Zusammenfassung
Retinitis pigmentosa (RP) ist der Sammelbegriff für eine Reihe genetisch bedingter
degenerativer Erkrankungen der Netzhaut von der weltweit etwa 1,5 Millionen Menschen
betroffen sind. Molekulargenetische Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt,
dass Retinitis pigmentosa nicht auf einen einzelnen genetischen Defekt zurückzuführen
ist, sondern dass die für den Ausbruch der Erkrankung verantwortliche genetische Aberration
auf verschiedenen Genen und innerhalb eines Gens an verschiedenen Stellen lokalisiert
sein kann. Um dem Verständnis dieser Prozesse näher zu kommen, ist es notwendig, die
Pathogenese dieser Erkrankungen verfolgen zu können. Tiermodell sind hierfür eine
unabdingbare Notwendigkeit. Nur im Tiermodell ist es möglich, Degenerationsverläufe
wie im Zeitraffer zu verfolgen und die zu einem bestimmten Zeitpunkt eingetretenen
biochemischen, funktionellen und morphologischen Veränderungen in der Retina zu untersuchen.
Der vorliegende Artikel gibt eine Übersicht über die in der aktuellen Retinitis-pigmentosa-Forschung
verwendeten Tiermodelle zusammen mit einer kurzen Beschreibung des genetischen Hintergrunds
und des jeweiligen Krankheitsverlaufs bei den einzelnen Tieren. Darüber hinaus wird
ein Ausblick auf neue molekularbiologische Techniken gegeben, mit deren Hilfe gezielt
Tiermodelle geschaffen werden können, die identische Genmutationen tragen, wie sie
auch bei humanen Retinitis-pigmentosa-Formen auftreten. Da die humanen hereditären
retinalen Degenerationen durch eine Vielzahl unterschiedlicher genetischer Defekte
ausgelöst werden können, sind vergleichende Untersuchungen an Tiermodellen mit klar
definierten genetischen Defekten unerläßlich. Nur auf diese Weise sind Aussagen möglich,
die sowohl ein spezielles Krankheitsbild berücksichtigen als auch allgemeingültige
Mechanismen bei retinalen Degenerationen aufklären.
Summary
Retinitis pigmentosa (RP) is the general term given to a group of genetically determined,
degenerative retinal diseases which afflict some 1.5 million humans worldwide. Molecular
genetic studies in recent years have shown that RP cannot be explained by a single
genetic defect but rather that the hereditary aberration responsible for triggering
the onset of the disease is localized in different genes and at different sites within
these genes. A fuller understanding of these processes is possible only if the pathogenesis
of the diseases can be followed as they develop. Animal models are an indispensable
requirement for this. Only in the animal model is it possible to observe progressive
degenerations in “time-lapse photography” as it were and to examine the biochemical,
functional and morphological changes which appear at specific times in the retina.
This article gives an overview of the animal models presently used in RP research,
with a short description of genetic backgrounds and the progression of the disease
in individual animals. In addition, a look at the future is provided of new molecular
techniques which make it possible to create specific animal models with gene mutations
identical to those appearing in human RP. Since hereditary human retinal degenerations
can be brought about by numerous different genetic defects, comparative studies using
animals with clearly defined genetic defects are essential. Only in this way is it
possible to arrive at conclusions concerning this specialized syndrome and to clarfy
the mechanisms which are common to all retinal degenerations.
Schlüsselwörter
Retinitis pigmentosa - erbliche Erkrankungen - retinale Degenerationen - Tiermodelle
Key words
Retinitis pigmentosa - hereditary disease - degeneration - animal model