufen. Einflussfaktoren wurden über die Berufsanamnese, Effort-Reward Imbalance (ERI) sowie General Health Questionnaire (GHQ-12) und Beschwerdenfragebogen (BFB) erhoben und mittels Chaid-Analyse geprüft. Ergebnisse: Die Af der Lehrer befindet sich mit 38±6 Punkten (gut) an der Grenze zur niedrigen Af; 37% aller LE weisen niedrige (32±4 Punkte) und 63% hohe Af (41±3 Punkte) auf. Davon geben Gymnasiallehrer den höchsten (41%), Mittelschullehrer (33%) den geringsten Anteil niedriger Af an (p=0,096). Lehrerinnen (39%) berichten häufiger als Lehrer (27%) niedrige Af. Die Gruppen niedrige vs. hohe Af unterscheiden sich nicht in arbeitsbedingten Faktoren. Lehrer der Gruppe niedrige Af arbeiten jedoch länger im Beruf (26 vs. 23 Jahre; p=0,000), geben ein ungünstigeres Aufwand-Nutzen-Verhältnis in der Arbeit an (ERI: 0,7 vs. 0,6; p=0,000), sind psychisch stärker beeinträchtigt (GHQ-12: 15 vs. 11 Punkte; p=0,000) und weisen mehr Beschwerden auf (BFB: 16 vs. 7; p=0,000). Als entscheidende Prädiktoren für hohe Af ergaben sich stabile psychische Gesundheit und ausgewogene Effort-Reward-Balance. Schlussfolgerungen: Arbeits- und gesundheitsbezogene Gefährdungen müssen frühzeitig erkannt und im Zusammenhang betrachtet werden, um so die Af von Lehrkräften langfristig erhalten und fördern zu können. Präventive Maßnahmen sind am Bedarf der Schule zu orientieren.