Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/a-2364-2461
Die Häufigkeit von Augenverletzungen in Deutschland von 2008 bis 2022: eine Analyse der Qualitätsberichte der Krankenhäuser
Article in several languages: deutsch | EnglishZusammenfassung
Hintergrund Augenverletzungen können von leichten bis hin zu schweren Verletzungen reichen und zu dauerhaften Sehkrafteinschränkungen führen. Für Deutschland existieren bisher wenige epidemiologische Daten zu Augenverletzungen.
Ziel Ziel dieser Arbeit ist die objektive Erfassung leichter und schwerer Augenverletzungen in Deutschland mittels Auswertung der Qualitätsberichte der Krankenhäuser. Zudem soll die Relevanz von feuerwerksbedingten Verletzungen in Relation zur Gesamtzahl der Augenverletzungen und der Bevölkerung gesetzt werden.
Methoden In dieser retrospektiven Routinedatenuntersuchung wurden die Qualitätsberichte der Krankenhäuser aus den Jahren 2008 bis 2022 im XML-Format ausgewertet. Die Datenverarbeitung und statistische Auswertung erfolgten mit der Programmiersprache R. Die Anzahl der codierten Augenverletzungen wurde zusammen mit den Ortsdaten auf Ebene der Bundesländer exportiert und analysiert. Zusätzlich wurden Daten einer prospektiven Umfragestudie zu feuerwerksbedingten Augenverletzungen von 2016 bis 2023 einbezogen.
Ergebnisse Die häufigste behandelte Augenverletzung in Deutschland ist die Prellung des Augapfels und/oder der Orbita mit bis zu 2500 Fällen pro Jahr. Bei den schweren Verletzungen treten am häufigsten traumatische Augapfeleröffnungen mit Verlust von intraokularem Gewebe auf (bis zu 990 Fälle pro Jahr). Ab 2020 zeigt sich ein Rückgang aller Augenverletzungen. Prozentual werden in Mecklenburg-Vorpommern mit bis zu 0,017% am meisten Augenverletzungen behandelt, absolut gesehen in Nordrhein-Westfalen mit bis zu 1600 Verletzungen. Private Feuerwerkskörper sind vermutlich für 1,4% der jährlichen Bulbusrupturen und 8,3% der Bulbusprellungen verantwortlich.
Schlussfolgerung Die Auswertung der Krankenhausqualitätsberichte liefert erstmals umfassende epidemiologische Daten zu Augenverletzungen in Deutschland. Feuerwerksbedingte Verletzungen machen einen relevanten Anteil der Gesamtverletzungen aus. Die Ergebnisse können als Grundlage für präventive Maßnahmen und gesundheitspolitische Entscheidungen dienen.
Einleitung
Das Ausmaß von Augenverletzungen reicht von leichten bis zu schweren oberflächlichen Verletzungen, über Prellungen, Verletzungen mit Eröffnung des Auges bis hin zum Ausriss des Sehnervs oder Abriss des gesamten Augapfels. Schwere Verletzungen enden oft mit massiven dauerhaften Sehkrafteinschränkungen [1]. Bei schwerwiegenden Verletzungen müssen oft aufwendige Rekonstruktionsmaßnahmen zur Stabilisierung und Heilung der Oberfläche mit operativem Wundverschluss und komplexer vitreoretinaler Chirurgie erfolgen [2]. Für den betroffenen Patienten ist dies mit Visusverlust und Einschränkungen der Lebensqualität und oft Berufsunfähigkeit verbunden [3].
Es gibt aus verschiedenen Ländern höchst unterschiedliche Berichte über die Häufigkeit schwerer Augenverletzungen. Eine prospektive Fragebogenstudie aus Schottland zeigte 2014 eine Häufigkeit von 1,96 schweren Augenverletzungen pro 100 000 [4]. In einer Auswertung aus dem Verletzungsregister der USA aus dem Jahr 2005 fand sich eine Häufigkeit von 3,15 schweren Augenverletzungen auf 1000 [5]. Eine kanadische Telefonumfrage aus dem Jahr 2012 mit insgesamt 4974 Teilnehmern zeigte eine Inzidenz von 2,09% im Zeitraum eines Jahres. Jeweils 30% der Verletzungen ereigneten sich zu Hause oder am Arbeitsplatz, 8% traten beim Sport auf. Scharfe Traumata lagen bei 23% der Fälle vor, stumpfe Traumata bei 6,7% [6].
Verbrennungen und Verätzungen haben, wie mechanische Verletzungen auch, ein hohes Risiko für eine dauerhafte schwere Visusminderung. Häufig müssen auch hier aufwendige Rekonstruktionsverfahren verwendet werden, um einen Bulbuserhalt und ggf. eine Sehverbesserung zu erzielen [7]. Verbrennungen und Verätzungen treten meist im Rahmen von Berufsunfällen auf [8].
Aus Deutschland existiert eine standardisierte prospektive Umfragestudie zu Augenverletzungen an Silvester, die von der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft unterstützt wird. Zwischen Dezember 2016 und Januar 2023 wurden 2989 anonyme Daten zu Betroffenen mit Verletzungen durch privates Feuerwerk erfasst. Davon waren rund 25% der Patienten schwer verletzt und mussten stationär behandelt werden [9]. Während der Pandemie wurde in Deutschland der Verkauf von privatem Feuerwerk untersagt. Eine Umfragestudie zeigte, dass es dadurch einen signifikanten Rückgang der Augenverletzungen im Zeitraum um Silvester gegeben hat [10].
Mit den Krankenhausqualitätsberichten steht in Deutschland seit dem Jahr 2008 ein objektives Werkzeug zur Verfügung, welches die Auswertung von ICD-Codes und OPS-Codes an deutschen bettenführenden Krankenhäusern ermöglicht.
Die Codierung im ICD-System unterscheidet zwischen mechanischen Augenverletzungen, die unter S05 codiert werden, von thermischen und chemischen Augenverletzungen im Abschnitt T26.
In der Versorgungsforschung der Augenheilkunde konnten bereits objektive Auswertungen zur Kataraktchirurgie, Vitrektomie und eindellende Operation, Glaukomchirurgie und Keratoplastik durchgeführt werden [11], [12], [13], [14], [15], [16].
Ziel dieser Arbeit ist die objektive Erfassung leichter und schwerer Augenverletzungen mittels Auswertung der Qualitätsberichte der Krankenhäuser des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA). Es sollen sowohl die mechanischen Verletzungen (S05) als auch die thermischen/chemischen Verletzungen (T26) erfasst werden. Um regionale Unterschiede aufzudecken, soll zudem eine Analyse auf Ebene der Bundesländer in Relation zur jeweiligen Bevölkerungszahl erfolgen.
Um die Relevanz eventueller Schutzmaßnahmen beim Umgang mit privatem Feuerwerk abzuschätzen, setzen wir zudem die Anzahl der feuerwerksbedingten Verletzungen in Relation zur Gesamtzahl der Augenverletzungen.
Methoden
Die Arbeit basiert auf 2 unterschiedlichen Datenquellen:
-
Der 1. Teil der Arbeit ist eine retrospektive Routinedatenuntersuchung. Hier sollen sowohl die mechanischen (S05) als auch die thermischen Verletzungen (T26) erfasst werden und sowohl insgesamt als auch bezogen auf die Bundesländer ausgewertet werden.
-
Die Datenquellen sind die Qualitätsberichte der Krankenhäuser aus den Berichtsjahren 2008, 2010 und 2012 – 2022 im XML-Format.
-
Bei den Qualitätsberichten der Krankenhäuser handelt es sich um objektive Daten aus dem Gesundheitswesen. Die Krankenhäuser sind gesetzlich dazu verpflichtet, Qualitätsberichte zu erstellen. Diese enthalten u. a. die erhobenen Diagnosen in Form der ICD-10-Codierung.
-
Die Qualitätsberichte der Krankenhäuser werden vorliegend nur teilweise bzw. auszugsweise genutzt. Eine vollständige unveränderte Darstellung der Qualitätsberichte der Krankenhäuser erhalten Sie unter www.g-ba.de/qualitaetsberichte.
-
Die Datenverarbeitung und statistische Auswertung erfolgten mit der Programmiersprache R (R-Project.org, R-Studio).
-
Die Anzahl der codierten Augenverletzungen an deutschen bettenführenden Häusern wurde zusammen mit den Ortsdaten exportiert. Um die Anonymität der Meldestandorte zu gewährleisten, erfolgte die Auswertung auf Ebene der Bundesländer, wobei die Bundesländer Berlin, Bremen und Hamburg zusammengefasst wurden.
-
Es wurden alle Krankenhäuser berücksichtigt, um keine Verletzungen, die durch eine Beschränkung auf Augenkliniken möglich wäre, zu übersehen.
-
Die Unterscheidung zwischen schweren und leichten Verletzungen ist im ICD-System schwierig, da auch oberflächliche Verletzungen und Verätzungen mit massiven Visuseinschränkungen einhergehen können. Da sich dies aus dem Code allein nicht unterscheiden lässt, beschränken wir uns im Folgenden auf die Differenzierung von bulbuseröffnenden Verletzungen, Verbrennungen und Verätzungen sowie kompletten Bulbusabrissen als schwere Verletzungen.
-
-
Um einen Vergleich der Gesamtzahl der Verletzungen zu den feuerwerksbezogenen Verletzungen herzustellen, werden auch Daten der Umfragestudie zu den feuerwerksbedingten Augenverletzungen herangezogen. Dies ist eine onlinebasierte prospektive Studie, die seit 2016 an den 5 Tagen um Silvester in standardisierter Form an allen am augenärztlichen Notdienst teilnehmenden Augenkliniken durchgeführt wird [9], [10]. In die vorliegende Auswertung gehen die Daten zu Augapfelprellungen und traumatischen Bulbusrupturen ein. Die Anzahl dieser Verletzungen für den Jahreswechsel 2022/23 wurde hälftig in die Auswertung einbezogen.
Ergebnisse
Mechanische Verletzungen (S05)
Die mit bis zu 2500 Fällen pro Jahr häufigste behandelte Augenverletzung an deutschen Krankenhäusern stellt die Prellung des Augapfels und/oder der Orbita dar. Bei den schweren Verletzungen finden sich am häufigsten Rissverletzungen des Auges mit Verlust von intraokularem Gewebe mit bis zu 990 Fällen pro Jahr. Bei allen Augenverletzungen, sowohl leicht als auch schwer, zeigt sich ein Rückgang ab dem Jahr 2020, der je nach Art der Verletzung unterschiedlich stark ausfällt ([Abb. 1], [Tab. 1]).


ICD |
2008 |
2010 |
2012 |
2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
S05.0: Verletzung der Konjunktiva und Abrasio corneae ohne Angabe eines Fremdkörpers; S05.1: Prellung des Augapfels und des Orbitagewebes; S05.2: Rissverletzung und Ruptur des Auges mit Prolaps oder Verlust intraokularen Gewebes; S05.3: Rissverletzung und Ruptur des Auges ohne Prolaps oder Verlust intraokularen Gewebes; S05.4: penetrierende Wunde der Orbita mit oder ohne Fremdkörper; S05.5: penetrierende Wunde des Augapfels mit Fremdkörper; S05.6: penetrierende Wunde des Augapfels ohne Fremdkörper; S05.7: Abriss des Augapfels; S05.8: sonstige Verletzung des Auges und der Orbita; S05.9: Verletzung des Auges und der Orbita nicht näher bezeichnet |
||||||||||||
S05.0 |
326 |
434 |
621 |
738 |
622 |
563 |
728 |
1 007 |
676 |
408 |
415 |
354 |
S05.1 |
2 081 |
2 163 |
2 535 |
2 475 |
2 332 |
1 735 |
2 409 |
2 369 |
1 992 |
1 162 |
1 089 |
1 160 |
S05.2 |
577 |
689 |
870 |
764 |
758 |
762 |
826 |
881 |
994 |
725 |
720 |
796 |
S05.3 |
292 |
346 |
451 |
433 |
370 |
272 |
323 |
384 |
332 |
267 |
242 |
265 |
S05.4 |
53 |
83 |
84 |
76 |
80 |
63 |
100 |
97 |
79 |
71 |
62 |
51 |
S05.5 |
437 |
449 |
512 |
480 |
475 |
385 |
393 |
493 |
495 |
400 |
349 |
290 |
S05.6 |
679 |
658 |
692 |
830 |
698 |
568 |
785 |
708 |
730 |
526 |
469 |
435 |
S05.7 |
13 |
26 |
23 |
15 |
20 |
14 |
12 |
15 |
12 |
9 |
5 |
6 |
S05.8 |
172 |
210 |
253 |
275 |
212 |
189 |
218 |
233 |
220 |
147 |
149 |
148 |
S05.9 |
20 |
68 |
42 |
53 |
39 |
31 |
27 |
41 |
36 |
13 |
14 |
10 |
In Relation zur Bevölkerung der Bundesländer werden prozentual in Mecklenburg-Vorpommern mit bis zu 0,017% am meisten Augenverletzungen behandelt. Bezogen auf die absoluten Zahlen werden in Nordrhein-Westfalen mit bis zu 1600 Verletzungen insgesamt die meisten Augenverletzungen behandelt. In allen Bundesländern zeigt sich ab 2020 ein Rückgang der absoluten und relativen Anzahl der Verletzungen ([Abb. 2], [Tab. 2] und [3]). Bei den schweren Augenverletzungen zeigt sich insgesamt kein großer Unterschied bei den relativen Zahlen mit bis zu 0,008% in einigen Bundesländern. Der kleinste relative Anteil an schweren Augenverletzungen kommt in Brandenburg vor (bis zu 0,001%). Die meisten Augenverletzungen absolut gesehen werden ebenfalls in Nordrhein-Westfalen behandelt. Interessanterweise sind in einigen Bundesländern im Jahr 2016 weder schwere noch leichte Verletzungen codiert ([Abb. 3], [Tab. 4] und [5]).


Bundesland |
2008 |
2010 |
2012 |
2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Baden-Württemberg |
531 |
480 |
628 |
655 |
613 |
619 |
618 |
610 |
637 |
395 |
381 |
383 |
Bayern |
864 |
1 070 |
973 |
1 077 |
961 |
1 006 |
916 |
802 |
837 |
555 |
560 |
596 |
Brandenburg |
115 |
124 |
114 |
137 |
94 |
0 |
123 |
130 |
117 |
77 |
76 |
84 |
Hamburg, Bremen, Berlin |
375 |
483 |
681 |
506 |
473 |
293 |
508 |
1 110 |
460 |
395 |
336 |
278 |
Hessen |
308 |
333 |
422 |
297 |
344 |
426 |
442 |
430 |
435 |
319 |
283 |
264 |
Mecklenburg-Vorpommern |
261 |
200 |
271 |
251 |
262 |
0 |
268 |
229 |
254 |
120 |
121 |
118 |
Niedersachsen |
367 |
334 |
450 |
414 |
463 |
427 |
492 |
506 |
428 |
379 |
354 |
329 |
Nordrhein-Westfalen |
926 |
1 163 |
1 334 |
1 624 |
1 415 |
1 433 |
1 380 |
1 420 |
1 340 |
765 |
746 |
715 |
Rheinland-Pfalz |
170 |
125 |
201 |
245 |
162 |
174 |
166 |
145 |
122 |
98 |
114 |
106 |
Saarland |
57 |
107 |
121 |
126 |
113 |
97 |
99 |
108 |
121 |
92 |
81 |
110 |
Sachsen |
243 |
277 |
352 |
316 |
299 |
0 |
338 |
286 |
320 |
213 |
148 |
212 |
Sachsen-Anhalt |
142 |
136 |
136 |
142 |
125 |
0 |
164 |
123 |
134 |
94 |
101 |
104 |
Schleswig-Holstein |
118 |
106 |
160 |
119 |
97 |
107 |
120 |
192 |
204 |
67 |
96 |
99 |
Thüringen |
173 |
188 |
240 |
230 |
185 |
0 |
187 |
137 |
157 |
159 |
117 |
117 |
Bundesland |
2008 |
2010 |
2012 |
2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Baden-Württemberg |
0,005 |
0,004 |
0,006 |
0,006 |
0,006 |
0,006 |
0,006 |
0,006 |
0,006 |
0,004 |
0,003 |
0,003 |
Bayern |
0,007 |
0,008 |
0,007 |
0,008 |
0,007 |
0,008 |
0,007 |
0,006 |
0,006 |
0,004 |
0,004 |
0,005 |
Brandenburg |
0,005 |
0,005 |
0,005 |
0,005 |
0,004 |
0 |
0,005 |
0,005 |
0,005 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
Hamburg, Bremen, Berlin |
0,006 |
0,008 |
0,011 |
0,008 |
0,008 |
0,005 |
0,008 |
0,018 |
0,007 |
0,006 |
0,005 |
0,005 |
Hessen |
0,005 |
0,005 |
0,007 |
0,005 |
0,005 |
0,007 |
0,007 |
0,007 |
0,007 |
0,005 |
0,005 |
0,004 |
Mecklenburg-Vorpommern |
0,016 |
0,012 |
0,017 |
0,016 |
0,016 |
0 |
0,017 |
0,014 |
0,016 |
0,007 |
0,008 |
0,007 |
Niedersachsen |
0,005 |
0,004 |
0,006 |
0,005 |
0,006 |
0,005 |
0,006 |
0,006 |
0,005 |
0,005 |
0,004 |
0,004 |
Nordrhein-Westfalen |
0,005 |
0,006 |
0,007 |
0,009 |
0,008 |
0,008 |
0,008 |
0,008 |
0,007 |
0,004 |
0,004 |
0,004 |
Rheinland-Pfalz |
0,004 |
0,003 |
0,005 |
0,006 |
0,004 |
0,004 |
0,004 |
0,004 |
0,003 |
0,002 |
0,003 |
0,003 |
Saarland |
0,006 |
0,011 |
0,012 |
0,013 |
0,011 |
0,01 |
0,01 |
0,011 |
0,012 |
0,009 |
0,008 |
0,011 |
Sachsen |
0,006 |
0,007 |
0,009 |
0,008 |
0,007 |
0 |
0,008 |
0,007 |
0,008 |
0,005 |
0,004 |
0,005 |
Sachsen-Anhalt |
0,006 |
0,006 |
0,006 |
0,006 |
0,006 |
0 |
0,007 |
0,006 |
0,006 |
0,004 |
0,005 |
0,005 |
Schleswig-Holstein |
0,004 |
0,004 |
0,006 |
0,004 |
0,003 |
0,004 |
0,004 |
0,007 |
0,007 |
0,002 |
0,003 |
0,003 |
Thüringen |
0,008 |
0,009 |
0,011 |
0,011 |
0,009 |
0 |
0,009 |
0,006 |
0,007 |
0,007 |
0,005 |
0,005 |


Bundesland |
2008 |
2010 |
2012 |
2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Enthalten sind: S05.2: Rissverletzung und Ruptur des Auges mit Prolaps oder Verlust intraokularen Gewebes; S05.3: Rissverletzung und Ruptur des Auges ohne Prolaps oder Verlust intraokularen Gewebes; S05.4: penetrierende Wunde der Orbita mit oder ohne Fremdkörper; S05.5: penetrierende Wunde des Augapfels mit Fremdkörper; S05.6: penetrierende Wunde des Augapfels ohne Fremdkörper; S05.7: Abriss des Augapfels |
||||||||||||
Baden-Württemberg |
279 |
221 |
341 |
294 |
298 |
328 |
317 |
329 |
324 |
209 |
195 |
219 |
Bayern |
450 |
487 |
423 |
410 |
401 |
420 |
369 |
373 |
404 |
311 |
323 |
332 |
Brandenburg |
26 |
21 |
34 |
34 |
29 |
0 |
21 |
30 |
23 |
32 |
17 |
30 |
Hamburg, Bremen, Berlin |
181 |
272 |
349 |
279 |
248 |
176 |
280 |
320 |
254 |
254 |
203 |
190 |
Hessen |
107 |
140 |
192 |
114 |
129 |
172 |
193 |
242 |
272 |
227 |
182 |
158 |
Mecklenburg-Vorpommern |
46 |
56 |
57 |
79 |
84 |
0 |
74 |
65 |
136 |
64 |
60 |
46 |
Niedersachsen |
135 |
111 |
168 |
148 |
157 |
151 |
181 |
175 |
162 |
173 |
141 |
140 |
Nordrhein-Westfalen |
474 |
559 |
569 |
797 |
608 |
633 |
548 |
609 |
562 |
387 |
408 |
353 |
Rheinland-Pfalz |
63 |
45 |
91 |
78 |
79 |
87 |
77 |
58 |
60 |
40 |
48 |
62 |
Saarland |
14 |
54 |
62 |
69 |
78 |
55 |
50 |
68 |
70 |
50 |
49 |
59 |
Sachsen |
101 |
92 |
128 |
110 |
136 |
0 |
139 |
118 |
149 |
90 |
69 |
92 |
Sachsen-Anhalt |
58 |
63 |
62 |
69 |
52 |
0 |
62 |
49 |
55 |
47 |
55 |
60 |
Schleswig-Holstein |
77 |
65 |
83 |
55 |
42 |
42 |
58 |
91 |
111 |
38 |
57 |
65 |
Thüringen |
40 |
65 |
73 |
62 |
60 |
0 |
70 |
51 |
60 |
76 |
40 |
37 |
Bundesland |
2008 |
2010 |
2012 |
2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Enthalten sind: S05.2: Rissverletzung und Ruptur des Auges mit Prolaps oder Verlust intraokularen Gewebes; S05.3: Rissverletzung und Ruptur des Auges ohne Prolaps oder Verlust intraokularen Gewebes; S05.4: penetrierende Wunde der Orbita mit oder ohne Fremdkörper; S05.5: penetrierende Wunde des Augapfels mit Fremdkörper; S05.6: penetrierende Wunde des Augapfels ohne Fremdkörper; S05.7: Abriss des Augapfels |
||||||||||||
Baden-Württemberg |
0,003 |
0,002 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
Bayern |
0,003 |
0,004 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,002 |
0,002 |
0,003 |
Brandenburg |
0,001 |
0,001 |
0,001 |
0,001 |
0,001 |
0 |
0,001 |
0,001 |
0,001 |
0,001 |
0,001 |
0,001 |
Hamburg, Bremen, Berlin |
0,003 |
0,004 |
0,006 |
0,005 |
0,004 |
0,003 |
0,005 |
0,005 |
0,004 |
0,004 |
0,003 |
0,003 |
Hessen |
0,002 |
0,002 |
0,003 |
0,002 |
0,002 |
0,003 |
0,003 |
0,004 |
0,004 |
0,004 |
0,003 |
0,003 |
Mecklenburg-Vorpommern |
0,003 |
0,003 |
0,004 |
0,005 |
0,005 |
0 |
0,005 |
0,004 |
0,008 |
0,004 |
0,004 |
0,003 |
Niedersachsen |
0,002 |
0,001 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
Nordrhein-Westfalen |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,004 |
0,003 |
0,004 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
Rheinland-Pfalz |
0,002 |
0,001 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,001 |
0,001 |
0,001 |
0,001 |
0,002 |
Saarland |
0,001 |
0,005 |
0,006 |
0,007 |
0,008 |
0,006 |
0,005 |
0,007 |
0,007 |
0,005 |
0,005 |
0,006 |
Sachsen |
0,002 |
0,002 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0 |
0,003 |
0,003 |
0,004 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
Sachsen-Anhalt |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,002 |
0 |
0,003 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,002 |
0,003 |
Schleswig-Holstein |
0,003 |
0,002 |
0,003 |
0,002 |
0,001 |
0,001 |
0,002 |
0,003 |
0,004 |
0,001 |
0,002 |
0,002 |
Thüringen |
0,002 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0,003 |
0 |
0,003 |
0,002 |
0,003 |
0,004 |
0,002 |
0,002 |
Thermische Verletzungen (T26)
Die häufigste thermische/chemische Verletzung in Deutschland ist die Verätzung der Kornea und des Konjunktivalsackes mit bis zu 1400 Fällen pro Jahr. Schwere thermische/chemische Verletzungen wie die Verbrennung/Verätzung mit nachfolgender Ruptur und Destruktion des Augapfels sind insgesamt selten. Bezogen auf die Bundesländer kommen wie bei den mechanischen Verletzungen auch die meisten thermischen/chemischen Verletzungen in den bevölkerungsreichen Bundesländern am häufigsten vor ([Abb. 4], [Tab. 6] und [7]). Auch bei den thermischen/chemischen Verletzungen zeigt sich ein deutlicher Rückgang 2020 und 2021, der sich bis 2022 nicht wieder auf das Ausgangsniveau bewegt hat ([Abb. 3]).


ICD-10 |
2008 |
2010 |
2012 |
2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
T26.0: Verbrennung des Augenlides und der Periokularregion; T26.1: Verbrennung der Kornea und des Konjunktivalsackes; T26.2: Verbrennung mit nachfolgender Ruptur und Destruktion des Augapfels; T26.3: Verbrennung sonstiger Teile des Auges und seiner Anhangsgebilde; T26.4: Verbrennung des Auges und seiner Anhangsgebilde, Teil nicht näher bezeichnet; T26.5: Verätzung des Augenlides und der Periokularregion; T26.6: Verätzung der Kornea und des Konjunktivalsackes; T26.7: Verätzung mit nachfolgender Ruptur und Destruktion des Augapfels; T26.8: Verätzung sonstiger Teile des Auges und seiner Anhangsgebilde; T26.9: Verätzung des Auges und seiner Anhangsgebilde, Teil nicht näher bezeichnet |
||||||||||||
T26.0 |
12 |
25 |
20 |
24 |
23 |
26 |
32 |
26 |
32 |
31 |
19 |
14 |
T26.1 |
56 |
63 |
96 |
105 |
108 |
89 |
99 |
86 |
99 |
75 |
55 |
44 |
T26.2 |
1 |
0 |
1 |
1 |
0 |
2 |
0 |
0 |
0 |
1 |
0 |
0 |
T26.3 |
5 |
7 |
5 |
9 |
6 |
3 |
4 |
3 |
3 |
3 |
2 |
4 |
T26.4 |
9 |
11 |
21 |
9 |
16 |
4 |
7 |
14 |
14 |
5 |
5 |
8 |
T26.5 |
18 |
36 |
35 |
35 |
21 |
19 |
30 |
20 |
28 |
19 |
17 |
6 |
T26.6 |
993 |
902 |
1 351 |
1 378 |
1 372 |
1 225 |
1 393 |
1 432 |
1 259 |
867 |
866 |
752 |
T26.7 |
3 |
1 |
3 |
1 |
2 |
1 |
1 |
1 |
0 |
0 |
0 |
0 |
T26.8 |
65 |
128 |
79 |
83 |
116 |
100 |
68 |
59 |
48 |
36 |
28 |
29 |
T26.9 |
117 |
160 |
167 |
170 |
157 |
145 |
179 |
197 |
155 |
82 |
60 |
42 |
Bundesland |
2008 |
2010 |
2012 |
2014 |
2015 |
2016 |
2017 |
2018 |
2019 |
2020 |
2021 |
2022 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Baden-Württemberg |
128 |
70 |
182 |
193 |
190 |
207 |
118 |
130 |
128 |
84 |
80 |
56 |
Bayern |
150 |
202 |
205 |
331 |
321 |
304 |
273 |
218 |
196 |
162 |
186 |
196 |
Brandenburg |
16 |
17 |
23 |
24 |
22 |
0 |
25 |
32 |
42 |
11 |
25 |
14 |
Hamburg, Bremen, Berlin |
35 |
55 |
121 |
83 |
96 |
62 |
89 |
112 |
85 |
66 |
48 |
35 |
Hessen |
121 |
210 |
163 |
202 |
199 |
227 |
176 |
182 |
180 |
153 |
141 |
114 |
Mecklenburg-Vorpommern |
152 |
96 |
147 |
99 |
88 |
0 |
130 |
115 |
134 |
38 |
27 |
47 |
Niedersachsen |
109 |
84 |
141 |
144 |
138 |
159 |
151 |
167 |
127 |
110 |
97 |
54 |
Nordrhein-Westfalen |
333 |
371 |
510 |
440 |
444 |
505 |
530 |
525 |
400 |
227 |
227 |
170 |
Rheinland-Pfalz |
50 |
38 |
49 |
59 |
72 |
69 |
70 |
71 |
78 |
59 |
54 |
31 |
Saarland |
46 |
58 |
41 |
44 |
45 |
44 |
40 |
30 |
27 |
17 |
22 |
22 |
Sachsen |
44 |
35 |
67 |
78 |
70 |
0 |
96 |
89 |
73 |
68 |
63 |
80 |
Sachsen-Anhalt |
61 |
51 |
50 |
41 |
67 |
0 |
46 |
57 |
57 |
52 |
37 |
29 |
Schleswig-Holstein |
21 |
22 |
30 |
39 |
36 |
37 |
41 |
66 |
87 |
34 |
29 |
24 |
Thüringen |
13 |
24 |
49 |
38 |
33 |
0 |
28 |
44 |
24 |
38 |
16 |
27 |
Umfragedaten zu Feuerwerksverletzungen
Zwischen Dezember 2016 und Dezember 2020 dokumentierten wir 12 – 20 feuerwerksbedingte Bulbusrupturen, in den Pandemiejahren von Dezember 2020 bis Januar 2022 5 bzw. 9 Fälle. Im gleichen Zeitraum 2016 – 2020 erfassten wir 112 – 174 feuerwerksbedingte Bulbusprellungen, an den Pandemie-Jahreswechseln 25 bzw. 56 Fälle. Damit sind private Feuerwerkskörper, die nur zwischen dem 31. Dezember 0 Uhr und 1. Januar 24 Uhr gezündet werden dürfen, im Mittel für 1,4% der jährlichen Bulbusrupturen und für 8,3% der Bulbusprellungen verantwortlich gewesen ([Tab. 8] und [9]).
Jahreswechsel |
FW-Bulbusrupturen |
G-BA-Rupturen |
% |
Jahr |
---|---|---|---|---|
G-BA: Gemeinsamer Bundesausschuss |
||||
2016/17 |
15 |
1 034 |
1,5 |
2016 |
2017/18 |
20 |
1 149 |
1,7 |
2017 |
2018/19 |
12 |
1 265 |
1 |
2018 |
2019/20 |
13 |
1 362 |
1 |
2019 |
2020/21 |
5 |
992 |
0,5 |
2020 |
2021/22 |
9 |
962 |
0,9 |
2021 |
nur 2022 |
19 |
1 061 |
1,8 |
2022 |
Jahreswechsel |
FW-Bulbusprellungen |
G-BA-Bulbusprellungen |
% |
Jahr |
---|---|---|---|---|
2016/17 |
134 |
1 735 |
7,7 |
2016 |
2017/18 |
139 |
2 409 |
5,8 |
2017 |
2018/19 |
112 |
1 369 |
8,2 |
2018 |
2019/20 |
174 |
1 992 |
8,7 |
2019 |
2020/21 |
25 |
1 162 |
2,2 |
2020 |
2021/22 |
56 |
1 089 |
5,1 |
2021 |
nur 2022 |
128 |
1 160 |
11 |
2022 |
Diskussion
Unsere Arbeit zeigt, dass Augenverletzungen in Deutschland in allen Bundesländern mit leichten regionalen Unterschieden ähnlich häufig auftreten.
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Zahlen vergleichbar zu der verfügbaren schottischen Studie sind mit einer Häufigkeit im Bereich von 0,001% bis zu 0,007% in Deutschland und 0,0019% in Schottland [4]. Einschränkend muss angemerkt werden, dass die Definition von schweren Augenverletzungen etwas unterschiedlich ist. Während wir uns auf das Verletzungsmuster bezogen haben, unterscheiden die Autoren der Studie anhand der Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthaltes.
Im Vergleich zu den Zahlen aus Nordamerika sind die von uns erfassten Häufigkeiten deutlich geringer. In den USA zeigt sich die Häufigkeit von schweren Augenverletzungen bei 0,3% [5]. In Kanada wurde bei einer Telefonumfrage eine Häufigkeit von über 2% gezeigt [6]. Auch bei diesem Vergleich gibt es Einschränkungen: Während aus den USA objektive Registerdaten vorliegen, ist die Vergleichbarkeit mit der Telefonumfrage aus Kanada nur eingeschränkt möglich.
Eine Registerstudie aus den USA hat die Häufigkeit von chemischen Verätzungen erhoben. Es zeigte sich eine Inzidenz von 51,1 auf 1 000 000 pro Jahr [17]. Bei unserer Studie lag die höchste Inzidenz bei 20,6 auf 1 000 000.
Die Inzidenz von feuerwerksbedingten Augenverletzungen in Deutschland wurde in den Jahren vor der Pandemie mit 0,6/100 000 angegeben, sank zwischen 2020 und 2022 deutlich auf 0,15/100 000 ab und stieg nach Beendigung der pandemiebedingten Maßnahmen auf 1/100 000 an (Gabel-Pfisterer et al. DOG 2023 und Graefes Archive submitted 2024).
Leider enthalten die Qualitätsberichte der Krankenhäuser keine genauere zeitliche Auflösung, die über das Meldejahr hinausgeht, sodass eine spezifische Analyse der silvesterbedingten Verletzungen auf diese Grundlage nicht möglich ist. Trotzdem weist der Vergleich zu den Silvestererhebungen eine interessante Parallele auf.
Durch die Verknüpfung mit dem „DOG-Böller-Register“ [9] lässt sich schätzen, dass mindestens 8% der Bulbusprellungen und 1,4% der Bulbusrupturen auf privates Silvesterfeuerwerk zurückgehen. Dass annähernd jedes 10. Ereignis mit dem Silvesterfeuerwerk assoziiert ist, mag erklären, dass die COVID-19-Pandemie in unserer Analyse mit einem Rückgang der Augenverletzungen einhergeht [9], [10]. Das Verkaufsverbot und das umsichtige Verhalten der Bevölkerung während der Pandemie reduzierten die Zahlen um mehr als die Hälfte. Ob der Effekt in den Qualitätsberichten allein auf das Verbot des Feuerwerksverkaufs zurückzuführen ist, muss bezweifelt werden. Stumpfe Bulbustraumata sind bspw. auch durch Faustverletzungen erklärbar. Hier könnte der Rückgang evtl. durch die mehrwöchentlichen Kontakteinschränkungen erklärbar sein.
Unsere Studie weist folgende Limitationen auf: Die Analyse der Qualitätsberichte der Krankenhäuser ist zwar objektiv, jedoch sind geringe Fallzahlen aufgrund der Anonymisierung teilweise vergröbert. Auch kann eine vollständige Erfassung nicht garantiert werden. Insbesondere die fehlenden Augenverletzungen in einigen Bundesländern im Jahr 2016 sind auffällig. Es ist davon auszugehen, dass hier die Erfassung nicht vollständig ist. Aufgrund der Struktur der Daten lässt sich keine Verbindung von Diagnosen (ICD) und Behandlung (OPS) herstellen. Ein Vergleich der ICD-10-Daten und der Daten aus dem Onlinefragebogen birgt insbesondere für komplexe Verletzungen möglicherweise die Unsicherheit, dass Mehrfachverletzungen, die bei Feuerwerksunfällen nicht unüblich sind, unterschiedlich eingegeben wurden. Da wir jedoch nur die beiden als führende Diagnosen zu codierenden ICD-Codes verglichen haben, sollte dies nur einen geringen Einfluss haben. Der ICD-Code W49.9 ist unspezifisch und erlaubt keine Differenzierung von Verletzungen, die durch die Explosion von Feuerwerkskörpern hervorgerufen sind. Auch kann die Codierung im Bereich der Verletzungen (S05.0 – S05.9) ungenau sein. Dies liegt daran, dass es in der Bezeichnung teils nur geringe Unterschiede zwischen den einzelnen Ziffern gibt und zum anderen daran, dass die Codierung nicht immer zwingend vom behandelnden Arzt durchgeführt wurde.
Die hohe Anzahl der schweren Augenverletzungen und die deutliche Zunahme während der Tage um den Jahreswechsel unter den derzeit in Deutschland bestehenden gesetzlichen Bedingungen zeigt die Notwendigkeit einer zuverlässigen und hochqualifizierten augenärztlichen Versorgung auch im Notdienst in allen Bundesländern und damit den Bedarf zur Ausbildung hochqualifizierter Augenärzt*innen in allen Bundesländern.
Zusammenfassend zeigt unsere retrospektive Analyse von Routinedaten ein deutschlandweit ähnlich häufiges Vorkommen von Augenverletzungen. Die häufigste schwere Verletzung ist die Rissverletzung des Auges mit Verlust von intraokularem Gewebe. Interessant ist der Rückgang von Augenverletzungen im Rahmen der Pandemie, der im Jahr 2022 weiterhin bestanden hat.
Interessenkonflikt/Conflict of Interest
Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht./The authors declare that there is no conflict of interest.
-
Literatur
- 1 Scott R. The injured eye. Philos Trans R Soc Lond B Biol Sci 2011; 366: 251-260
- 2 Feng K, Xie X, Chen HJ. et al. Prognostic factors and long-term outcomes of eye-globe perforation: eye injury vitrectomy study. Injury 2021; 52: 286-291
- 3 Sia RK, Ryan DS, Brooks DI. et al. The Impact of Combat Ocular Trauma and Traumatic Brain Injury on Vision- and Health-Related Quality of Life Among U.S. Military Casualties. Mil Med 2022; 187: 209-215
- 4 Morris DS, Willis S, Minassian D. et al. The incidence of serious eye injury in Scotland: a prospective study. Eye (Lond) 2014; 28: 34-40
- 5 McGwin jr. G, Owsley C. Incidence of emergency department-treated eye injury in the United States. Arch Ophthalmol 2005; 123: 662-666
- 6 Gordon KD. The incidence of eye injuries in Canada. Can J Ophthalmol 2012; 47: 351-353
- 7 Bizrah M, Yusuf A, Ahmad S. An update on chemical eye burns. Eye (Lond) 2019; 33: 1362-1377
- 8 Kuckelkorn R, Luft I, Kottek AA. et al. [Chemical and thermal eye burns in the residential area of RWTH Aachen. Analysis of accidents in 1 year using a new automated documentation of findings]. Klin Monbl Augenheilkd 1993; 203: 34-42
- 9 Gabel-Pfisterer A, Böhringer D, Agostini H. et al. [3-year results of the German nationwide survey on eye injuries caused by fireworks]. Ophthalmolologe 2019; 116: 1138-1151
- 10 Gabel-Pfisterer A, Böhringer D, Agostini H. et al. [Pandemic-related sales ban of fireworks in Germany leads to a significant reduction of firework-related eye injuries]. Ophthalmologie 2022; 119: 1257-1266
- 11 Lang SJ, Wenzel M, Böhringer D. et al. [Systematic analysis of the annual quality reports of the Federal Joint Committee with regard to cataract surgery]. Klin Monbl Augenheilkd 2014; 231: 1115-1119
- 12 Daniel MC, Böhringer D, Reinhard T. et al. Die Bedeutung der Krankenhäuser für die Versorgung von Patienten mit Katarakt in Deutschland: Systematische Auswertung der Krankenhausqualitätsberichte der Jahre 2006 bis 2016. Klin Monbl Augenheilkd 2019; 236: 964-968
- 13 Bucher F, Daniel MC, Böhringer D. et al. [Scleral Buckling Surgery in Germany for Rhegmatogenous Retinal Detachment: A Spirit of the Past or Current Practice?]. Klin Monbl Augenheilkd 2020; 237: 780-786
- 14 Daniel MC, Böhringer D, Lapp T. et al. [Keratoplasty in Germany: Systematic Analysis of the Quality Reports of German Hospitals between 2006 and 2017]. Klin Monbl Augenheilkd 2021; 238: 288-292
- 15 Luebke J, Boehringer D, Anton A. et al. Trends in Surgical Glaucoma Treatment in Germany Between 2006 and 2018. Clin Epidemiol 2021; 13: 581-592
- 16 Luebke J, Böhringer D, Evers C. et al. Glaucoma Treatment in German Hospitals in 2019. Klin Monbl Augenheilkd 2023; 240: 86-91
- 17 White ML, Chodosh J, Jang J. et al. Incidence of Stevens-Johnson Syndrome and Chemical Burns to the Eye. Cornea 2015; 34: 1527-1533
Korrespondenzadresse/Correspondence
Publication History
Received: 19 June 2024
Accepted: 05 July 2024
Article published online:
09 October 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
-
Literatur
- 1 Scott R. The injured eye. Philos Trans R Soc Lond B Biol Sci 2011; 366: 251-260
- 2 Feng K, Xie X, Chen HJ. et al. Prognostic factors and long-term outcomes of eye-globe perforation: eye injury vitrectomy study. Injury 2021; 52: 286-291
- 3 Sia RK, Ryan DS, Brooks DI. et al. The Impact of Combat Ocular Trauma and Traumatic Brain Injury on Vision- and Health-Related Quality of Life Among U.S. Military Casualties. Mil Med 2022; 187: 209-215
- 4 Morris DS, Willis S, Minassian D. et al. The incidence of serious eye injury in Scotland: a prospective study. Eye (Lond) 2014; 28: 34-40
- 5 McGwin jr. G, Owsley C. Incidence of emergency department-treated eye injury in the United States. Arch Ophthalmol 2005; 123: 662-666
- 6 Gordon KD. The incidence of eye injuries in Canada. Can J Ophthalmol 2012; 47: 351-353
- 7 Bizrah M, Yusuf A, Ahmad S. An update on chemical eye burns. Eye (Lond) 2019; 33: 1362-1377
- 8 Kuckelkorn R, Luft I, Kottek AA. et al. [Chemical and thermal eye burns in the residential area of RWTH Aachen. Analysis of accidents in 1 year using a new automated documentation of findings]. Klin Monbl Augenheilkd 1993; 203: 34-42
- 9 Gabel-Pfisterer A, Böhringer D, Agostini H. et al. [3-year results of the German nationwide survey on eye injuries caused by fireworks]. Ophthalmolologe 2019; 116: 1138-1151
- 10 Gabel-Pfisterer A, Böhringer D, Agostini H. et al. [Pandemic-related sales ban of fireworks in Germany leads to a significant reduction of firework-related eye injuries]. Ophthalmologie 2022; 119: 1257-1266
- 11 Lang SJ, Wenzel M, Böhringer D. et al. [Systematic analysis of the annual quality reports of the Federal Joint Committee with regard to cataract surgery]. Klin Monbl Augenheilkd 2014; 231: 1115-1119
- 12 Daniel MC, Böhringer D, Reinhard T. et al. Die Bedeutung der Krankenhäuser für die Versorgung von Patienten mit Katarakt in Deutschland: Systematische Auswertung der Krankenhausqualitätsberichte der Jahre 2006 bis 2016. Klin Monbl Augenheilkd 2019; 236: 964-968
- 13 Bucher F, Daniel MC, Böhringer D. et al. [Scleral Buckling Surgery in Germany for Rhegmatogenous Retinal Detachment: A Spirit of the Past or Current Practice?]. Klin Monbl Augenheilkd 2020; 237: 780-786
- 14 Daniel MC, Böhringer D, Lapp T. et al. [Keratoplasty in Germany: Systematic Analysis of the Quality Reports of German Hospitals between 2006 and 2017]. Klin Monbl Augenheilkd 2021; 238: 288-292
- 15 Luebke J, Boehringer D, Anton A. et al. Trends in Surgical Glaucoma Treatment in Germany Between 2006 and 2018. Clin Epidemiol 2021; 13: 581-592
- 16 Luebke J, Böhringer D, Evers C. et al. Glaucoma Treatment in German Hospitals in 2019. Klin Monbl Augenheilkd 2023; 240: 86-91
- 17 White ML, Chodosh J, Jang J. et al. Incidence of Stevens-Johnson Syndrome and Chemical Burns to the Eye. Cornea 2015; 34: 1527-1533















