Gesundheitswesen 2019; 81(12): 1018-1021
DOI: 10.1055/a-0586-8809
Kurzmitteilung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zu welchen Themen suchen Angehörige von Demenzbetroffenen telefonische oder emailbasierte Beratung auf? Aktuelle Ergebnisse des bundesweiten Beratungsangebots der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V.

Topics on Which Relatives of Persons with Dementia Seek Counseling Over Telephone or Email: Current Results of a Nationwide Counseling Service of the German Alzheimer Society
Anna Pendergrass
1   Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung, Psychiatrische Universitätsklinik Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
,
Saskia Weiß
2   Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V., Selbsthilfe Demenz, Berlin
,
Elmar Gräßel
1   Zentrum für Medizinische Versorgungsforschung, Psychiatrische Universitätsklinik Erlangen, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen
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Publication History

Publication Date:
19 April 2018 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Seit 15 Jahren existiert das Alzheimer – Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. (DAlzG) als bundesweites psychosoziales Beratungsangebot und hat sich als wichtige Säule bei der Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren Familien etabliert. Folgende Ziele der vorliegenden Untersuchung waren zu evaluieren: a) warum Angehörige, die einen Demenzbetroffenen pflegen oder unterstützen, telefonische Beratung in Anspruch nehmen, b) ob diese Beratung einmalig stattfindet oder eine langfristige Begleitung der Angehörigen darstellt und c) ob sich die telefonischen von den email-basierten Anfragen bezüglich der Thematiken unterscheiden.

Studiendesign und Methode Die Daten beruhen auf den Anfragen von 3744 Angehörigen, die sich im Jahr 2015 an die DAlzG gewandt haben. Es wurden soziodemografische Daten der Angehörigen und der Demenzbetroffenen, die Themen und die Charakteristika des Telefonats sowie die Emailanfragen thematisch erfasst.

Ergebnisse Die Anrufer waren zu 70,3% weiblich, hauptsächlich die (Schwieger-) Kinder der Betroffenen (59,9%) und lebten mit den Demenzbetroffenen zusammen (49,7%). Über 2 Drittel der Anrufer (70%) suchten Unterstützung bezüglich der Schwierigkeiten im Umgang mit dem Erkrankten (z. B. wegen herausfordernden Verhaltensweisen) und 36,5% der Angehörigen suchten weiterführende Hilfen. An dritter Stelle standen rechtliche und finanzielle Themen im Fokus (23,5%). Es fanden zu 92,2% einmalige Beratungen statt. Die Beratungsanliegen der Angehörigen, die per Email Kontakt aufnahmen, unterschieden sich nicht maßgeblich von den Beratungsthemen der telefonischen Beratung.

Schlussfolgerung Bei vielen Themen besteht Bedarf nach weiterführender Beratung „vor Ort“. Ärzte und andere Akteure im Gesundheitswesen sollten daher eine aktive Beratungseinstellung gegenüber Angehörigen von Demenzbetroffenen einnehmen.

Abstract

Background Since 15 years, the Alzheimer 's Telephone of the German Alzheimer Society (Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.; DAlzG), a nationwide psychosocial counseling service, has been offering support for people with dementia (PwD) and their families. The aim of this study was to evaluate: a) why informal PwD caregivers seek telephone counseling, b) whether these telephone calls are one-time counseling or long-term support, and c) whether the telephone inquiries differ from the email-based inquiries with regard to the addressed issues.

Materials and methods The data are based on the inquiries of 3,744 informal caregivers, which consulted the DAlzG in 2015. Sociodemographic data on the informal caregivers and the PwD, the characteristics of the telephone call, and the topics addressed in the email inquiries were collected.

Results 70.3% of the callers were female. Most of them (59.9%) were the children (in-law) of and half of them (49.7%) lived with PwD. More than two-thirds of the callers (70%) were seeking help in dealing with the person with dementia (e. g. challenging behavior) and 36.5% of the relatives needed recommendations for further local help and assistance. In the third place, the calls were related to financial and legal topics (23.5%). 92.2% of the calls were one-time consultations. The addressed issues in the email inquiries did not significantly differ from the topics discussed over the telephone.

Discussion On many topics there is a need for further „on site“ consultation. Doctors and other health professionals should therefore be actively involved in counseling relatives of PwD.

 
  • Literatur

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