Aktuelle Ernährungsmedizin 2021; 46(03): 186-199
DOI: 10.1055/a-1241-5582
CME-Weiterbildung

Ernährungstherapie bei akuter und chronischer Pankreatitis – Update 2021

Nutritional Management in Acute and Chronic Pancreatitis – Update 2021
Johann Ockenga

Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik: Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Johann Ockenga, Bremen.
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Pankreatitis ist ein häufiges Krankheitsbild. Mithilfe einer enteralen bzw. parenteralen Ernährung kann der Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden. Dieser Beitrag zeigt, welchen großen Stellenwert die individualisierte Ernährungsberatung hat, um eine adäquate Nahrungszufuhr sicherzustellen.

Abstract

In the western world acute pancreatitis is a frequent clinical entity. About 80 % of patients with acute pancreatitis develop an oedematous pancreatitis, whereas 20 % develop a severe and/or necrotizing pancreatitis: the later one, a potential life-threatening disease. In this case an enteral nutrition has been proven to improve the course of the disease. Usually, a gastric enteral nutrition via a nasogastric tube is possible; only in a minority a jejunal feeding is necessary due to a high gastric residual volume. If enteral feeding is not feasible within 5–7 days, parenteral nutrition has to be considered. In a mild pancreatitis oral feeding should be started according to clinical symptoms.

Chronic pancreatitis is characterized by reduced caloric intake and a high risk for malnutrition. Next to adequate pain management and pancreatic enzyme supplementation an individualized nutritional counselling should be provided with the aim to maintain caloric intake. In addition, a pancreoprivic diabetes can occur. Artificial feeding is uncommon.

Kernaussagen
  • Eine der jeweiligen klinischen Situation angepasste Ernährungstherapie ist ein wichtiger Baustein in der multimodalen Therapie sowohl bei der akuten wie chronischen Pankreatitis.

  • Im Falle einer akuten Pankreatitis erfolgt die ernährungsmedizinische Intervention in Abhängigkeit von der Schwere der Erkrankung.

  • Patienten mit milder bzw. moderater Pankreatitis benötigen in der Regel keine spezifische Ernährung. Ein Kostaufbau sollte patientenzentriert frühzeitig mit leichter Vollkost erfolgen.

  • Patienten mit schwerer bzw. nekrotisierender Pankreatitis profitieren von einer enteralen Ernährung. Diese kann initial gastral erfolgen und ggf. bei Unverträglichkeit auf eine jejunale Sondenernährung umgestellt werden.

  • Eine enterale Ernährung kann mit einer hochmolekularen Standardsondenkost erfolgen. Bei Unverträglichkeit sollte ein Wechsel auf eine niedermolekulare Sondenkost versucht werden.

  • Die Ernährungstherapie des kritisch kranken Patienten mit schwerer Pankreatitis unterscheidet sich nicht vom kritisch kranken Patienten mit anderer Krankheitsursache.

  • Es gibt keine Empfehlung zu einem bestimmten Ernährungssubstrat, Immunonutrition oder Probiotika bei enteral ernährten Patienten.

  • Patienten, die komplett parenteral über längere Zeit ernährt werden, sollen eine parenterale Glutaminsupplementation von 0,3–0,5 g/kg KG Glutamin-Alanin erhalten.

  • Patienten mit chronischer Pankreatitis haben ein hohes Risiko für eine Mangelernährung und sollten diesbezüglich überwacht werden.

  • Neben einer Enzymsubstitution bei Vorliegen einer exokrinen Pankreasinsuffizienz sollten diese Patienten eine individualisierte Ernährungsberatung ggf. unter Einbeziehung von Trinksupplementen erhalten. Eine generelle Fettreduktion ist obsolet und nur bei klinischer Unverträglichkeit indiziert.

  • Falls in seltenen Fällen eine künstliche enterale oder parenterale Ernährung bei Patienten mit chronischer Pankreatitis notwendig ist, erfolgt diese analog den allgemeinen Grundsätzen einer bedarfsdeckenden parenteralen Ernährung.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
16. Juni 2021

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