neuroreha 2018; 10(02): 59
DOI: 10.1055/a-0599-9808
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hochintensives Intervalltraining verbessert Kognition bei Patienten mit Multipler Sklerose

Jan Mehrholz
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Publication History

Publication Date:
08 June 2018 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Evaluation der Effekte eines hochintensiven Intervalltrainings auf die kognitive Leistung und die Ausdauerfähigkeiten von Patienten mit Multipler Sklerose (MS).


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Methodik

Design Randomisierte und kontrollierte Studie.

Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen wurden Patienten mit schubförmiger und sekundär progressiver MS, die in der Rehabilitationsklinik in Valens, Schweiz, ihre stationäre Reha erhielten. Die Diagnose wurde über die revidierten McDonald-Kriterien festgestellt. Außerdem: Wert zwischen 1 und 6,5 auf der Expanded Disability Status Scale (EDSS) und Alter über 30 Jahre. Ausgeschlossen wurden Patienten mit persistierenden Infektionen, kardiovaskulären, pulmonalen oder neurodegenerativen Erkrankungen (andere als MS) sowie mit schweren Krankheitsverläufen bzw. -schüben.

Interventionen Nach medizinischen Voruntersuchungen wurden 29 Patienten der Gruppe hochintensivem Training (HIT), die anderen Patienten der Kontrollgruppe (KG) per Zufallsverfahren zugeteilt. In der HIT-Gruppe mussten die Teilnehmer nach Aufwärmen dreimal pro Woche in fünf Serien drei Minuten intensiv auf dem Fahrradergometer fahren. Die Intervalle sollten so anstrengend gestaltet sein (80–100 Umdrehungen/min), dass 85–90 % der maximalen Herzfrequenz (HRmax) oder 80 % der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2 peak) erreicht wurden. Zwischen den Intervallen wurde die Anstrengung für 1,5 min vermindert (50–60 Umdrehungen/min), damit sich die Herzfrequenz wieder auf 50–60 % der HRmax reduzierte. Insgesamt dauerte eine Trainingseinheit 20 min und endete mit 45 min Ausruhen. Herzrate und Sauerstoffsättigung wurden regelmäßig überwacht. Die Patienten in der Kontrollgruppe fuhren nach Aufwärmen fünfmal pro Woche für 30 min bei geringerem Tempo auf dem Fahrradergometer (60 Umdrehungen/min bei 70 % der HRmax bzw. 65 % der VO2 peak).

Messungen Zielvariablen waren neuropsychologische Messungen wie der Symbol Digit Modalities Test (SDMT), der Verbal Learning Memory Test (VLMT), der Brief Visuospatial Memory Test Revised (BVMT-R), der Trail-Making Test (TMT A/B), und die Test Battery of Attention Performance (TAP). Darüber hinaus wurden die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2 peak) und die Mengen im Serum von Serotonin, Matrix-Metalloproteinase-2 und -9 (MMP-2 bzw. MMP-9) und der Wachstumsfaktor BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) gemessen.


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Ergebnisse

60 Patienten mit schubförmiger und sekundär progressiver MS nahmen an der Studie teil. Im Gruppenvergleich zeigten sich v.a. bessere Gedächtnisleistungen (höhere Zahl an Wörtern im VLMT), bessere Aufmerksamkeit (geringere Fehleranzahl im TAP), gesteigerte Ausdauerleistung (VO2 peak) und höhere MMP-2-Serum-Level. Die anderen Parameter unterschieden sich nicht.


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Schlussfolgerung

Als zeiteffektive und unterstützende Therapieform könnte das HIT-Trainingsprogramm in den Reha-Alltag von Patienten mit MS integriert werden.


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