Aktuelle Ernährungsmedizin 2022; 47(04): 289-308
DOI: 10.1055/a-1850-7993
Viewpoint

Leitfaden – Parenterale Ernährung im ambulanten Bereich[1]

Guideline – Parenteral nutrition in the outpatient area
Stephan C. Bischoff
1   Universität Hohenheim, Institut für Ernährungsmedizin, Stuttgart
,
Julia Nachbar
2   Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, Bezirksdirektion Karlsruhe, Karlsruhe
,
Richard Fux
3   Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, Geschäftsbereich Qualitätssicherung/Verordnungsmanagement, Reutlingen
,
Reinhild Trapp
2   Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, Bezirksdirektion Karlsruhe, Karlsruhe
,
Karen Schmidt
2   Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, Bezirksdirektion Karlsruhe, Karlsruhe
,
Michael Viapiano
2   Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, Bezirksdirektion Karlsruhe, Karlsruhe
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Zusammenfassung

Die Durchführung der parenteralen Ernährung im ambulanten Bereich wird durch zahlreiche Verunsicherungen behindert. Der niedergelassene Arzt ist nicht selten unzureichend vertraut mit der komplexen Materie und wendet sich an die Verordnungsberatung der Kassenärztlichen Vereinigung. Typische Fragen zur parenteralen Ernährung betreffen die Indikation, die wirtschaftliche Verordnungsweise von Ernährungsprodukten, von Hilfsmitteln und Verbandstoffen und auch von häuslicher Krankenpflege. Somit geht es um Evidenz, aber auch um Transparenz und Rechtsicherheit bei der Anwendung von Dreikammerbeuteln (60-70 % der Anwendungen) und durch compounding individuell zubereitete Ernährungsbeutel (30-40 % der Anwendungen). Antworten auf diese Fragen sollen im folgenden Leitfaden gegeben werden, der im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg basierend auf aktuellen S3-Leitlinien zum Thema erstellt wurde. Auf die Risiken eines Ökonomie-basierten Steuerungsmodel für heimparenterale Ernährung wird eingegangen, da eine solche Therapievorgabe eine mögliche Einschränkung von Patientenkomfort und Patientensicherheit bedeuten kann. Der Leitfaden bietet dem niedergelassenen Arzt nicht nur in Baden-Württemberg eine alternative Orientierung zur praktischen Durchführung der heimparenteralen Ernährung. Infusionstherapien, die den in diesem Leitfaden genannten Behandlungskriterien entsprechen und deren Indikationsstellung, Kontrolle und notwendige Dauer patientenbezogen durch ausreichende Dokumentation nachgewiesen werden kann, gelten in der Regel als wirtschaftlich, sagt die Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg.

Abstract

The implementation of parenteral nutrition in the outpatient area is hampered by numerous uncertainties. The doctor in private practice is often insufficiently familiar with the complex matter and turns to the prescription advice of the „Kassenärztliche Vereinigung“. Typical questions about parenteral nutrition relate to the indication, the economical way of prescribing nutritional products, aids and bandages, and also home nursing care. It is therefore about evidence, but also about transparency and legal certainty in the use of three-chamber bags (60-70% of applications) and nutrition bags individually prepared through compounding (30-40% of applications). Answers to these questions are to be given in the following guidelines, which were created on behalf of the „Kassenärztliche Vereinigung” in Baden-Württemberg based on current S3 guidelines on the subject. The risks of an economy-based control model for home parenteral nutrition are discussed, since such a therapy specification can mean a possible restriction of patient comfort and patient safety. The guidelines offer the general practitioner an alternative orientation for the practical implementation of home parenteral nutrition, not only in Baden-Württemberg. Infusion therapies that meet the treatment criteria mentioned in these guidelines and whose indication, control and necessary duration can be proven for the patient through sufficient documentation are generally considered to be economical, the „Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg“ says.

1 Der Leitfaden wurde in einem iterativen Verfahren über fünf Monate zwischen der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) und den Landesverbänden der Krankenkassen, dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) und den Gemeinsamen Prüfungseinrichtungen abgestimmt und konsertiert. Deshalb wird der Text ebenso wie Leitlinien keinem weitere Peer-review-Verfahren seitens der Zeitschrift unterzogen. Das Manuskript wurde in leichter Modifikation als „VERORDNUNGSFORUM 58“ der KVBW Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, Albstadtweg 11, 70567 Stuttgart im Oktober 2021 als Broschüre für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte publiziert.




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Article published online:
15 August 2022

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