CC BY-NC-ND 4.0 · Gesundheitswesen 2025; 87(05): 337-343
DOI: 10.1055/a-2508-8768
Originalarbeit

Partizipative Entwicklung von Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Einheitlichkeit im Pandemiemanagement an Gesundheitsämtern: Ergebnisse eines Workshops auf Basis semistrukturierter Interviews

Participatory development of practice guidelines for consistency in pandemic management approaches across local health authorities in Germany: results of a workshop based on semi-structured interviews
Kristina Hoffmann
1   Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD), Abteilung für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim, Germany
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Elena Buck
1   Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD), Abteilung für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim, Germany
,
Michael Eichinger
2   Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD), Abteilung Prävention kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen, Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim, Germany
3   Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Germany
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Jessica Kulczycki
4   Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt, Stadt Mannheim, Mannheim, Germany
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Hannah Richter
1   Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD), Abteilung für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim, Germany
,
Regina Wendlinger
1   Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD), Abteilung für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim, Germany
,
Bettina Wrede
4   Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt, Stadt Mannheim, Mannheim, Germany
,
Maria Steinisch
1   Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD), Abteilung für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin, Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät Mannheim, Mannheim, Germany
4   Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt, Stadt Mannheim, Mannheim, Germany
› Author Affiliations
 

Zusammenfassung

Einleitung

Die COVID-19 Pandemie stellte den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) vor große Herausforderungen. Insbesondere in den Gesundheitsämtern mussten innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Strukturen und Prozesse angepasst werden. Eine umfassende und strukturierte Analyse aufgeworfener Herausforderungen aus Sicht von ÖGD-Mitarbeiter*innen und die Entwicklung praxistauglicher Lösungsansätze könnten einen Beitrag zur langfristigen Stärkung des ÖGD leisten. Das vorgestellte Projekt griff mittels qualitativer Methoden Erfahrungen im Pandemiemanagement auf und entwickelte partizipativ mit ÖGD-Mitarbeiter*innen praxisorientierte Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Einheitlichkeit im Pandemiemanagement an Gesundheitsämtern.

Methoden

Es wurden 21 semistrukturierte Interviews mit Gesundheitsamt-Mitarbeiter*innen aus Baden-Württemberg (BW) zu wahrgenommenen Erfolgsfaktoren und Barrieren für ein gelingendes Pandemiemanagement geführt (09/21-02/22). Die Interviews wurden mittels thematisch strukturierender Inhaltsanalyse ausgewertet und identifizierte Handlungsfelder partizipativ mit 8 Gesundheitsamt-Mitarbeiter*innen in bilateralen Gesprächen zur Bearbeitung in einem Workshop priorisiert. Der Workshop, in dem praxisorientierte Handlungsempfehlungen entwickelt wurden, fand mit 16 Teilnehmer*innen aus 11 Gesundheitsämtern und dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration BW (SM BW) statt (06/22).

Ergebnisse

Im Rahmen der qualitativen Inhaltsanalyse wurden 22 Handlungsfelder zur Stärkung des Pandemiemanagements identifiziert. Das Handlungsfeld Gesundheitsamtsübergreifende Einheitlichkeit wurde zur Bearbeitung im Workshop priorisiert. Im Rahmen des Workshops wurden Handlungsempfehlungen zu folgenden Bereichen entwickelt und konsentiert: (1) Beibehalten des regelmäßigen Austausches zwischen den Leitungen der Gesundheitsämter und dem SM BW, (2) Etablierung eines regelmäßigen Austauschformats zwischen den Gesundheitsämtern auf operativer Ebene, (3) Schaffung und Nutzung einer digitalen Plattform für Wissensaustausch und Zusammenarbeit, (4) Vereinfachung des digitalen Datenaustauschs sowie (5) Beteiligung der Gesundheitsämter an der Erstellung verbindlicher Dokumente wie Gesetzestexten und einheitlicher Leitfäden für den ÖGD.

Schlussfolgerung

Die partizipativ entwickelten Handlungsempfehlungen richten sich gleichermaßen an den operativen Bereich des ÖGD und politische Entscheidungsträger*innen und liefern konkrete Ansatzpunkte zur Stärkung des Pandemiemanagements.


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Abstract

Introduction

The COVID-19 pandemic was associated with major challenges for the public health service in Germany including the need to adapt structures and management processes in local health authorities under time pressure. Comprehensively analyzing challenges based on the perspectives of public health service staff and developing practice guidelines could contribute to the long-term strengthening of the public health service in Germany. The present project utilized qualitative methods to capture experiences in pandemic management and, collaboratively with public health service staff, developed practice guidelines for establishing consistency in pandemic management approaches across local health authorities.

Methods

Twenty-one semi-structured interviews were conducted with local health authority staff from Baden-Württemberg (BW), a federal state of Germany, on perceived barriers of and enabling factors for successful pandemic management (09/21-02/22). Interviews were analyzed using thematic content analysis. Fields of action emerging from the interviews were prioritized in bilateral discussions with eight representatives from local health authorities (05/22-06/22). For the prioritized field of action, a workshop was held with 16 participants from 11 local health authorities and the Ministry of Social Affairs, Health and Integration BW (SM BW) to develop practice guidelines (06/22).

Results

Qualitative content analyses revealed 22 fields of action to strengthen pandemic management. Establishing consistency in pandemic management approaches across local health authorities was prioritized for the workshop. During the workshop, the following practice guidelines were developed and agreed upon: (1) maintaining regular exchange between the heads of local health authorities and the SM BW, (2) establishing regular exchange between local health authorities at operational level, (3) developing a digital platform for knowledge exchange and collaboration and strengthening its regular use, (4) simplifying digital data exchange, and (5) involving local health authorities in drafting binding documents, including legal texts and uniform guidelines for the public health service.

Conclusion

The collaboratively developed practice guidelines are directed equally at the operational level of the public health service and political decision-makers, providing specific starting points for strengthening pandemic management in public health service.


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Einleitung

Mit Beginn der COVID-19-Pandemie im März 2020 nahm das Bewusstsein für die Bedeutung des Öffentlichen Gesundheitsdiensts (ÖGD) in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit deutlich zu [1]. Zeitgleich zeigten sich jedoch Problembereiche im ÖGD, die häufig bereits seit Jahrzehnten bestanden und durch die gestiegenen Anforderungen im Rahmen der Pandemie besonders offensichtlich wurden (z. B. Personalausstattung, Digitalisierungsgrad) [2] [3] [4]. Die Bewältigung der Pandemie diente dabei als Katalysator für Veränderungsprozesse in Gesundheitsämtern und anderen Ebenen des ÖGD [5]. Obwohl der systematische Einbezug von Erfahrungen aus der Praxis hohes Potential hat, die zielgerichtete und damit ressourcenschonende Weiterentwicklung des Pandemiemanagements zu unterstützen, wurden die Erfahrungen aus deutschen Gesundheitsämtern und die dort entwickelten Lösungsansätze nur in einzelnen Städten und unsystematisch in Form von Erfahrungsberichten aufgearbeitet [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12].

Ziele des hier vorgestellten Projekts waren daher (1) die systematische Erhebung qualitativer Daten zu den Erfahrungen von Mitarbeiter*innen im COVID-19-Pandemiemanagement, (2) die Identifikation möglicher Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung des Pandemiemanagements und (3) die partizipative Entwicklung praxisorientierter Handlungsempfehlungen für ein gelingendes Pandemiemanagement in Gesundheitsämtern in Baden-Württemberg (BW). In diesem Artikel wird insbesondere die Entwicklung konkreter Handlungsempfehlungen zum Handlungsfeld Gesundheitsamtsübergreifende Einheitlichkeit des Pandemiemanagements dargestellt.


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Methodik

Hintergrund zur Studie und Studiendesign

Die in diesem Artikel dargestellten Ergebnisse entstanden im Rahmen des Projekts „Stärkung des Pandemiemanagements in Gesundheitsämtern in BW“, welches durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration (SM) aus Mitteln des Landes BW gefördert wurde. Das Projekt wurde von der Abteilung für Public Health des Zentrums für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD) der Medizinischen Fakultät Mannheim und dem Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt der Stadt Mannheim (Gesundheitsamt Mannheim) in Kokreation entwickelt und durchgeführt. Der Antrag auf Förderung wurde gemeinsam gestellt, finanziert wurden Mitarbeiter*innen der Medizinischen Fakultät. Ein positives Votum der Ethik-Kommission II der Universität Heidelberg wurde erteilt (2021-589).

Die drei aufeinander aufbauenden Projektbausteine umfassten (1) semistrukturierte Interviews, (2) bilaterale Priorisierungsgespräche und (3) einen Workshop. Diese werden im Folgenden mit einem Schwerpunkt auf Projektbaustein 3 näher beschrieben. Projektbausteine 1 und 2 werden im Projektabschlussbericht ausführlich dargestellt [13].


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Projektbaustein 1: Semistrukturierte Interviews

In Projektbaustein 1 (09/21-02/22) wurden 21 semistrukturierte Interviews mit Mitarbeiter*innen aus drei Gesundheitsämtern in BW geführt. Um die Übertragbarkeit der Ergebnisse zu stärken, wurden Gesundheitsämter auf Basis ihrer Größe, der Zuständigkeit für einen Landkreis oder eine Stadt und der Bevölkerungsstruktur im Zuständigkeitsgebiet ausgewählt und über bestehende Netzwerke des Projektteams rekrutiert. Bei der Auswahl der Interviewpartner*innen wurde auf ein möglichst breites Spektrum an Hierarchieebenen, Professionen, Aufgabenbereichen und Vorerfahrungen im Pandemiemanagement geachtet.

Um Projektmitgliedern ohne Pandemiemanagement-Erfahrung Einblicke zu ermöglichen, hospitierte ein Teammitglied des CPD in elf unterschiedlichen Pandemiemanagement-Teams des Gesundheitsamts Mannheim. Auf Basis der Hospitationsprotokolle wurde vom Projektteam des CPD nach dem S2PS2-Verfahren ein Leitfaden entwickelt [14] und mit einem Teammitglied aus dem Gesundheitsamt Mannheim getestet und angepasst. Der Interviewleitfaden orientierte sich an folgenden Themen: (1) Organisation des Pandemiemanagements, (2) Veränderungsprozesse und Organisationsentwicklung sowie (3) Digitalisierung und (4) Ideen zur Stärkung des Pandemiemanagements. Die semistrukturierten Interviews wurden in Präsenz oder per Videokonferenz durch Mitarbeiter*innen des Projektteams des CPD geführt. Zur Qualitätssicherung wurden die ersten Interviews jeweils von einem*einer anderen Projektmitarbeiter*in des CPD begleitet und nachbesprochen. Die Interviews (Durchschnittsdauer: 48 Minuten) wurden von einem externen Dienstleistungsunternehmen transkribiert und von Mitarbeiter*innen des Projektteams des CPD Software-unterstützt mittels thematisch strukturierender Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet [15]. Darauf aufbauend identifizierte das gesamte Projektteam Handlungsfelder zur Stärkung des Pandemiemanagements.


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Projektbaustein 2: Bilaterale Priorisierungsgespräche

In Projektbaustein 2 wurden die identifizierten Handlungsfelder im gesamten Projektteam auf Eignung für Projektbaustein 3 geprüft. Als geeignet wurden Handlungsfelder eingestuft, die folgende Kriterien erfüllten: (1) Veränderbarkeit, (2) Bearbeitbarkeit im Rahmen eines Workshops mit Vertreter*innen aus Gesundheitsämtern und (3) Möglichkeit für Gesundheitsämter eigene Erfahrungen und Wissen einzubringen.

Für die bilateralen Priorisierungsgespräche wurden über bestehende Kontakte des Projektteams und des SM weitere Gesundheitsämter in BW rekrutiert. Da die Gesprächspartner*innen einen möglichst umfangreichen Einblick in Prozesse und Strukturen des Pandemiemanagements in ihrem Amt und in BW haben sollten, wurden Gesundheitsamts-, Sachgebiets- oder Abteilungsleiter*innen mit entsprechender Erfahrung für die Gespräche angefragt. In ca. einstündigen Einzelgesprächen wurden die als geeignet eingestuften Handlungsfelder Mitarbeiter*innen aus insgesamt acht Gesundheitsämtern in BW vorgestellt und anschließend von ihnen priorisiert.


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Projektbaustein 3: Workshop

In Projektbaustein 3 wurden im Rahmen eines Workshops (06/22) mit Vertreter*innen aus Gesundheitsämtern in BW und dem SM BW konkrete Handlungsempfehlungen zum priorisierten Handlungsfeld Gesundheitsamtsübergreifende Einheitlichkeit des Pandemiemanagements erarbeitet.

Zusätzlich zu den an Projektbaustein 1 und 2 teilnehmenden Gesundheitsämtern wurden über bestehende Netzwerke des Projektteams und des SM drei weitere Gesundheitsämter rekrutiert. Eingeladen wurden Vertreter*innen mit besonderer Expertise sowie Interesse am Thema und der Weiterentwicklung des ÖGD in BW. Die Auswahl der am Workshop teilnehmenden Person traf das jeweilige Amt.

Der Workshop mit 16 Teilnehmer*innen aus 11 Gesundheitsämtern und dem SM fand unter externer Moderation als 4,5-stündige Videokonferenz statt. Das Projektteam des CPD stellte zu Beginn des Workshops die Kernergebnisse der Interviews vor und übernahm während des Workshops eine beobachtende Rolle, um Inhalte nicht zu beeinflussen. Die Projektmitarbeiter*innen aus dem Gesundheitsamt Mannheim brachten sich für ihr Gesundheitsamt aktiv in den Workshop ein.

Zu Beginn wurden im Plenum Chancen, Risiken und Ideen zur Stärkung der Einheitlichkeit im Pandemiemanagement an Gesundheitsämtern gesammelt und für die anschließende Bearbeitung in vier Kleingruppen thematisch geclustert. In moderierten Kleingruppen wurden Problemanalysen durchgeführt, indem Fragen zu Problemsichtbarkeit, -ursachen und Lösungsansätzen bearbeitet, sowie clusterbezogene Handlungsempfehlungen entworfen wurden. Ergebnisse wurden im Plenum vorgestellt, diskutiert und zusammengefasst.

Die Kernergebnisse des Workshops wurden vom gesamten Projektteam in Form eines zweiseitigen Dokuments mit konkreten Handlungsempfehlungen zusammengestellt, im Umlaufverfahren per E-Mail von den Teilnehmer*innen des Workshops kommentiert und abschließend konsentiert.


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Ergebnisse

Projektbausteine 1 und 2: Semistrukturierte Interviews und bilaterale Priorisierungsgespräche

An den semistrukturierten Interviews nahmen 21 Mitarbeiter*innen aus drei Gesundheitsämtern teil. Eines dieser Gesundheitsämter war ein vergleichsweise großes, eher städtisch geprägtes Amt, das zweite zählte eher zu den kleineren Ämtern in einem ländlich geprägten Landkreis, das dritte zeichnete sich durch ein großes, sowohl städtisch als auch ländlich geprägtes Zuständigkeitsgebiet aus. Ungefähr 40% (8/21) der Teilnehmer*innen der semistrukturierten Interviews stammten aus Gesundheitsberufen, ca. 50% waren bereits vor der Pandemie im ÖGD tätig (9/21) und ca. 75% hatten während der Pandemie eine Leitungsfunktion inne (16/21; z. B. Leitung einer Bearbeitungsgruppe wie das Kontaktpersonenmanagement, Amtsleitung). Insgesamt wurden in den semistrukturierten Interviews 21 Handlungsfelder (Infobox 1) identifiziert.

Infobox 1 Handlungsfelder zur Stärkung des Pandemiemanagements

Gesundheitsamtsinterne Handlungsfelder

Amtsinterne Strukturierung des Pandemiemanagements*

Amtsinterne Prozessgestaltung*

Einführung neuer Programme im Gesundheitsamt*

Amtsinterne Informationsweitergabe*

Verfügbares Personal

Personalakquise

Einarbeitung des (neuen) Personals*

Neues, junges Personal

Motivation

Belastung des Personals*

Teaminteraktion

Gesundheitsamtsexterne Handlungsfelder

Trägheit des ÖGD

Öffentliche Wahrnehmung des ÖGD

Gestaltung der Gesetzgebung

Kommunikation der Gesetzgebung*

Kommunikation mit der Bevölkerung*

Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen*

Kommunikation mit Softwareentwickler*innen, Anpassung an Bedarfe der Gesundheitsämter*

Qualität und Eigenschaften von Softwarelösungen

Gesundheitsamtsübergreifende Einheitlichkeit des Pandemiemanagements*

Datenaustausch

*Handlungsfelder, die die im Methodenteil erläuterten Kriterien erfüllten und in Priorisierungsgesprächen vorgestellt wurden (Projektbaustein 2).

Elf dieser Handlungsfelder wurden im Rahmen von bilateralen Priorisierungsgesprächen Vertreter*innen aus acht Gesundheitsämtern vorgestellt. Zwei Gesundheitsämter, die an den semistrukturierten Interviews teilnahmen, beteiligten sich auch an den bilateralen Priorisierungsgesprächen. Hinzu kamen sechs weitere Gesundheitsämter, mit Zuständigkeiten für 140 000–550 000 Einwohner*innen. Teilnehmer*innen der bilateralen Priorisierungsgespräche hatten alle eine Leitungs- oder Prozessoptimierungsfunktion inne.

Das Handlungsfeld Gesundheitsamtsübergreifende Einheitlichkeit des Pandemiemanagements wurde zur Bearbeitung im Rahmen eines Workshops priorisiert. Vier der acht Gesprächspartner*innen ordneten diesem Handlungsfeld in den bilateralen Priorisierungsgesprächen die höchste Prioritätsstufe zu. Genannte Gründe für die Priorisierung des Handlungsfelds waren die Eignung zur Bearbeitung in einem Workshop, die hohe Relevanz des Themas für die praktische Tätigkeit im Gesundheitsamt und die potentielle Erleichterung der täglichen Arbeit. Weitere Gründe waren die Absicherung und Stärkung vor allem räumlich nahe gelegener Gesundheitsämter gegenüber Kritik von außen sowie der während der Pandemie häufig verspürte Wunsch nach konkreten zentralen Vorgaben und Austauschformaten. Gesprächspartner*innen berichteten außerdem von Vorerfahrungen im Zusammenhang mit dem Handlungsfeld (z. B. Amtsleitungsrunden), die als gute Grundlage für weitere Diskussionen wahrgenommen wurden. Gesprächspartner*innen, die das Handlungsfeld nicht priorisierten, beschrieben bereits erfolgte Versuche, in den amtsübergreifenden Austausch zu kommen, als erfolglos.

Auch in den semistrukturierten Interviews war dieses Handlungsfeld sehr präsent: neun Teilnehmer*innen aus allen Gesundheitsämtern, vorwiegend mit Leitungsfunktion im Pandemiemanagement (8/9), berichteten von wahrgenommenen Barrieren und Verbesserungsvorschlägen in Bezug auf dieses Handlungsfeld. Als Barrieren wurden u. a. das föderale System, das Einzellösungen in Gesundheitsämtern fördere, und uneinheitliche Vorgehensweisen innerhalb eines Bundeslands bei fehlendem Austausch sowie uneinheitlichen Vorgaben und Softwarelösungen genannt. Eine teilnehmende Person berichtete:

„Ja, also, was ich bis heute nicht verstehe, ist, dass jedes Gesundheitsamt bei jeder neuen Coronaverordnung, die ja eigentlich bundeslandweit gilt, selbständig analysieren muss, interpretieren muss und darauf eingehen muss. Also, das verstehe ich bis heute noch nicht.“


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Projektbaustein 3: Workshop

Zusätzlich zu den teilnehmenden Gesundheitsämtern aus Projektbaustein 1 und 2 (8/9) nahmen drei weitere Gesundheitsämter mit Zuständigkeiten für 290 000–550 00 Einwohner*innen am Workshop zum Thema Gesundheitsamtsübergreifende Einheitlichkeit des Pandemiemanagements teil. Die insgesamt 16 Workshopteilnehmer*innen aus 11 Gesundheitsämtern (5 Mitarbeitende und 8 (stellvertretende) Abteilungs-/Amtsleitungen, 3 Mitarbeitende des SM) gaben an, bereits in verschiedenen Bereichen gesundheitsamtsübergreifende Vorgehensweisen etabliert zu haben (z. B. einheitlicher Hygiene-Leitfaden im Kita-Bereich, wöchentliche Austauschrunden mit Nachbarlandkreisen in akuten Phasen der Pandemie).

Gesundheitsamtsübergreifende einheitliche Vorgehensweisen wurden als notwendig eingeschätzt und als zweckdienliche Maßnahme zur Qualitätssicherung wahrgenommen, die Ressourcen sparen könne, einzelne Gesundheitsämter weniger angreifbar mache, mehr Transparenz ermögliche, zu einer größeren Akzeptanz in der Bevölkerung beitrage und einen Personalaustausch zur Unterstützung besonders belasteter Gesundheitsämter ermöglichen könne. Einheitliche Vorgehensweisen sollten jedoch nicht als Verbindlichkeiten bezüglich aller Aufgabenfelder eines Gesundheitsamts verstanden werden, da diese auch die Flexibilität einzelner Gesundheitsämter einschränken und bei ggf. langwieriger Entwicklung zeitliche Verzögerungen bedeuten könnten.

Die zu Beginn des Workshops im Plenum gesammelten Ideen zur Stärkung der Einheitlichkeit im Pandemiemanagement wurden zur Bearbeitung in Kleingruppen thematisch geclustert (Kommunikation/Austausch auf operativer Ebene, digitale Unterstützung, Orientierung durch Standards und Forderungen an die Politik). Die nach einer clusterbezogenen Problemanalyse in den Kleingruppen entwickelten Handlungsempfehlungen wurden im Plenum vorgestellt, diskutiert und zusammengefasst (ausführliche Darstellung im Projektabschlussbericht [15]). Infobox 2 stellt die zusammengeführten, durch das Studienteam thematisch in fünf Bereiche strukturierten Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Einheitlichkeit im Pandemiemanagement an Gesundheitsämtern dar: (1) Beibehalten des regelmäßigen Austausches zwischen den Leitungen der Gesundheitsämter und dem SM BW, (2) Etablierung eines regelmäßigen Austauschformats zwischen den Gesundheitsämtern auf operativer Ebene, (3) Schaffung und Nutzung einer digitalen Plattform für Wissensaustausch und Zusammenarbeit, (4) Vereinfachung des digitalen Datenaustauschs sowie (5) Beteiligung der Gesundheitsämter. Die Handlungsempfehlungen wurden durch alle Teilnehmer*innen ohne inhaltlichen Diskussionsbedarf und mit einer Formulierungsänderung konsentiert.


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Diskussion

Im hier vorgestellten Projekt wurden für das priorisierte Handlungsfeld Gesundheitsamtsübergreifende Einheitlichkeit des Pandemiemanagements konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt und konsentiert.

Allen Handlungsempfehlungen ist gemein, dass skalierbare Regelstrukturen und -prozesse geschaffen werden sollten. Diese Ergebnisse werden von kürzlich veröffentlichten Beiträgen gestützt: Die Fähigkeit zur Anpassung und zum raschen Kapazitätsaufbau in Krisenzeiten kann wesentlich zur Resilienz eines Systems beitragen [5]. Dabei wird dem Aufbau eines resilienten ÖGD bereits in „Normalzeiten“, d. h. in Vorbereitung auf eine Krise, große Wichtigkeit beigemessen [16]. Durch vielfältige, teils schwer vorhersehbare und kurzfristige Veränderungen der Lage ist im Krisenfall eine strukturierte, geplante und bereits bewährte Reaktion nur selten möglich [17].

Der Austausch sowohl zwischen Gesundheitsämtern auf operativer Ebene als auch zwischen den Gesundheitsämtern und übergeordneten Behörden spielte bei den Handlungsempfehlungen eine zentrale Rolle. Zu vergleichbaren Schlussfolgerungen kommt eine Studie aus Taiwan, in der die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Verwaltungseinheiten eines Staats und nicht-staatlichen Institutionen für die Vorbereitung und Reaktion auf Epidemien als essentiell beschrieben wurde. Besonders wurden dabei Netzwerke zur Förderung der Kommunikation zwischen nationalen und lokalen Regierungsebenen und lokalen Gesundheitsbehörden betont [18]. Auch im Gutachten des Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege wird die Bedeutung des Austauschs zwischen Regionen für die Krisenbewältigung hervorgehoben und die Wichtigkeit guter Vernetzung innerhalb des ÖGD sowie zwischen dem ÖGD und anderen Sektoren thematisiert [16]. Zudem wird Interoperabilität digitaler Anwendungen gefordert, die in den Handlungsempfehlungen ebenfalls von zentraler Bedeutung für den digitalen Austausch war. Eine bereits während der Projektphase bundesweit laufende Pilotierung einer digitalen Austauschplattform [19] wurde von Teilnehmer*innen zwar als Schritt in die richtige Richtung empfunden, im Hinblick auf fehlende Bekanntheit, eingeschränkte Nutzbarkeit durch lokale Aspekte der IT-Sicherheit sowie fehlende Moderation als nicht ausreichend wahrgenommen.

Stärken und Limitationen

In diesem Projekt konnten Handlungsfelder zur Stärkung des Pandemiemanagements identifiziert und erstmals konkrete Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Einheitlichkeit im Pandemiemanagement an Gesundheitsämtern abgeleitet werden, deren Relevanz für die Praxis durch die Beteiligung unterschiedlicher Gesundheitsämter in BW gestärkt werden sollte. Das Projekt leistet damit einen Beitrag zur Stärkung der Resilienz des ÖGD.

Die Projektergebnisse können durch die Rahmenbedingungen an den drei Gesundheitsämtern geprägt sein, mit deren Mitarbeiter*innen Interviews geführt wurden. Da die identifizierten Handlungsfelder von den Teilnehmer*innen der Priorisierungsgespräche aus acht Gesundheitsämtern als hoch relevant eingestuft wurden und der Workshop unter breiter Beteiligung von insgesamt 11 Gesundheitsämtern stattfand, kann davon ausgegangen werden, dass die konsentierten Handlungsempfehlungen ein ausgewogenes Bild der Bedarfslage an den 38 Gesundheitsämtern in BW vermitteln.

Das Kooperationsprojekt, das von einer Abteilung für Public Health einer Medizinischen Fakultät und einem Gesundheitsamt durchgeführt wurde, setzt eine zentrale Forderung des Pakts für den ÖGD um, in dem eine vertiefte Zusammenarbeit zwischen ÖGD und Wissenschaft angestrebt wird [20]. Das Projekt zeigt Methoden der engeren Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Institutionen des ÖGD und der Wissenschaft auf und trägt zu einem Paradigmenwechsel vom „beforschten ÖGD“ hin zu einem „forschenden ÖGD“ bei [1].


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Ausblick

Die Handlungsempfehlungen können auf mehrfache Weise in die Weiterentwicklung des Pandemiemanagements und die Stärkung der Krisenresilienz in BW einfließen. In einem ersten Schritt könnten die Handlungsempfehlungen aus dem Workshop im ÖGD umgesetzt werden, wobei die Umsetzung der Empfehlungen durch ihre Praxisnähe unterstützt wird. Während einzelne Handlungsempfehlungen investiver Natur sind und sich aufgrund notwendiger Vorarbeiten nur mittelfristig realisieren lassen (z. B. Infrastruktur zum datenschutzkonformen Austausch), können andere Empfehlungen kurzfristig ohne wesentliche Investitionen in die Infrastruktur umgesetzt werden (z. B. Etablierung regelmäßiger Austauschformate). Angesichts des großen Interesses der beteiligten Gesundheitsämter am Projekt sollte eine engmaschige Einbindung von Gesundheitsämtern in die Umsetzung der Empfehlungen erwogen werden, auch um auf mögliche Widerstände, wie z. B. Bedenken hinsichtlich der Flexibilität, eingehen zu können.

Infobox 2 Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Einheitlichkeit im Pandemiemanagement an Gesundheitsämtern in Baden-Württemberg.Die Reihung der Empfehlung erfolgte auf Basis inhaltlicher Passunng und ist nicht als Prioritätensetzung zu verstehen.

Allgemein

  • Es sollten Regelstrukturen und -prozesse geschaffen werden, die in Krisensituationen rasch skaliert werden können.

  • Es sollten Ressourcen für eine klare Zuständigkeit in Organisation und Umsetzung der genannten Empfehlungen bereitgestellt werden.

Persönlicher Austausch

Leitungen der Gesundheitsämter und Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration

  • Der bereits bestehende regelmäßige Austausch zwischen den Leitungen der Gesundheitsämter und dem Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration sollte beibehalten werden.

Mitarbeitende aus Gesundheitsämtern auf operativer Ebene

  • Zusätzlich sollten regelmäßige Austauschformate auf operativer Ebene, d. h. unterhalb der Amtsleitungsebene geschaffen werden.

    • Um den Austausch nachhaltig zu stärken, sollten in den Gesundheitsämtern mehr Ressourcen für den Austausch zur Verfügung gestellt werden.

    • Um den Austausch effizienter zu gestalten und die Anzahl der Personen auf eine Größe zu beschränken, die für alle Beteiligten einen besseren Austausch ermöglicht, könnten die Regierungsbezirke mit den Regierungspräsidien als mittlere Ebene zwischen den Landesbehörden und den einzelnen Gesundheitsämtern genutzt werden.

    • Um Verbindlichkeit zu schaffen, sollten Verantwortlichkeiten hinsichtlich der Organisation klar definiert werden (z.B. Benennung offiziell zuständiger Personen, konkrete Einladung mit Link und Datum).

    • Um den Austausch gewinnbringend zu gestalten, sollten Bedarfe und Probleme in den teilnehmenden Gesundheitsämtern vorab zusammengetragen werden.

Digitaler Austausch

Angebot einer digitalen Plattform für Wissensaustausch und Zusammenarbeit

  • Es sollte eine digitale Plattform für Wissensaustausch und Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsämtern geschaffen werden. Die Plattform sollte auch Möglichkeiten zum asynchronen Austausch von Leitfäden oder Best-Practice-Beispielen sowie zur synchronen Zusammenarbeit in Form eines Chats bieten.

    • Um eine breitflächige Nutzung zu ermöglichen, sollte die digitale Plattform allen Gesundheitsämtern bekannt und für alle Ämter zugänglich und niederschwellig nutzbar sein.

    • Um die langfristige Nutzung, die Aktualität und die Übersichtlichkeit der Plattform zu fördern, sollte die Plattform moderiert werden (z.B. könnte hierfür eine Stelle im Sozialministerium geschaffen werden).

    Vereinfachung des digitalen Datenaustauschs

    • Es sollte für alle Gesundheitsämter zeitnah die Möglichkeit geschaffen werden, sensible Daten datenschutzkonform auszutauschen (z.B. personenbezogene Daten, Fallaustausch).

    • Langfristig sollte die Nutzung einheitlicher Programme angestrebt werden (u.a. im Fallmanagement).

    Beteiligung von Gesundheitsämtern

    Beteiligung der Gesundheitsämter an der Erstellung verbindlicher und leicht verständlicher Dokumente für den Öffentlichen Gesundheitsdienst

    • Gesundheitsämter sollten bei relevanten Fragen zum Pandemiemanagement einbezogen werden.

      • Um eine Beteiligung zu ermöglichen, sollten Gesundheitsämter mehr Ressourcen für die Beteiligung an partizipativen Prozessen bereitstellen.

    • Gesundheitsämter sollten beispielsweise bei der Entwicklung von Gesetzestexten miteinbezogen werden.

    • Gesetzestexte und Verordnungen sollten für die Gesundheitsämter in einheitlichen und gut verständlichen Handlungsleitfäden aufbereitet werden.

      • Um Fragen der Umsetzbarkeit und Praktikabilität zeitgerecht zu adressieren, sollte die operative Ebene der Gesundheitsämter frühzeitig an der Erstellung der Leitfäden beteiligt werden.

    • Gesundheitsämter sollten in die Entwicklung einheitlicher digitaler Lösungen einbezogen werden.

Das sequenzielle Vorgehen aus Identifikation von wahrgenommenen wichtigen Handlungsfeldern, partizipativer Priorisierung der Handlungsfelder sowie Workshop und darauffolgender Konsentierung der Empfehlungen hat sich als sinnvoll erwiesen und könnte zukünftig für weitere Handlungsfelder übernommen werden. Die aufwendige qualitative Studie im Vorfeld des Workshops konnte die Relevanz des Themas für Teilnehmer*innen sichern und ermöglichte unabhängig von der Entwicklung konkreter Handlungsempfehlungen erstmals eine multiperspektivische Darstellung des Pandemiemanagements in Gesundheitsämtern und eine inhaltlich vielschichtige Beschreibung der Herausforderungen und Erfolgsfaktoren eines gelingenden Pandemiemanagements.

In Zukunft könnten ähnliche Fragestellungen mit einer, den Ressourcen und der Fragestellung angepassten sequenziellen Herangehensweise bearbeitet werden. Zur raschen partizipativen Bedarfsermittlung wäre z. B. denkbar, die qualitative Studie durch eine online Delphi-Befragung zu ersetzen, um, unter Verzicht eines tieferen vielschichtigen Verständnisses, eine rasche Eingrenzung der Handlungsfelder zu erreichen. Um in Zukunft Evidenzlücken kurzfristig schließen zu können, erscheint darüber hinaus die Etablierung eines Netzwerks aus Gesundheitsämtern sinnvoll, die an Forschung zum ÖGD interessiert sind und die im Bedarfsfall rasch für gemeinsame Forschungsprojekte gewonnen werden können.


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Funding Information

Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg


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Interessenkonflikt

Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Danksagung

Wir danken allen Mitarbeiter*innen aus den Gesundheitsämtern in Baden-Württemberg, die an unserem Projekt teilgenommen haben, für ihre wertvollen Einblicke und Einschätzungen, ohne die diese Arbeit nicht möglich gewesen wäre.


Korrespondenzadresse

Dr. Maria Steinisch
Fachbereich Jugendamt und Gesundheitsamt
Stadt Mannheim
R1,12
68161 Mannheim
Germany   

Publication History

Received: 15 February 2024

Accepted after revision: 24 October 2024

Article published online:
30 April 2025

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