Aktuelle Ernährungsmedizin 2020; 45(05): 363-379
DOI: 10.1055/a-1144-6840
CME-Weiterbildung

Ernährung bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen

Nutrition in Inflammatory Bowel Disease

Authors

  • Stephan C. Bischoff


Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Stephan C. Bischoff, Stuttgart.
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Mangel- und Unterernährung sind bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) weit verbreitet, aber auch Übergewicht sowie Adipositas kommen neuerdings vermehrt vor und können Komplikationen begünstigen. Im akuten Schub profitieren viele Patienten von oraler Trinknahrung oder enteraler Ernährung (EE) als supportive Therapie. Bei Kindern wird die EE als Primärtherapie vor der medikamentösen Therapie eingesetzt.

Abstract

Undernutrition and malnutrition are common in patients with inflammatory bowel disease (IBD), but overnutrition and obesity have recently increased also and both can lead to complications. Malnutrition and obesity should be screened at time of diagnosis and at least once a year in the course of the disease using validated methods. If screening is positive, a nutritional assessment should be carried out and suitable nutritional therapy should be initiated by a qualified specialist. The first stage of nutritional therapy is diet counseling on compensating for nutritional deficiencies or on weight regulation. If necessary, oral nutrition supplements for malnutrition or formuladiets for obesity can be prescribed. If the therapeutic goals are not achieved by means of oral nutritional therapy, medical nutritional therapy should be considered as a second stage, preferably as enteral nutrition via a tube, if necessary also as parenteral nutrition via a central venous catheter. Medical nutrition therapy for IBD is usually a supportive therapy, but can also be primary therapy, e. g. enteral nutrition in children in the acute episode of Crohn’s disease.

Kernaussagen
  • Unter- und Mangelernährung kommen bei CED im Vergleich zu Gesunden vermehrt vor.

  • Übergewicht wird bei CED ebenfalls beobachtet und verschlechtert wie Unterernährung die Prognose.

  • Ein Screening auf Mangelernährung und Adipositas sollte bei Diagnosestellung sowie im Verlauf der Erkrankung mindestens jährlich mittels validierter Methoden erfolgen.

  • Bei positivem Screening sollte ein Ernährungsassessment und eine geeignete Ernährungstherapie durch eine qualifizierte Fachkraft erfolgen.

  • Die 1. Stufe der Ernährungstherapie ist eine Beratung zur Kompensation von Ernährungstherapie bzw. zur Gewichtsregulierung. Bei Bedarf kann supplementäre Trinknahrung bei Mangelernährung oder Formuladiät bei Adipositas verordnet werden.

  • Sollten die therapeutischen Ziele mittels oraler Ernährungstherapie nicht erreicht werden, ist als 2. Stufe eine medizinische Ernährungstherapie zu erwägen, bevorzugt als EE über Sonde, ggf. auch als PE über einen Venenkatheter.

  • Die medizinische Ernährungstherapie bei CED ist in der Regel eine supportive Therapie, kann aber auch primäre Therapie sein, wie z. B. die EE bei Kindern im akuten Schub eines Morbus Crohn.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
23. Oktober 2020

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