PiD - Psychotherapie im Dialog 2020; 21(03): 103-104
DOI: 10.1055/a-0987-5511
Resümee

„Wie sind Sie denn in der Klinik angekommen?“ „Mit dem Fahrrad.“

Diese Sätze aus einer Begegnung mit einem Patienten fielen einer Kollegin aus dem Herausgeberteam ein, als wir das Brainstorming für unser Heftthema begannen. Manchmal können Äußerungen autistischer Menschen auf solche Weise auch zu unserer Erheiterung beitragen – in diesem Fall nicht auf Kosten der Genannten, sondern durch den Hinweis auf die Doppeldeutigkeit unserer Alltagssprache. Darüber hinaus hat uns aber das Thema Autismus selbst in seinen vielen Facetten in den Bann gezogen. Längst ist aus der ursprünglichen gravierenden Entwicklungsstörung ein Phänomen geworden, das nicht nur Kinderpsychiater und -psychotherapeuten beschäftigt. Aus autistischen Kindern werden Erwachsene mit Autismus – also werden auch Erwachsenenpsychiater und -psychotherapeuten, aber auch Neurobiologen, Hirnforscher und Humangenetiker aktiv. Autismus ist, das haben wir in der Beschäftigung mit diesem Heft gelernt, viel mehr als eine Entwicklungsstörung. Autismus ist auch eine Art, die Welt zu betrachten und wahrzunehmen – und birgt vielleicht auch Kompetenzen der Patienten, die uns anregen können, einen neuen Blick auf unseren eigenen Alltag zu werfen oder die uns bei der Bewältigung unserer komplexer werdenden Welt helfen können. Im Heft haben wir versucht, dieses Feld aufzuspannen. Und wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, renommierte Autoren für die Mitarbeit zu gewinnen.



Publication History

Article published online:
31 August 2020

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