Zusammenfassung
Ziel Trotz wahrgenommener Potenziale, einer Abrechenbarkeit als
Regelleistung gegenüber der gesetzlichen Krankenversicherung und
verschiedener Fördermaßnahmen hat sich die
Online-Videosprechstunde noch nicht als fester Bestandteil des ambulanten
Versorgungsalltags etabliert. An längerfristigen quantitativen
Untersuchungen zum Nutzungsgrad mangelt es bislang. Diese sind jedoch
essenziell für ein besseres Verständnis der
Diffusionsprozesse sowie der Auswirkungen von
Fördermaßnahmen. Die vorliegende Arbeit stellt einen ersten
Schritt in Richtung einer fortlaufenden Begleitforschung dar.
Methodik Die Entwicklung des Nutzungsgrades der Videosprechstunde in
der ambulant ärztlichen Versorgung wird auf Grundlage von
Routineabrechnungsdaten einer großen gesetzlichen Krankenkasse von
Beginn der Erstattungsfähigkeit im April 2017 bis Ende 2018
untersucht. Um einen Überblick über die Nutzergruppen zu
erhalten, werden zudem relevante und in den Abrechnungsdaten abbildbare
Arzt- und Patientencharakteristika (Facharztgruppe, Alter, Region)
untersucht.
Ergebnisse In den 21 Monaten des Beobachtungszeitraumes wurden
insgesamt 320 Videosprechstunden abgerechnet, wobei die Nutzungszahlen in
2018 monatlich bereits doppelt so hoch waren, wie in 2017. Insgesamt nahmen
105 verschiedene Versicherte eine Videosprechstunde in Anspruch. Diese
hatten ein Durchschnittsalter von 74,6 Jahren und kamen mit 59,8%
vorwiegend aus städtischen Regionen. Unter den insgesamt 30
Ärzten, die Videosprechstunden durchgeführt haben, stellten
die Allgemeinmediziner mit 36,7% die größte
Facharztgruppe.
Schlussfolgerung Die Untersuchung unterstreicht den geringen
Stellenwert der Online-Videosprechstunde in der ambulanten
ärztlichen Versorgung in den ersten 21 Monaten nach ihrer
Einführung. Die Ergebnisse decken sich mit den bisherigen
Erkenntnissen aus Kurzfristanalysen und demoskopischen Untersuchungen. Sie
deuten darüber hinaus auf erste Nutzungstrends hin, die es im Rahmen
einer kontinuierlichen Auseinandersetzung weiter zu untersuchen gilt. Eine
entsprechende Begleitforschung sollte den Beobachtungszeitraum fortlaufend
ausweiten und eine breitere, kassenübergreifende Datenbasis
anstreben.
Abstract
Objective Despite perceived potentials, billability as a standard
service to the statutory health insurance (SHI) and various promotional
measures, online video consultation has not yet established itself as a
fixed component of everyday outpatient care. Longer-term quantitative
studies on the degree of utilisation have been lacking so far. However,
these are essential for a better understanding of diffusion processes and
the effects of promotional measures. The present study represents a first
step towards a continuous examination.
Methods The utilisation of video consultations in outpatient care was
examined from the beginning of their reimbursability in April 2017 until the
end of 2018. In order to get an overview of the user groups, relevant
physician and patient characteristics (specialist group, age, region) that
can be depicted in the billing data were also investigated.
Results During the 21 months of the observation period, a total of 320
video consultations were conducted, with monthly usage figures in 2018
already twice as high as in 2017. Overall, 105 insurants used at least one
video consultation (average age 74.6 years; 59.8 from urban regions). Among
the 30 doctors who used video consultation, 36.7% were general
practitioners, representing the largest group of physicians.
Conclusion The study underlines the low significance of online video
consultations in outpatient care in the first 21 months after their
introduction. The results are in line with previous findings from short-term
analyses and demoscopic studies. They also point to initial usage trends
that need to be further investigated with extended observation periods and
broader data bases across several more statutory insurance companies.
Schlüsselwörter
Videosprechstunde - Telemedizin - Gesetzliche Krankenversicherung - Marktdurchdringung
- Ambulante Versorgung
Key words
Video consultation - Telemedicine - Statutory Health Insurance - Market Diffusion
- Ambulatory Care