Gesundheitswesen 2008; 70 - A23
DOI: 10.1055/s-2008-1076530

Influenza Ausbruch in einem Altenpflegeheim

H Uphoff 1, G Ballmann 1, A Hauri 1
  • 1Hessisches Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen, Dillenburg

Am 11.02.07 wurde das Gesundheitsamt Lahn-Dill-Kreis in Hessen darüber informiert, dass in einem Altenpflegeheim von 49 Heimbewohnern bereits 26 hochfieberhaft an einem akuten Atemwegsinfekt erkrankt waren. Fünf Personen waren bereits hospitalisiert worden und ein Todesfall stand vermutlich mit der Erkrankungshäufung in Verbindung.

Der Ausbruch wurde gemeinsam mit dem HLPUG untersucht. Es wurden Laboruntersuchungen organisiert, explorative Befragungen beim Personal und Bewohnern durchgeführt und Daten aus den Pflegeakten erhoben.

Die betreuten Bewohner waren zu einem hohen Prozentsatz gegen Influenza geimpft (etwa 88%), während bei den 15 befragten Mitarbeitern keiner geimpft war. Aufgrund der Symptomatik und der 6 positiven Influenza-A Proben (von 9 Abstrichen) wurde der Ausbruch vom 01.2.07 bis 22.2.07 auf Influenza zurückgeführt. Die Attackrate lag bei den Bewohnern bei etwa 67% und bei den Mitarbeitern bei etwa 40%. Die Krankheitslast war mit 93 Krankenhaustagen (10 hospitalisierte Personen) und drei möglichen Todesfällen erheblich. Eine Impfschutzwirkung konnte nicht festgestellt werden.

Influenza wurde erst nach dem Peak des Ausbruches als Ursache bestätigt. Die Kaskade von Information, Rüstzeiten und Aktionen der Beteiligten nimmt bei einem solch rasanten Ausbruchsgeschehen zu viel Zeit in Anspruch. Vorbeugemaßnahmen und die Zeitnähe von Bekämpfungsmaßnahmen können am besten durch eine Planung in den Einrichtungen verbessert werden.

Vermutlich wurde der Erreger über erkranktes Personal in die Einrichtung eingetragen. Eine hohe Impfquote allein der Heimbewohner stellt keinen sicheren Schutz dar und es ergeben sich Fragen zur Impfstrategie und zu unserem Verständnis von Impfschutz.

Die erheblichen Belastungen und Kosten durch einen solchen Ausbruch sind ein Argument für Vorbereitungsmaßnahmen in den Einrichtungen als Eigeninitiative.