Gesundheitswesen 2023; 85(04): 323-331
DOI: 10.1055/a-1670-7636
Originalarbeit

Digitale Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland: Ergebnisse des HLS-GER 2

Digital Health Literacy of the Population in Germany: Results of the HLS-GER 2

Autoren

  • Doris Schaeffer

    1   Fakultät für Gesundheitswissenschaften; Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung, Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
  • Svea Gille

    1   Fakultät für Gesundheitswissenschaften; Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung, Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
    2   Public Health and Education, Hertie School – University of Governance, Berlin, Deutschland
  • Eva-Maria Berens

    1   Fakultät für Gesundheitswissenschaften; Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung, Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
  • Lennert Griese

    1   Fakultät für Gesundheitswissenschaften; Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung, Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
  • Julia Klinger

    3   Institut für Soziologie und Sozialpsychologie, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Dominique Vogt

    4   Fakultät für Erziehungswissenschaft; Interdisziplinäres Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung, Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland
  • Klaus Hurrelmann

    2   Public Health and Education, Hertie School – University of Governance, Berlin, Deutschland

Förderung Die Studie HLS-GER 2 wird durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert (Förderkennzeichen: Kapitel 1504 Titel 54401, ZMV I 1–2518 004).

Zusammenfassung

Ziel Durch die Digitalisierung gewinnen digitale Informationen zum Thema Gesundheit zunehmend an Bedeutung. Neben vielfältigen Chancen bringt diese Entwicklung auch Herausforderungen mit sich, denn mit dem wachsenden Angebot steigt zugleich der Bedarf an digitaler Gesundheitskompetenz (DGK). Im nachfolgenden Beitrag werden das Ausmaß der DGK in der Bevölkerung in Deutschland, zentrale Determinanten der DGK und Folgen für die Nutzung digitaler gesundheitsbezogener Informationsangebote analysiert.

Methodik Die Analyse basiert auf Daten des zweiten Health Literacy Survey Germany (HLS-GER 2), bestehend aus einer repräsentativen Stichprobe mit n=2151. Die Erfassung der DGK, der Determinanten sowie der Nutzung digitaler gesundheitsbezogener Informationsangebote erfolgte mit einem im Rahmen der internationalen Vergleichsstudie HLS19 erarbeiteten Fragebogens. Es wurden bivariate und multivariate Analysen durchgeführt.

Ergebnisse Insgesamt verfügen 75,8% der Bevölkerung über eine geringe DGK. Vor allem geringe literale Fähigkeiten, ein höheres Alter, eine niedrige Bildung sowie ein niedriger Sozialstatus gehen mit einer geringen DGK einher. Die multivariate Analyse weist zudem auf einen starken Zusammenhang zwischen DGK und allgemeiner Gesundheitskompetenz (GK) hin. Geringe DGK ist folgenreich und führt zu einer geringeren Nutzung digitaler gesundheitsbezogener Informationsangebote.

Schlussfolgerung Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit der Förderung von DGK der Bevölkerung und besonders von Gruppen mit geringer DGK. Entsprechende Bemühungen sollten die allgemeine GK einbeziehen, denn sie steht in engem Zusammenhang mit der DGK. Auch um die noch geringe Nutzung digitaler Informationsangebote in Deutschland zu erhöhen und generell, um der zunehmenden Digitalisierung des Gesundheitswesens zu entsprechen, stellt die Stärkung der DGK eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe dar.

Abstract

Aim While the availability and variety of digital information on health offers a range of opportunities, they also pose a number of challenges, because the need for digital health literacy (DHL) is increasing along with the growing range of information possibilities. The aim of this study was to analyze the extent of DHL in the German population, key determinants, and consequences for the use of digital health information resources.

Methodology The analysis was based on data from the Second Health Literacy Survey Germany (HLS-GER 2), consisting of a representative sample of n=2,151. A questionnaire developed as part of the international comparative study HLS19 was used to measure DHL, its determinants, and the use of digital health information resources. Bivariate and multivariate analyses were conducted.

Results Overall, 75.8% of the population had low DHL. In particular, low literacy skills, older age, a lower level of education and social status were associated with low DHL. Multivariate analysis also indicated a strong association between DHL and general health literacy (HL). Low DHL led to lower use of digital health information resources.

Conclusion The results underscore the importance of promoting DHL in the general population and especially among groups with low DHL. Efforts in this area should include general HL, as it is closely related to DHL. Strengthening DHL is also a socially important task in order to increase the still low use of digital health information resources in Germany and, in general, to meet the increasing digitalization of the health care system.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
14. Dezember 2021

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