Schlüsselwörter
Rektumkarzinom - totale mesorektale Exzision - TME - transanale totale mesorektale
Exzision - TaTME - Anatomie - Training
Key words
rectal cancer - total mesorectal excision - TME - transanal total mesorectal excision
- TaTME - anatomy - training
Einleitung
Die von R. J. Heald über eine Laparotomie durchgeführte totale mesorektale Exzision
(TME) zur chirurgischen Behandlung des Rektumkarzinoms hat sich über 3 Dekaden hinweg
ohne vorgeschaltete randomisierte Studie weltweit etabliert [1]. Für Karzinome des mittleren und unteren Rektumdrittels wird sie als Therapieleitlinie
empfohlen [2]. Die TME erfolgt zunehmend laparoskopisch bzw. robotisch assistiert und kann mit
dem im Jahr 2010 erstmals beschriebenen transanal videoendoskopisch assistierten Vorgehen
kombiniert werden (transanale TME; TaTME) [3]. Die innovative TaTME befindet sich derzeit im Stadium der Exploration [4] und ist an einzelnen spezialisierten Zentren mittlerweile weitgehend standardisiert
durchführbar. Die anspruchsvolle Operationsmethode kann allerdings nicht als Routineverfahren
angesehen werden [5]. Es ist auch zu berücksichtigen, dass die TaTME wegen des operationstechnischen,
zeitlichen und personalintensiven Aufwandes und den damit verbundenen Kosten in das
Gesamtkonzept der multimodalen, interdisziplinären Therapie des Rektumkarzinoms eingepasst
werden muss. Für die Protagonisten des Verfahrens gibt es andererseits keinen Zweifel
daran, dass die TaTME in das Portfolio von auf die onkologische Kolorektalchirurgie
spezialisierten Zentren gehört. Es bleibt zukünftige klinisch-wissenschaftliche Aufgabe,
den Evidenzgrad zu steigern und relevante Lücken zu schließen [6], [7]. Um die Indikation weiter zu spezifizieren, müssen schnellstmöglich bereits für
die in laufenden Trails einzubringenden Patienten, ihre Operateure und die Einrichtungen
einheitliche Kriterien für den Studieneinschluss definiert werden. Über das standardisierte
curriculare Training als eine Grundvoraussetzung für die Implementierung dieser anspruchsvollen
und komplexen Operationstechnik besteht weitgehend Einigkeit [8]. In der vorliegenden Arbeit werden die von einer kleinen internationalen Gruppe
wissenschaftlich interessierter Chirurgen publizierten Erkenntnisse und Daten aus
den wesentlichen Konsensuskonferenzen zusammengefasst, diskutiert und bewertet. Auf
die patientenbezogenen Indikationsvoraussetzungen, wird dabei speziell im Hinblick
auf die Ausbildungssituation eingegangen. Die Operationsmethode einschließlich spezifischer
intraoperativer Fehlerquellen wird anhand von Trainingsvideos nachvollziehbar dargestellt.
Methode
Die Empfehlungen zu den Trainingsanforderungen – mit dem Ziel einer sicheren Implementierung
der TaTME – werden aus 4 veröffentlichten Positionspapieren internationaler Experten
[9], [10], [11], [12] extrahiert und systematisch dargestellt ([Tab. 1]). Jeweils anschließend werden die Schwerpunkte anhand der Erhebungen aus Trainingszentren
und vor dem Hintergrund der zukünftig sowohl individuell als auch zentrumsbezogen
notwendigen Eingriffszahlen diskutiert. Eigene Ergebnisse, werden mit den Angaben
der Literatur verglichen.
Tab. 1 Expertenkonsensus mit Hinweisen zum Training und zur sicheren Implementierung der
TaTME.
Autoren, Jahr
|
Prozess
|
Experten
|
Nationen
|
Resultat
|
Besonderheiten
|
Sponsoren
|
ITEC: International TaTME Educational Collaborative
|
Motson et al., 2016 [9]
|
strukturierter Workshop und Konferenz
|
16
|
8
|
Übereinstimmung zur Notwendigkeit und zum Inhalt des Trainings
|
Expertenkonsens nach kollektiver Erfahrung von 492 TaTMEs (durchschnittlich durchgeführte
TaTMEs: 35; Streubreite 8 – 121)
|
Applied Medical Inc
|
Penna et al., 2016 [10]
|
strukturierter Workshop und Konferenz
|
18
|
12
|
globaler Bewertungsscore, für Training entwickelt und getestet
|
Umfrage mit 25%iger (150/600) Rücklaufquote der in Großbritannien befragten kolorektalen
Chirurgen
|
Olympus Medical Surgiquest
|
Francis et al., 2017 [11]
|
Konsensusprozess (3 Phasen)
|
59
|
18
|
4-stufiges, strukturiertes Curriculum
Formation „ITEC“
|
Experten mit im Median 25 (Streubreite 10 – 250) durchgeführten TaTMEs
|
Olympus Medical
|
Adamina et al., 2018 [12]
|
Konsensusprozess (3 Phasen)
|
40
|
20
|
Definition von Kursinhalt, Proctoring/Mentoring, Ergebniskontrolle
|
Multidisziplinarität:
|
European Colorectal Congress of St. Gallen, Switzerland
|
Zusätzlich demonstrieren 2 Videos zentrale Aspekte des Trainingsmoduls „TaTME am Körperspender“.
Der Chirurg
Der Chirurg soll die Expertise für die laparoskopischen kolorektalen inkl. onkologischen
Resektionen besitzen und Erfahrungen mit transanalen Operationen haben (Stapler-Hämorrhoidektomie,
endoskopische Chirurgie, koloanale Anastomose) [9]. Eine Mehrheit (68%) stimmte für den Nachweis von ≥ 30 laparoskopischen TMEs (Streubreite
10 – 100); 92% setzten mindestens 5 transanale minimalinvasive Eingriffe voraus. Übereinstimmend
wurden Facharztstatus (97%) und eine laparoskopisch-kolorektale Subspezialisierung
(95%) erwartet [11]. Der St.-Gallen-Konsensus legte den konstanten Nachweis von mindestens 10 qualitativ
adäquaten TMEs jährlich fest (97,3%) [12].
In den Expertenrunden wurden die o. g. Voraussetzungen für den Operateur und für die
Mindestzahlen sehr moderat formuliert. In den Niederlanden wird vor Durchführung der
TaTME mittlerweile eine persönliche Expertise von 50 laparoskopischen TMEs vorausgesetzt
[13].
Formal sollten in Deutschland am ehesten die auch als Basisqualifikation für benannte
Operateure an den zertifizierten Darmkrebszentren geltenden fachlichen Voraussetzungen
angeführt werden (Facharzt für Viszeralchirurgie mit Zusatzweiterbildung Spezielle
Viszeralchirurgie bzw. der Schwerpunkt Viszeralchirurgie nach älteren Weiterbildungsordnung
oder der Facharzt für Allgemeinchirurgie mit der europäischen Qualifikation EBSQ Coloproctology)
[15]. Die geforderte Expertise für minimalinvasive kolorektale Chirurgie lässt sich daraus
allerdings nicht ableiten. Darüber hinaus ist für die Erfüllung der geforderten jährlichen
Mindestmenge von 10 TMEs auch die Akkreditierung als Darmoperateur (10 Rektumeingriffe/Jahr)
bzw. als Senior-Darmoperateur (30 Rektumeingriffe/5 Jahre) allein nicht ausreichend.
An der Universitätsmedizin Mainz wurde bei Patienten mit primärem Rektumkarzinom mindestens
der transanale Part der TaTME vom selben Operateur durchgeführt. Alle o. g. Voraussetzungen
waren erfüllt.
Die Klinik
Die Klinik soll auf eine jährliche Mindestzahl von 20 laparoskopisch oder robotisch
operierten Rektumkarzinomen verweisen können. Mehrheitlich (69%) wurde vertreten,
die TaTME zentralisiert an spezialisierten High-Volume-Zentren durchzuführen. Uneinigkeit
bestand hinsichtlich der Mindestfallzahl an TaTMEs pro Jahr, die zur Aufrechterhaltung
der Kompetenz erforderlich ist (Streubereich 5 – 60 Fälle pro Jahr). Die Hälfte (52%)
der teilnehmenden internationalen Experten sprachen sich für mindestens 20 Fälle pro
Jahr aus, um idealerweise 2 trainierte Chirurgen vorhalten zu können. Letzteres befürworteten
88% der Teilnehmer [11]. In anderer Runde wurde geschätzt, dass jährlich durchschnittlich 14 TaTMEs notwendig
sind, um die Kompetenz zu erhalten [10].
Im Vereinigten Königreich (UK) sind 62% der befragten Chirurgen der Meinung, dass
die TaTME nicht in jeder Abteilung für kolorektale Chirurgie angeboten werden soll
[10]. Im nationalen Ausbildungsprogramm der Niederlande wird die Frequenz von 20 TaTMEs
pro Jahr und Zentrum vorausgesetzt [13].
Ausgehend von 283 zertifizierten Darmkrebszentren in Deutschland und den pro Zentrum
dokumentierten Primäroperationen bei Rektumkarzinom (Median: 26; Streubreite: 11 – 91;
inkl. partiell mesorektaler Exzisionen und transanaler Vollwandresektionen) [15] sowie der Tatsache, dass die TaTME die abdominelle TME nicht ersetzt, dürften weniger
als die Hälfte die Mengenempfehlungen erfüllen. Auch die Zertifizierung der Deutschen
Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zum koloproktologischen Exzellenz-
oder Referenzzentrum ist mit der Mindestanzahl von 50 Rektumresektionen pro Jahr zu
unscharf, um daraus die empfohlenen Bedingungen zur Einführung der TaTME abzuleiten
[16].
An der Universitätsmedizin Mainz wird, abgesehen von der transanalen Vollwandexzision
bei Low-Risk-T1-Karzinomen, die TME offen, laparoskopisch oder robotisch für primäre
Karzinome der unteren beiden Rektumdrittel vorgesehen. Nach der Etablierung (2014 – 2016)
wird die TaTME in 18,4% (21/114) der Primärfälle indiziert ([Abb. 1] und [2]; [Tab. 2]). Der Altersmedian der Patienten lag bei 59 Jahren (37 – 79) und die allein abdominelle
Operation wäre bei einem Median von 6 Risikofaktoren (4 – 8) mit höherer Wahrscheinlichkeit
zur Konversion, höherem Risiko schlechter Präparatequalität und der Verletzung autonomer
Beckennerven verbunden gewesen [17]. Bei risikoadaptierter Indikationsstellung und Parallelität zur Einführung der robotisch
assistierten TME liegt die jährliche Fallzahl an unserem Zentrum damit zu niedrig,
um die empfohlene Doppelvorhaltung für den transanalen Part der Hybridoperation zu
gewährleisten. Nachdem bei kolorektaler Schwerpunktbildung u. a. transanale endoskopisch
assistierte Vollwandresektionen und offene transanale Dissektionen des kloakogenen
Rektums ins Spektrum gehören, ist unserer Erfahrung nach die genannte Minimalfrequenz
von ≥ 5 TaTMEs bei primärem Rektumkarzinom zur Aufrechterhaltung der Teamkompetenz
dennoch akzeptabel. Die institutionelle TaTME-Frequenz von 20 pro Jahr könnte am ehesten
durch weitere Konzentration von Patienten mit Risikokonstellation erreicht werden.
Abb. 1 Operation bei Patienten mit primärem Rektumkarzinom ≤ 12 cm ab anokutan an der Universitätsmedizin
Mainz (01/2017 – 05/2019). Patienten mit partiell mesorektaler Exzision (n = 13) und
transanaler Vollwandresektion (n = 4) ausgeschlossen. (TARR: tiefe anteriore Rektumresektion;
APE: abdominoperineale Rektumexstirpation; TATA: transanal-transabdominale Operation;
TaTME: transanale TME).
Abb. 2 Risikokonstellation: nach neoadjuvanter Radiochemotherapie nicht mehr sicher tastbares
juxtaanales Rektumkarzinom, Prostatahyperplasie, enge Beckeneingangsebene, anteriorer
Quadrant infiltriert (Nr. 17 in [Tab. 2]).
Tab. 2 Selektive Indikation zur TaTME bei 21 konsekutiven Patienten der Universitätsmedizin
Mainz aufgrund der Kumulation von Risikofaktoren für eine inadäquate TME.
Nr.
|
♂
|
CA < 6 cm ab a. c.
|
enges Becken
|
BMI* > 30 kg/m2
|
BPH
|
CA Ø > 4 cm
|
kritischer DRM
|
RCT
|
cpR
|
ant. Quadrant infiltriert
|
TVE
|
CA cm ab a. c.
|
CA cm ab l. d.
|
OP
|
Anast. cm ab a. c.
|
Anast. Art
|
DRM mm
|
CRM mm
|
MERCURY-Grad
|
CA: Karzinom; BMI: Body Mass Index; BPH: benigne Prostatahyperplasie; DRM: distaler
Sicherheitsabstand; CRM: zirkumferenzieller Sicherheitsabstand; RCT: neoadjuvante
Radiochemotherapie; cpR: komplette pathologische Remission; TVE: nach transanaler
Exzision mit High-Risk- bzw. R1-Situation; OP: Operation; Anast.: Anastomose; a. c.:
Linea anocutanea; l. d.: Linea dentata; lap: laparoskopisch assistiert; rob: robotisch
assistiert; EE: End-End-Anastomose; SE: Seit-End-Anastomose: Hand: peranale Handnaht;
Stapler: transanale zirkuläre Klammernahtanastomose; * viszerale Adipositas bei BMI
< 30 unberücksichtigt
|
1
|
–
|
+
|
+
|
+
|
–
|
–
|
+
|
+
|
+
|
+
|
–
|
3
|
0
|
lap
|
2,0
|
SE Hand
|
11
|
15
|
1
|
2
|
+
|
–
|
+
|
–
|
–
|
+
|
–
|
–
|
|
+
|
–
|
8
|
5
|
rob
|
3,5
|
SE Stapler
|
15
|
9
|
1
|
3
|
+
|
+
|
+
|
+
|
+
|
+
|
+
|
–
|
|
+
|
–
|
5
|
2
|
rob
|
3,0
|
EE Hand
|
15
|
9
|
1
|
4
|
+
|
+
|
–
|
–
|
–
|
+
|
+
|
+
|
+
|
+
|
–
|
4,5
|
1
|
lap
|
3,0
|
EE Hand
|
10
|
5
|
1
|
5
|
+
|
+
|
+
|
–
|
–
|
–
|
+
|
+
|
–
|
–
|
–
|
4
|
0,5
|
rob
|
3,0
|
EE Hand
|
3
|
10
|
2
|
6
|
–
|
+
|
+
|
–
|
–
|
–
|
+
|
+
|
–
|
+
|
–
|
5
|
2
|
lap
|
3,0
|
SE Stapler
|
9
|
2
|
1
|
7
|
+
|
+
|
+
|
–
|
+
|
+
|
+
|
+
|
–
|
+
|
–
|
4
|
0
|
lap
|
2,5
|
EE Hand
|
13
|
2
|
1
|
8
|
+
|
+
|
–
|
+
|
+
|
–
|
+
|
+
|
–
|
+
|
–
|
3
|
0
|
rob
|
2,0
|
EE Hand
|
6
|
< 1
|
2
|
9
|
+
|
+
|
–
|
–
|
–
|
–
|
+
|
+
|
–
|
+
|
–
|
4,5
|
1
|
rob
|
2,5
|
SE Stapler
|
18
|
14
|
1
|
10
|
+
|
+
|
+
|
–
|
–
|
–
|
+
|
+
|
–
|
+
|
–
|
4
|
1
|
rob
|
2,5
|
SE Hand
|
5
|
6
|
2
|
11
|
+
|
+
|
–
|
–
|
–
|
–
|
+
|
+
|
+
|
–
|
+
|
4,5
|
1
|
rob
|
3,0
|
SE Stapler
|
10
|
> 2
|
1
|
12
|
+
|
+
|
+
|
–
|
–
|
–
|
+
|
+
|
–
|
+
|
–
|
4,0
|
1,5
|
rob
|
3,0
|
EE Stapler
|
5
|
10
|
1
|
13
|
–
|
+
|
+
|
+
|
–
|
–
|
+
|
–
|
|
+
|
+
|
4,5
|
1,5
|
lap
|
3,0
|
SE Stapler
|
5
|
> 2
|
1
|
14
|
+
|
–
|
+
|
–
|
–
|
–
|
–
|
+
|
–
|
+
|
–
|
6,5
|
3,5
|
rob
|
4,0
|
EE Stapler
|
15
|
5
|
1
|
15
|
+
|
+
|
+
|
–
|
–
|
–
|
+
|
–
|
|
–
|
+
|
3,5
|
0,5
|
rob
|
3,0
|
EE Hand
|
5
|
10
|
2
|
16
|
+
|
+
|
+
|
+
|
–
|
–
|
+
|
+
|
+
|
+
|
–
|
4
|
0,5
|
lap
|
3,0
|
EE Stapler
|
5
|
5
|
2
|
17
|
+
|
+
|
+
|
–
|
+
|
–
|
+
|
+
|
–
|
+
|
–
|
4
|
0,5
|
rob
|
1,5
|
EE Hand
|
4
|
3
|
1
|
18
|
+
|
+
|
+
|
+
|
+
|
–
|
+
|
+
|
–
|
+
|
–
|
4,5
|
0,5
|
rob
|
3,0
|
EE Stapler
|
10
|
3
|
1
|
19
|
+
|
+
|
–
|
–
|
–
|
–
|
+
|
–
|
|
–
|
+
|
4
|
1
|
rob
|
3,0
|
EE Hand
|
7
|
10
|
1
|
20
|
+
|
+
|
+
|
–
|
–
|
–
|
+
|
+
|
+
|
–
|
–
|
4
|
1
|
lap
|
3,0
|
EE Hand
|
14
|
10
|
1
|
21
|
+
|
+
|
+
|
+
|
–
|
–
|
+
|
+
|
–
|
+
|
–
|
5
|
2
|
rob
|
3,5
|
EE Stapler
|
10
|
5
|
1
|
Das Trainingszentrum
Es wird an die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen und Equipment zum realitätsnahen Simulationstraining
geknüpft (68%). Mindestens 2 Workshops sollten jährlich stattfinden (69%) und dabei
≥ 10 Teilnehmer parallel trainiert werden. Darüber hinaus hielt die Mehrheit der Experten
(76%) das Operationstraining am Körperspender für die wichtigste und nützlichste Ressource
eines Trainingszentrums [11].
In Deutschland sind Trainingszentren durch entsprechende Kooperationen mit den Anatomischen
Instituten in Berlin und Kiel etabliert [8], [18]. International ausgerichtete Ausbildungsstätten bieten vergleichbare Kurse an.
Die Trainer
Sie sollen nach mehrheitlicher Expertenmeinung: 1.) ≥ 30 TaTMEs durchgeführt haben,
2.) an TaTME-Schulungskursen mitwirken und 3.) über eine 5-jährige kolorektale Subspezialisierung
verfügen. Außerdem erwarten 72% der Experten 4.) die akademische Auseinandersetzung
mit dem Thema in Form von mindestens 2 wissenschaftlichen Publikationen pro Jahr [11].
National und international ist die Zahl und Verfügbarkeit so definierter potenzieller
Trainer übersichtlich. Auf internationaler Ebene wird deshalb kooperiert. Der Vorschlag,
für Proctoren mehr als 100 eigene TaTME-Fälle vorauszusetzen [19], ist aus deutscher Sicht aktuell noch unrealistisch.
Das modulare Training
Es wird von 48 Experten (82%) empfohlen [11].
Strukturierte Onlinemodule
Sie bieten ausgewählte webbasierte Lehrmaterialien und die Möglichkeit zum Livestreaming
und sollen zum Selbststudium genutzt werden [11].
Interessierte und potenzielle Anwender sollten ihre kognitiven Fähigkeiten weiterentwickeln.
Das adaptive E-Learning-Tool von iLappSurgery™ – die TaTME-App – bietet hierzu die aktuell wohl umfangreichste Lehrmittelsammlung
aus Keynote-Vorträgen, Illustrationen, 3-D-Animationen, Videos und Literatur sowie
Videolinks zur differenzierten Vermittlung der Grundlagen der TaTME [20], [21]. Onlineplattformen, wie z. B. der AIS-Channel (AIS: Advances in Surgery) [21], führen zur weltweiten Vernetzung.
Didaktische Trainingssessions
Sie umfassen die Themen: Rationale, Indikation, Operationsschritte, Ausstattung, OP-Setting,
Pitfalls, Komplikationen, aktuelle Evidenz. Sie sollen interaktiv und mit Videos unterlegt
sein [9]. Mit breitem Konsens (81%) wird der Indikationsstellung und damit der Patientenselektion
hohe Priorität eingeräumt [11]. Adamina et al. [12] verweisen auf die Wichtigkeit qualitativ hochwertiger, begutachteter Unterrichtsmaterialien
zur topografischen Anatomie für die Vermittlung der chirurgischen Technik, der Gefahren
und des Troubleshootings (100%).
Das sehr gute Feedback von 65 erfahrenen Chirurgen (5-Punkte-Likert-Skala: Mittelwert
4,74) untermauert, dass die theoretischen Lerninhalte unmittelbar vor dem Simulationstraining
von den Kursleitern strukturiert vermittelt und diskutiert werden sollten [25]. Die hierzu in den USA veranschlagten 5 h sehen explizit 15 min für den Punkt „adäquate
Patientenaufklärung und Einverständniserklärung“ vor [26]. Auch in der Zeit digitaler Medien ist der Wert anatomisch funktioneller und topografischer
Detailbeschreibungen hochzuhalten [24]. Im Kieler TaTME-Kurs wird auf eine anatomisch-chirurgisch moderierte, interaktive
Diskussion der eingriffsrelevanten Strukturen anhand formalinfixierter Beckenpräparate
Wert gelegt. Dieses sehr gut evaluierte, 2-stündige Extramodul beinhaltet ein Hands-on
der Präparate und erfüllt die hochgesteckten Forderungen des St.-Gallen-Konsensus
[12], [18]. Der 2-tägige Kurs wird mit 17 CME-Punkten anerkannt. Der Berliner TaTME-Kurs umfasst
ebenfalls einen theoretischen Teil, steht bereits unter der Schirmherrschaft der DGAV
und wird mit 20 CME-Punkten akkreditiert.
Hands-on-Workshops
Hands-on-Workshops an eingespannten Kunststoff- oder Tierpräparaten wurden mehrheitlich
(74 – 100%) als Notwendigkeit zum Training der Platzierung transanaler Plattformen
und der videoendoskopisch unterstützten Anlage der Tabaksbeutelnaht gesehen [9], [11], [12].
An Boxtrainern können bis zu 7 der 10 von Knol und Keller [28] vorgeschlagenen Operationsschritte geübt werden (siehe Box). Die Abschnitte 6b und
7 sind der Operation am Körperspender vorbehalten.
Übungsschritte im TaTME Simulationstraining; nach Knol und Keller [28]
1: Einführen der Plattform
2: Positionierung der Trokare und Start der Insufflation
3: Tabaksbeutelnaht
4: Spülung und Überprüfung der Dichtigkeitskontrolle
5a: Markierung der mukosalen Resektionslinie
5b: zirkumferentielle Mukosadissektion
6a: zirkumferentielle Vollwanddissektion
6b: perimesorektale zylindrische Dissektion mit der Sequenz posterior/anterior/lateral
7: Präparatebergung
8: Anastomosierung
Das Einüben der videoendoskopisch assistierten Tabaksbeutelnaht führt zur Limitierung
der häufigsten Fehler bei der Operation am Körperspender [25], [27]. Als Zeitlimit werden 20 min pro Tabaksbeutelnaht vorgeschlagen; dabei sind Fehlerdiskussion
und Wiederholungen bis zum optimalen Resultat ausgeklammert [8], [18].
TaTME am Körperspender
Die TaTME am Körperspender wird von 78 – 100% der befragten Experten als zentrales
Modul des präoperativen Trainings angesehen [11], [12]. Die Teilnahme kompletter Operationsteams wurde angeregt [9]. Wegen der schwierigeren anterioren Präparation sollten männliche Körperspender
bevorzugt ausgewählt werden [11]. Eine 1 : 2-Betreuung am Arbeitsplatz wurde allgemein empfohlen. Die Leistungseinschätzung
sollte anhand von standardisieren Bewertungsbögen, sowohl durch Trainer als auch durch
die Trainee erfolgen [10]. Das unmittelbare Feedback muss die Klassifikation der Präparatequalität einschließen
[11]. Für die TaTME am Körperspender sind mindestens 3 Stunden einzuplanen ([Video 1]).
Video 1 TaTME am Körperspender.
Es muss mit erheblichen Streubreiten für Tabaksbeutelnaht (4 – 50 min), mesorektale
Dissektion (35 – 260 min) und Anastomose (10 – 40 min) gerechnet werden. Komplikationen
mit Bezug zur Tabaksbeutelnaht waren mit bis zu 40% häufig. Das Verlassen der korrekten
Präparationsschicht wurde in bis zu 9% beobachtet. Fälle mit Verletzung von Rektum,
Prostata oder Vagina kamen vor. Die Präparatequalität wurde in 81 – 97% der Fälle
als gut oder moderat eingeschätzt [25], [26], [27]. Penna et al. beobachteten bereits Verbesserungen, wenn das Team 2 transanale Dissektionen
hintereinander durchführte [27].
Durch Fokussierung des Lehrstoffs konnte eine extrem hohe Rate fälschlicherweise mobilisierter
Prostatae von 20 auf 3% gesenkt werden [26]. In anderen publizierten Ergebnissen von Trainingskursen wurden keine Verletzungen
der männlichen Harnröhre registriert, was auch auf die Hinweise zur Fehlervermeidung
zurückgeführt wird [8], [18], [25], [26], [27]. Das bewusste Demonstrieren von Komplikationen wie Harnröhrenverletzung, Mobilisation
der Prostata und kompletter Denervierung beim Verlassen der vorgegebenen Präparationsschicht
ist als immanentes Trainingselement zu berücksichtigen [8], [18] ([Video 2]).
Video 2 Harnröhrenverletzung und Mobilisation der Prostata bei bewusstem Verlassen der Präparationsschicht
am Körperspender.
McLemore et al. [23] gaben an, am Vortag der klinischen TaTME mit dem gesamten Operationsteam eine Probeoperation
am Körperspender durchgeführt zu haben. Auch nach den konsekutiven 12 Operationen
resultierte ein jeweils onkologisch einwandfreies TME-Präparat.
Hospitationen bei Liveoperationen
Hospitationen wurden als obligatorisch empfohlen und können als Element eines Selbstlernmoduls
gesehen werden [9], [11]. Experten empfehlen einvernehmlich (100%) die Hospitation des gesamten OP-Teams
bei einer TaTME, bevor der Eingriff am eigenen Standort eingeführt wird [12].
Ob der optimale Zeitpunkt für die OP-Hospitationen vor, während oder nach den Trainingskursen
liegt, ist bisher nicht evaluiert. Offizielle Hospitationskurse in Deutschland werden
bereits im Ausbildungskatalog der DGAV ausgewiesen.
Proctoring-Programme
Sie sind nach absolviertem Training ratsam [9] und als sehr wichtig konstatiert (90%) [10] bzw. dringend empfohlen (97%) [12]. 66% waren der Meinung, dass 1 – 10 und 44%, dass 6 – 10 durch einen Proctor begleitete
TaTMEs ausreichen, um die Kompetenz zur eigenständigen Operation zu erlangen [10], [11]. Der Proctor sollte den Lernprozess anhand von standardisieren Bewertungsbögen beurteilen
[11].
Nach den Registerdaten werden inkorrekte Dissektionsschichten in 7,8%, Blutungen im
kleinen Becken (> 100 ml) in 4,2% und viszerale Verletzungen in 1,5% der TaTME-Fälle
beschrieben. Angaben zu Trainings- oder Proctoring-Programmen wurden leider nicht
erfasst [35]. Organisatorische Schwierigkeiten (inkl. kurzer Vorlauf, kein adäquater Proctor),
ein perfekter 1. Fall und das gemeinsame Operieren von ohnehin spezialisierten Operateuren
begründeten in der Pionierphase den Verzicht auf das Proctoring [25]. [Tab. 3] fasst Literaturdaten nach Absolvieren eines Trainingsprogramms (inkl. Körperspenderkurs)
zusammen. In 4 von 7 Arbeiten wurde ein Proctoring aufgeführt (77 klinische Fälle);
alle erfassten Urethraläsionen resultierten in Kollektiven ohne Proctoring. Abbott
et al. [29] notierten eine Harnröhrenverletzung unter 26 TaTMEs, die noch vor Einführung des
australischen Ausbildungsprogramms von 6 Chirurgen durchgeführt wurden. Der 2-tägige
Trainingskurs mit definiertem Proctoring für die ersten beiden klinischen Fälle limitierte
dieses Risiko. In beiden von Penna et al. [27] beschriebenen Kollektiven und bei 5 von 20 Einsteigern im Kurskollektiv von Atallah
et al. [26] kam es zu Urethraverletzungen. Ein Proctoring wurde nicht durchgeführt, später aber
als potenziell hilfreich und erwünscht anerkannt. Es konnte gezeigt werden, dass sich
ein TaTME-Proctoring sowohl auf Konversionsraten, Präparatequalität inkl. Sicherheitsabstände
als auch auf Morbidität und Mortalität vorteilhaft auswirkt [13], [29]. Das Hinzuziehen eines Proctors gilt als indirekter Qualitätsparameter [25]. Über die DGAV und mit Unterstützung der internationalen TaTME Educational Collaborative Group sowie der Medizintechnikindustrie werden derzeit Anstrengungen unternommen,
um ein curriculares Trainingsprogramm inkl. Proctoring als Voraussetzungen für eine
sichere Implementierung zu ermöglichen.
Tab. 3 Daten zur klinischen Implementierung der TaTME nach Durchlaufen eines Körperspenderkurses.
Autoren, Jahr
|
Chirurgen
|
Rücklauf n (%)
|
TaTME eingeführt n (%)
|
Fälle (Min–Max)
|
Karzinom %
|
2 Teams % #
|
Proctor ≥ 1. Fall
|
Konversion n (%)
|
intraoperative Verletzung/Probleme
|
Qualität TME-Präparat gut/moderat (%)
|
CRM positiv (%)
|
DRM positiv (%)
|
Morbidität (%)
|
Mortalität (%)
|
* US-Kollektiv; ** UK-Kollektiv; # simultan/sequenziell; † Zentren; CRM: zirkumferenzieller
Resektionsrand; DRM: distaler Resektionsrand
|
McLemore et al., 2016 [23]
|
1
|
1 (100)
|
1 (100)
|
4
|
100
|
100
|
ja
|
keine
|
keine
|
100
|
0
|
0
|
25
|
0
|
Penna et al.*, 2017 [27]
|
20
|
20 (100)
|
18 (90)
|
85 (2 – 30)
|
73
|
67
|
k. A.
|
2 (2,3)
|
fallbezogen: Urethra 1 (1,2%)
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
Penna et al.**, 2017 [27]
|
32
|
23 (72)
|
17 (74)
|
68 (1 – 15)
|
72
|
55
|
k. A.
|
1 (1,5)
|
fallbezogen: Urethra 1, Mesorektum/Rektum 4
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
Atallah et al., 2017 [26]
|
81
|
38 (47)
|
20 (53)
|
k. A. (≥ 1)
|
k. A.
|
75
|
k. A.
|
k. A.
|
teambezogen: Urethra 5/20 (25%), Blutung 3/20 (15%), Präparationsschicht 5/20 (25%),
Pneumopelvis instabil 7/20 (25%)
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
Abbott et al., 2018 [29]
|
8
|
8 (100)
|
8 (100)
|
133 (3 – 35)
|
84
|
k. A.
|
ja
|
4 (3,0)
|
fallbezogen: Rektum 2 (1,5%)
|
98
|
1,9
|
0
|
27
|
0
|
Wynn et al., 2018 [25]
|
65
|
55 (85)
|
26 (47)
|
k. A. (1 – 13)
|
k. A.
|
k. A.
|
8 (31%)
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
k. A.
|
Veltcamp Helbach et al., 2019 [13]
|
200
|
12 † (k. A.)
|
12 (100%)
|
120 (10)
|
100
|
100
|
ja (100% 5 Fälle
|
5 (4,2)
|
6 (5%), Blutung 2 (1,7%), Rektum 1 (0,8%), Dünndarm 1 (0,8%), Ureter 1 (0,8%), Präparationsschicht
1 (0,8%)
|
100
|
5
|
0
|
45
|
0
|
Die Lernkurve
Die Lernkurve mit der notwendigen Anzahl der Eingriffe zum Erreichen des Kompetenzniveaus
konnte noch nicht definiert werden. Nach dem St.-Gallen-Konsensus besteht 100%ige
Einigkeit darüber, dass die Lernphase mindestens 20 Fälle umfasst [12]. Die initialen Patienten sollten von 2 sehr erfahrenen Chirurgen operiert werden
[11].
Nach einem TaTME-Kurs haben 47 – 100% der Teilnehmer die Methode in ihrer Klinik eingeführt
([Tab. 3]). Im Kollektiv von Wynn et al. [25] schlossen dies 7% für sich und ihre Klinik aus. Verzögert wird die Einführung hauptsächlich
durch fehlendes Equipment und die hohen Kosten (20 – 26%). Auch die notwendige Patientenselektion
(9 – 24%) und das Fehlen eines weiteren trainierten Kollegen (7%) oder des Ethikvotums
(5%) spielen eine Rolle [25], [26], [27].
Nachdem 53% der befragten Chirurgen Komplikationen verzeichneten, schätzten 40% ein,
dass 2 – 10 TaTMEs notwendig sind, um sich sicher zu fühlen; 15% rechneten mit 10
oder mehr [25]. In einem systematischen Review initialer Behandlungsserien mit jeweils mehr als
30 Fällen finden Deijen et al. [30] weniger Konversionen, kürzere OP-Zeiten, bessere Präparatequalität, weniger Komplikationen,
und niedrigere Lokalrezidivraten als in Zentren mit weniger als 30 Fällen und deuten
damit den Case-Volume-Effekt auf die Lernkurve an. Unizentrische Pionierserien zeigen
nach multidimensional bewerteten Lernkurven statistische Cut-offs zwischen dem 40.
und 45. TaTME-Fall. Oberhalb des Trennwerts werden bei kürzerer Operationszeit eine
niedrigere intraoperative Komplikationsrate, akzeptable Präparatequalität und eine
vertretbare postoperative Morbidität erreicht [19], [31], [32], [33]. An den eigenen Daten kann dieser Cut-off anhand signifikant niedrigerer Morbidität
nachvollzogen werden ([Tab. 4]).
Tab. 4 Lernkurvenanalysen mit Angaben zu frühen und späten TaTME-Kohorten (Rektumkarzinom).
Autoren, Jahr
|
Behandlung
|
Patienten
|
Kohorte
|
intraoperative Komplikationen (%)
|
Morbidität Clavien-Dindo ≥ III (%)
|
TME-Präparatequalität gut (%)
|
CRM positiv (%)
|
DRM positiv (%)
|
k. A.: keine Angabe; TME: totale mesorektale Exzision; CRM: zirkumferenzieller Resektionsrand;
DRM: distaler Resektionsrand; * Reoperation; # positiver Resektionsrand (Komposit);
† ≤ 1 mm
|
Koedam et al., 2018 [19]
|
02/2012 – 01/2017
|
138
|
1. (n = 40)
|
k. A.
|
47,5
|
90
|
2,5#
|
|
2. (n = 98)
|
k. A.
|
20,4
|
93
|
1,0#
|
Rubinkiewicz et al., 2019 [31]
|
seit 2014
|
66
|
1. (n = 40)
|
20
|
15
|
85
|
2,5
|
0
|
2. (n = 26)
|
13
|
4
|
89
|
0
|
3,8
|
Lee et al., 2018 [32]
|
03/2012 – 01/2017
|
87
|
1. (n = 51)
|
12
|
12*
|
73
|
4
|
2
|
2. (n = 36)
|
6
|
6*
|
89
|
0
|
0
|
Caycedo-Marulanda et al., 2018 [33]
|
06/2015 – 09/2017
|
70
|
1. (n = 27)
|
0
|
15
|
67
|
3,7
|
0
|
2. (n = 43)
|
0
|
12
|
84
|
2,3
|
0
|
eigene
|
01/2014 – 05/2019
|
86
|
1. (n = 43)
|
5
|
28
|
86
|
4,7†
|
0
|
2. (n = 43)
|
5
|
9
|
81
|
4,7†
|
0
|
Die ersten Fälle
Die ersten Fälle sollten nach Mehrheitsempfehlung mutmaßlich einfach zu operierende
Patienten mit Rektumkarzinom sein [9], [11], [12]. Als Kriterien wurden genannt: Karzinom im mittleren Drittel, Nichtbefall des potenziellen
zirkumferenziellen Resektionsrandes, deutliche Tumorregression nach neoadjuvanter
Therapie und weibliches Geschlecht.
TaTME-Kursteilnehmer planten den Eingriff initial für Patienten mit Rektumkarzinom
des unteren (94%) und mittleren Drittels (74%) ein [26]. Tatsächlich werden initial hauptsächlich Patienten mit einem Rektumkarzinom operiert.
Häufig wird dabei bereits simultan oder zumindest sequenziell mit 2 Teams gearbeitet
([Tab. 3]). Der Ein-Team-Ansatz ist momentan häufig alternativlos [33]. Im eigenen Vorgehen kam das potenziell zeitsparendere Arbeiten mit 2 Teams bisher
in 22% zur Anwendung. Seltene Sondersituationen sind nicht geeignet, um die Methode
zu etablieren ([Abb. 3]).
Abb. 3 Indikation zur transanalen totalen mesorektalen Exzision bei 102 Patienten an der
Universitätsmedizin Mainz (01/2014 – 05/2019). CED: chronisch entzündliche Darmerkrankung.
Im Audit
Im Audit sollten Präparatequalität (97%) sowie der klinische Verlauf (Morbidität,
Mortalität, Rezidiv, Überleben; 91%) überwacht werden. 70% waren für die Überprüfung
anhand von Registerdaten, 55% stimmten für die Beurteilung ungekürzter Operationsvideos.
Für die individuelle E-Logbuch-Bewertung fand sich keine Mehrheit [11]. Darüber hinaus sollen funktionelle Ergebnisse und die Lebensqualität der Patienten
kontrolliert werden. Die Teilnahme an klinischen Studien wurde uneingeschränkt empfohlen
(100%) [12].
Wynn et al. [25] geben an, dass 46% ihrer internationalen Kursteilnehmer in der Implementierungsphase
ihre Daten im Low Rectal Cancer Development Programme (LOREC-Register) gespeichert
haben. In amerikanischen Trainingskursen werden sogar 30 min für Hinweise zur Eingabe
in die Registerdatenbanken veranschlagt [26]. In Deutschland wird derzeit eine differenzierte Eingabemöglichkeit relevanter TaTME-Daten
in das StuDoQ-Register der DGAV geprüft.
Die Daten der Universitätsmedizin Mainz werden bislang im LOREC-Register eingegeben
und ausgewertet [34], [35]. Eine funktionelle Nachsorge ist wichtig ([Abb. 4]).
Abb. 4 Drei-Monats-Protokoll eines Patienten nach Stomarückverlagerung und Erlernen der
analen Irrigation (Nr. 10 in [Tab. 2]; TaTME mit partiell intersphinktärer Resektion und koloanaler Anastomose). Nach
Eingewöhnungsphase Stuhlfrequenz im Median bei 1/24 h (nach morgendlicher Spülung
mit 1000 – 1100 ml; 2,5 Pumpstößen; 5 – 6 min Wartezeit). Kein tiefes anteriores Resektionssyndrom
(„No LARS“).
Fazit
Bekanntermaßen stehen Expertenmeinungen an letzter Stelle der Hierarchie evidenzbasierter
Medizin. Die internationalen Konsensempfehlungen zum TaTME-Training, die auf mehrstufigen
Delphi-Umfragen beruhen, sind vor der Implementierung dennoch zu beachten. Maximalforderungen
sind dabei immer auch vor dem Hintergrund aktueller wissenschaftlicher Daten zu interpretieren
und anhand eigener Erfahrungen zu modifizieren.
Folgende Punkte sollten im Hinblick auf eine sichere Implementierung der TaTME berücksichtigt
werden:
-
Der Operateur muss eine mehrjährige kolorektale Subspezialisierung vorweisen können.
Neben den Erfahrungen mit transanal-endoskopischen Vollwandresektionen ist der Nachweis
von 50 minimalinvasiven TMEs und die personenbezogene Konstanz mit deutlich mehr als
10 dieser Prozeduren im Jahr erforderlich.
-
Klinikbezogen muss in Deutschland auch unter risikoadaptierter Indikationsstellung
eine TaTME-Frequenz von 20 pro Jahr angestrebt werden. Dies ist nur durch konsequente
kolorektale Schwerpunktbildung und Konzentration von entsprechend selektierten High-Risk-Patienten
an wenigen Zentren erreichbar.
-
Ein qualifiziertes modulares TaTME-Training ist obligat. Die Lernphase umfasst nach
Auswertung erster Pionierserien 40 Operationen.
-
Die initialen Rektumkarzinompatienten sollen möglichst von 2 sehr erfahrenen Chirurgen
operiert werden.
-
Ein Proctor soll obligat für die ersten 2 – 5 Fällen in Anspruch genommen werden.
Unter dem Dach der DGAV wird derzeit ein Proctoring-Programm entworfen.
-
Zertifizierte koloproktologische Referenz- und Exzellenzzentren (DGAV) und zertifizierte
Darmkrebszentren (DKG) mit einer die bekannten Mindestmengen deutlich übersteigenden
Primärfallzahl bieten die besten Voraussetzungen für die notwendigen Qualitätssicherungsmaßnahmen
(Audits, Registerdatenbanken und Studien).
-
An der Validierung chirurgischer Trainingskonzepte muss weiter gearbeitet werden.
Einhaltung ethischer Richtlinien
Einhaltung ethischer Richtlinien
Die Videosequenzen wurden während zweier TaTME-Körperspenderkurse am Kurt-Semm-Trainingszentrum
aufgenommen. Das Kurt-Semm-Trainingszentrum entspricht den ethischen Standards und
Vorschriften für die Verwendung von menschlichen Kadavern, die im Rahmen des Körperspenderprogramms
des Anatomischen Instituts der Universität Kiel erworben wurden.
Hinsichtlich der TaTME an der Universitätsmedizin Mainz wurde ein Votum der zuständigen
Ethikkommission eingeholt und die Fälle mit dieser Operationstechnik werden in einem
internationalen Register erfasst.