Klin Monbl Augenheilkd 2018; 235(08): 881-884
DOI: 10.1055/a-0611-5726
Der interessante Fall
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Diffraktive multifokale Intraokularlinsen bei Strabismus, Amblyopie und Anisometropie – ein Gutachtenfall

Diffractive Multifocal Intraocular Lenses in Strabismus, Amblyopia and Anisometropia – a Case for an Expert Opinion
Christoph Faschinger
Augenheilkunde, Medizinische Universität Graz, Österreich
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eingereicht 26 February 2018

akzeptiert 16 April 2018

Publication Date:
19 July 2018 (online)

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Anamnese

Seit dem 2. – 3. Lebensjahr bestand bei einer 1964 geborenen Patientin ein Innenschielen am linken Auge. Es wurde deshalb damals eine Brille bei Hyperopie und Astigmatismus beidseits (links > rechts) sowie eine Okklusionstherapie beim rechten Auge verordnet. Im Alter von 6 Jahren wurde 2× links, im Alter von 10 Jahren an beiden Augen und im Alter von 26 Jahren letztmalig links eine Schieloperation vorgenommen. Die Patientin versuchte später für kurze Zeit voll korrigierende Kontaktlinsen, vertrug sie aber nicht. Sie kam mit den Brillen gut zurecht, hatte auch einen Führerschein. Ihre berufliche Tätigkeit bestand aus Dateneingabe und Datenkontrolle, sie arbeitete sowohl am Schreibtisch mit einem Computer als auch mit einem Laptop. Um zum Arbeitsplatz zu gelangen, fuhr sie das gesamte Jahr hindurch mit dem Auto, auch in der Nacht. Sie trug zuletzt eine Gleitsichtbrille mit einer Addition von sphärisch + 2,5 dpt. Wegen zunehmender presbyoper Beschwerden suchte sie (50 Jahre alt) einen Augenfacharzt auf, um über eine Operation, die ihr völlige Brillenfreiheit geben würde, beraten zu werden.

Nach eingehender Beratung einigte man sich auf eine Prelex-Operation (presbyopic lens exchange), da keine Katarakt bestand. Präoperativ wurde ein Kontaktlinsentrageversuch mit voll korrigierenden multifokalen Kontaktlinsen (1-day Acuvue moist multifocal, Johnson & Johnson Medical Products) durchgeführt, wobei sie auch im Freien bei nächtlichem Straßenverkehr getragen wurde. Es traten keine störenden Halos (Lichthöfe wie Heiligenscheine) oder sonstigen photischen Phänomene auf. Die Sehschärfe war rechts für die Ferne sc 0,5, mit + 2,5 sph komb. − 1,5 zyl/15° = 1,25. Am linken Auge betrug sie für die Ferne sc 0,02, mit + 6,25 sph komb. − 1,5 zyl/170° = 0,7 p. Es bestand also eine Anisometropie von 3,75 dpt. Manchmal, abends bei TV-Schauen, bestanden Doppelbilder, das doppelte Bild konnte jedoch unterdrückt werden.