Erfahrungsheilkunde 2023; 72(02): 73
DOI: 10.1055/a-1802-2426
Editorial

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Robert Schmidt
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

liebe Leserinnen, liebe Leser,

unbestritten zählt das deutsche Gesundheitssystem weltweit zu den besten seiner Art. Allerdings stößt es mehr und mehr an seine Grenzen, vor allem bei der Frage nach seiner Finanzierbarkeit. Letztlich wird am Personal gespart, und somit sind verbesserungsbedürftige Arbeitsbedingungen bei oftmals zu niedrigem Lohn, zahllose Überstunden und nicht zuletzt mangelnde Zeit für die Patientenbetreuung die Folge. Immer mehr Behandler und Patienten fühlen sich in diesem System unwohl und nicht gut aufgehoben.

Um die Gesundheit der Bevölkerung wirklich zu verbessern, wären zudem die Etablierung einer Gesundheitserziehung und die Betonung präventiver Ansätze essenziell, diese sind aber im aktuellen Gesundheitssystem völlig unterrepräsentiert. Stattdessen steigt z. B. die Inzidenz der Zivilisationskrankheiten stetig an.

Derzeit ringt die Politik um dringend erforderliche Reformen, die zumindest die Finanzierbarkeit des Systems sichern sollen. Letztlich geht es dabei aber um Einsparungen, die gerade die Bereiche treffen werden, die nicht als „systemrelevant“ eingestuft werden. Die Komplementärmedizin kämpft aber gerade noch um breite Anerkennung unter Kolleginnen und Kollegen und in der Politik, auch wenn sich bereits drei Viertel der Bevölkerung ein integratives Versorgungsangebot im Sinne einer Kombination aus konventioneller und komplementärer Medizin wünschen.

Als sogenannte sprechende und ganzheitliche Medizin könnte die Integration der komplementären Medizin in eine Integrative Medizin der Zukunft dazu beitragen, die Zufriedenheit der Patienten und auch der Behandler zu erhöhen. Ihr salutogenetischer Ansatz würde entscheidend zu einer Verbesserung der öffentlichen Gesundheit und damit letztlich sogar zu einer Kostenreduktion im Gesundheitssystem beitragen. Gerade in diesen Zeiten der anstehenden Reformen und des Umbruchs müssen nun alle Befürworter einer Integrativen Medizin aktiv für diese einstehen, damit die Komplementärmedizin auch nach den notwendigen Reformen noch ihren Platz im deutschen Gesundheitssystem hat. Es geht aber nicht nur um den Erhalt der Komplementärmedizin, sondern auch um die Chance, die sie für eine bessere Gesundheitsversorgung in Deutschland darstellen kann.

In dieser Ausgabe der Erfahrungsheilkunde möchten wir daher nicht nur praktische Vertreter integrativmedizinischer Behandlungskonzepte zu Wort kommen lassen, sondern auch berufspolitische Akteure wie die Hufelandgesellschaft oder die Patientenvereinigung „weil’s hilft“, die sich ganz entscheidend für eine Zukunft der Komplementärmedizin im Sinne einer Integrativen Medizin einsetzen.

Herzlichst Ihr

Robert Schmidt



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Article published online:
14 April 2023

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